Der Entwicklungssprung von
Vorgängeralbum “Profundemonium” zu „A New Dimension Of Might“ ist meiner Meinung
nach spektakulär. Nicht nur, dass sich Trail Of Tears allerspätestens mit diesem
Album in der ersten Liga des Gothic Metal etabliert haben; nein, auch die
Tatsache, dass Ronny Thorsen seine musikalische Vision in eine bombastischere
und zeitgleich härtere Ausrichtung gelenkt hat, spricht für „A New Dimension Of
Might“. So begrüßt einen der Opener „Ecstatic“
mit Blastbeats und einer relativ dickschichtigen Melodielinie, die von Synthies
erzeugt wird. Chorale Einsprengsel, weibliche Vocals, Ronnys Kreischorgan und
ähnliches lassen befürchten, dass dieses Lied überfrachtet wird. Stattdessen
wirkt „Ecstatic“ aufgeräumt, liebevoll bis ins Detail durchdacht und jederzeit
souverän. „Ecstatic“ offenbart sich als kleines Meisterwerk, denn Trail Of Tears
gelingt es eindrucksvoll, jedes klangliche Element an richtiger Stelle zu
platzieren. „A Fate Sealed In Red“ beginnt langsam, beinahe zähflüssig und
träge, bevor eine treibende Doublebass und eine symphonische Melodielinie
jegliche Trägheit im Keim ersticken. Der Spannungsaufbau ist hier extrem
gelungen, so dass ich mich als Hörer beim Auftreten des ersten Blastbeats in
einen Strudel der Verzweiflung und des Zornes versinken sehe. Auch hier ist der
Songaufbau sehr dynamisch und flexibel gehalten. So wird der Hörer von erwähntem
trägen langsamen Passagen bis hin zu aggressiven Metalparts geschleudert.
„Splendid Coma Visions“ hat einen netten, groovigen „Die die die“-Mittelpart,
der zum gepflegten Mitschreien einlädt. Auch hier ist das Keyboard
melodiebestimmend und agiert nicht nur unterstützend. „Denial And Pride“ ertönt
verhältnismäßig eingängig und fällt bis auf moderne Synthieeffekte nicht weiter
auf. „Obedience In The Absence Of Logic“ reißt das Niveau schlagartig nach oben
und befindet sich auf einer Ebene mit „Ecstatic“. Den Bonustrack „Caffeine“ (Faith
No More) hätten sich die Herrschaften allerdings schenken können.
„A New
Dimension Of Might“ katapulierte Trail Of Tears auf eine neue Ebene.
“Profundemonium” ist gut,
setzt die richtigen Akzente und ist dabei in sich stimmig, aber “A New Dimension
Of Might” ist Klassen, Welten besser. Geht man davon aus, dass Tristania nach
„World Of Glass“ (2001) nur noch Schrott zusammengeschrieben haben, so bildet
Trail Of Tears seit diesem Album die alleinige Spitze im Bereich des
melodiegeschwängerten, symphonischen, bombastischen und dennoch harten Metal.
(CS) |
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