Bands:

Green Carnation / Bleak Origin / Divin Temptation / Richtaste
Location: Markthalle (Burgdorf /Schweiz)

Datum:

17.Dezember 2005
Anlass: 1. Burgdorfer Rock Night
Autor: Nando Rohner

 

Endlich war es soweit, die 1. Burgdorf Rock Night stand vor der Tür und somit auch eines der musikalischen Highlights des Jahres 2005. Denn niemand geringeres als die Norwegische Hammerband Green Carnation, sollte an diesem Event ihren ersten Auftritt in der Schweiz absolvieren. Und so machte sich der werte Schreiberling voller Vorfreue auf den Weg nach Burgdorf, um den Dingen zu harren die da kommen sollten.

Der Publikumsandrang, den die Rock Night verzeichnen konnte, war durchaus ansehnlich. Auch wenn man festhalten muss, dass sich wenige nur Metaller und dafür sehr viele "Normalsterbliche" nach Burgdorf verirrt hatten, was wiederum im späteren Verlauf des Abends durchaus ins Gewicht fallen sollte. Doch zuerst stand der Auftritt von Richtaste auf dem Programm, die mit ihrem eingängigen Rock für den lockeren Start des Konzertabends sorgten. Von Anfang an bauten Richtaste eine solide Stimmung auf, auch wenn es ihnen nicht gelang die gesamte Halle mitzureißen. Denn für das reagierten viele der Zuschauer zu zurückhaltend, beobachteten das Geschehen lieber aus der sicheren Ferne und gingen auch nicht auf die Motivationsversuche von Sänger Stefan Fankhauser ein. Ganz anders hingegen verhielten sich die Leute in der vorderen Publikumsreihe und so wurde dort getanzt, gehüpft und einfach nur eine geile Party gemacht. Die Band bedankte sich für das mit einer guten Instrumentalleistung, wobei aber in Sachen Bewegungsfreude sicherlich noch eine gehörige Steigerung vorgenommen werden muss. Zwar standen Richtaste nicht wie angewurzelt an ihren Plätzen, aber ein wenig mehr Aktion auf der Bühne hätte die Partytaugliche Musik Positiv unterstützt. Und so endete nach 30 Minuten ein solider Auftritt, der teilweise unter dem nötigen Publikumsinteresse zu leiden hatte, aber dennoch zu Unterhalten vermochte.

Nach kurzem Umbau schlug die Stunde für die Österreicher von Divine Temptation, die schon im Jahr 2004 im Vorprogramm von Threshold und Dead Soul Tribe die Schweiz besucht hatten. Und wie schon damals, lag auch an diesem Abend der Songtechnische Schwerpunkt beim Debüt- und Konzeptalbum "Dracula ...for all life is the blood". Jedoch muss im direkten Vergleich attestiert werden, dass Divin Temptation an diesem Abend einen weitaus besseren und somit auch überzeugenderen Eindruck hinterliessen, als damals bei ihrem Gig im z7. Vor allem das gesangliche Zusammenspiel von Sängerin Barbara Peer und Sänger / Bassist Marco"Snake"Modl, hat in der Zwischenzeit einen deutlichen Reifungsprozess durchgemacht. Aber auch der Rest der Band, konnte an diesem Abend mit einer amtlichen Leistung überzeugen und setzte jede musikalische Ausdrucksform mit dem nötigen handwerklichen Geschick um. Egal ob härtere, sanfte oder auch progressiv Verspielte Passagen, Divin Temptation boten das volle Programm und hinterliessen im Allgemeinen einen sehr sympathischen Eindruck. Dies wurde auch vom "unmetallischen" Publikum mit einer gesteigerten Aufmerksamkeit belohnt, auch wenn es anzumerken war dass viele mit der Musik der Österreicher nicht vertraut und teils gar überfordert waren. Das war wiederum sehr bedauerlich, da mit Songs wie "Nebukadnezar", "Escape the dragon's fangs" oder auch "The Vampire Hunters" ein sehr überzeugendes Programm aufgefahren wurde. Zwar lockerte sich mit der Zeit die Stimmung immer wie mehr, wurde das Publikum langsam zugänglicher für die dargebotene Musik und ging teilweise sogar richtig ab. Aber der Band wäre definitiv eine grössere und euphorische Resonanz zu wünschen gewesen. Vor allem wenn man bedenkt das Divin Temptation eine sehr schwierige Anreise durchs winterliche Schneechaos bewältigen mussten, um an die Rock Night zu gelangen. Doch leider fiel der Zuspruch im Gesamten nicht so aus, wie es die Band ohne Zweifel verdient hätte. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass Divin Temptation im Grunde in allen belangen überzeugen konnten und somit einen ordentlichen Auftritt hinlegten.

War das "normale" Publikum schon mit Divin Temptation musikalisch bis aufs äusserste gefordert worden, so wurde es nun mit dem Auftritt von Bleak Origin endgültig an seine Grenzen geführt. Denn die noch junge Band hat sich ganz und gar dem progressiven Rock verschrieben, der alles ist, nur nicht eingängig oder leichtverdaulich. Ohne zu zögern legte die Band mit einem "kurzen" ca. 10-Minütigen Song los, in dem schon der ganze musikalische Anspruch von Bleak Origin zum tragen kam. Hier wurden keine eingängigen Melodien zelebriert, sondern es herrschte das Gesetzt der verschlungenen Songstrukturen, die sehr viel Zeit benötigen um vom Zuhörer entschlüsselt zu werden. Und dementsprechend reagierte das Publikum auch, da nur wenige das Interesse und den Nerv dazu aufbrachten, sich der Musik von Bleak Origin hinzugeben. Das änderte sich auch nicht bei Song No.2, der einen ersten Ausblick auf das kommende Konzeptalbum "The Book of Living Again" bot und mit einer Länge von über 20 Minuten zu Buche schlug. Den ganzen Song über hielt sich der grösste Teil des Publikums von der Bühne fern, während ein paar Hartgesottenen Fans den Song mit der nötigen Aufmerksamkeit bedachten. Nur bei den vereinzelten harten Gitarrenpassagen, liessen sich auch die "Normalen" zu einer anerkennenden Reaktion bewegen und zeigten ein wenig Bewegung. Es war schon ein wenig beschämend, da stand eine sehr talentierte und hoffnungsvolle Jungband auf der Bühne und nur wenige kümmerte das wirklich. Denn Bleak Origin waren nicht nur mit viel Herzblut dabei, sondern bewiesen mit jeder gespielten Note ihr instrumentales Talent, das auch nicht vor anspruchsvollsten Passagen halt machte. Einzig in Sachen Bewegungsfreude muss in Zukunft noch ein guter Haufen Aktionsfreude nachgeschaufelt werden, da in dieser Hinsicht noch starker Nachholbedarf herrscht. Auch mit dem dritten und letzten Song des Sets, konnten Bleak Origin die Halle nicht vollumfänglich begeistern und dies obwohl dieser eindeutig rockiger durch die Boxen hämmerte. So endete ein technisch einwandfreier Gig, der aber musikalisch die meisten Zuschauer überforderte und somit leider nicht seine volle Wirkung entfalten konnte.

Nun war es endlich soweit! Green Carnation standen auf dem Programm und was für eine Live-Macht die Norweger sind, wurde von Anfang an unmissverständlich klar gemacht. Ohne zu zögern rockten Grenn Carnation alles in Grund und Boden, liessen es erst gar nicht zu dass sich jemand ihrer Musik entziehen konnten. Denn nun galt die Devise, wer nicht rockt ist entweder Tod oder besitzt den musikalischen Geschmack eines Warzenschweins. Mit "Crushed to Dust" wurde dem Publikum ein Eröffnungssong entgegengeschmettert, wie er besser nicht sein konnte. Aber auch das darauf folgende "Just when you think its Safe" verfehlte seine Wirkung nicht, lies sowohl das "Metallische" wie auch "Normale" Publikum richtig steil abgehen. Die gesamte Band präsentierte sich in superber Spiellaune, während Sänger Kjetil Nordhus über alle Massen begnadet sang und den grundsympathischen Frontmann mimte, dem der Spass an der Sache an der Nasenspitze abzulesen war. Die Songauswahl beschränkte sich dabei auf die letzen beiden Hammeralben "Blessing in Disguise" und "The Quiet Offspring", wobei vor allem die rockigen Stücke Berücksichtigung fanden. So kam das Publikum in den Genuss von Erstklasssongs wie "The Quiet Offspring", "Between the Gentle Small and the Standing Tall", "Purple Door, Pitch Black", "Into Deep", "Writings on the Wall" oder auch dem nur selten gespielten "Lullaby in Winter". Bei "Dead but Dreaming" drifteten Grenn Carnation im Mittelteil in eine entspannte Jamsession ab, bei der sich die Instrumentalfraktion mit viel Gusto austobte und sowohl karibische Regaklänge, wie auch Versatzstücke des Rockklassikers "Black Betty" einbauten. Mit dem besinnlichen "Rain" wurde jedoch auch für eine etwas romantischere Stimmung gesorgt, bei der zu Recht vom Publikum einige Feuerzeuge geschwenkt wurden. Und so schnell wie sie gekommen waren, war das Vergnügen auch schon wieder vorbei und die 1 ½ Stunden Spielzeit schienen wie im Flug verstrichen zu sein. Unter lautem Applaus verabschiedeten sich Grenn Carnation vom Publikum und es bleibt nur zu hoffen, dass sie bald wieder Mal die Schweiz beehren werden.

Somit ging ein sehr solider Abend zu Ende, der im Grunde einfach unter dem teils falschen Publikum zu leiden hat. Dennoch bleibt zu hoffen, dass es nächstes Jahr wieder eine Rock Night geben wird und das wieder eine super Band wie Grenn Carnation als Headliner gewonnenen werden kann.

Nando Rohner - http://www.sounds2move.de/ / 19.Dezember 2005

 

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