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STECKBRIEF

 

 
Name: Ivar Bjørnson & Grutle Kjellson  
Band: ENSLAVED  
Position / Instrument: Gitarre & Gesang  
Herkunft: Norwegen

 

 
 

Aktuelle Veröffentlichung:

 
 

 
 

"Ruun"

 

 
Link: www.enslaved.no  

 

1.) Welche Scheibe hat in diesem Jahr die meisten Runden in deinem CD-Player gedreht? Warum gerade diese Scheibe?

Ivar: Das muss wohl “Dark Side Of The Moon” von Pink Floyd gewesen sein. Roger Waters hat sein erstes (und ich glaube auch letztes) Konzert in meiner Heimatstadt Bergen gespielt, im Mai. Meine Firma belieferte die Crew vor Ort, und so konnte ich sowohl ein bisschen vom Soundcheck und auch vom Gig selbst aus sehr guter Position mitbekommen. Es handelte sich um eine „Dark Side Of The Moon“-Show, also hab ich mir die Scheibe vor dem Gig angehört, und weil sie so gut war, hab ich sie mit hinterher noch viel öfter zu Gemüte geführt. Ich habe mir auch das Albumcover auf den Arm tätowieren lassen, also werde ich sehr oft daran erinnert, hehe.

2.) Gab es ein Album oder einen Song, der dich im negativen Sinn dazu veranlasst hat, sofort die Anlage oder den Player auszuschalten?

Ivar: Leider ja. Heutzutage werden viele CDs auf die Menschheit losgelassen, die das Presswerk NIE hätten verlassen sollen. Das ist das Problem mit der Technologie, MySpace und kostenlosem Aufnahmeequipment für zu Hause: Jeder ist ein verdammter Aufnahme-Künstler, niemand ist mehr da, der die Scheiße herausfiltern kann. Jeder ist ein Reality-TV-Star; Es ist als ob man nicht existent wäre, bevor man Corpsepaint aufträgt und furchtbare Aufnahmen herumschickt, nachdem man eine Woche lang sein Instrument spielt. Verdammt. 

3.) Wenn du am Ende des Jahres auf die zurückliegenden Monate schaust, gibt es dann einen oder mehrere Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind? Ein Moment während einer Tour, einem Konzert oder auch abseits der Bühne vielleicht.

Ivar: Ja – die Wacken und Hellfest Shows werd ich nie vergessen. Zwei sehr unterschiedliche Nächte, aber für mich vielleicht bisher die Highlights für mich, Wacken mit dem Sonnenuntergang und dem unglaublichen Publikum, das Hellfest mit seinem Mitternachts-Mysterium und der magischen Atmosphäre.

4.) Das Jahr geht nun seinem Ende entgegen. Unzählige Alben wurden veröffentlicht, alte Bands sind verschwunden, neue dazu gekommen etc. Wie hast du persönlich das vergangene Jahr aus musikalischer Sicht wahrgenommen?

Ivar: Wie ich bereits sagte, ich hoffe, das endlich mal jemand merkt, dass einfach zu viel Müll im Umlauf ist, wenn die Szene überleben will, dann muss sich wesentlich strenger werden in Bezug dessen, was an die Oberfläche gelangt. Und für uns ist es auch seltsam, jetzt, da wir 16 Jahre als Band im Geschäft sind, zu sehen, wie all die alten Bands verschwinden, und noch viel faszinierender ist es, zu sehen wie die ganzen alten Herren dank ihrer Reunion Shows ihre finanziellen Sorgen mit einem Streich vergessen, hehe.

5.) Gibt es eine Person, die dich in den letzten 12 Monaten beeindruckt bzw. begeistert hat oder die dir anderweitig positiv aufgefallen ist? Falls ja: Aus welchen Gründen?

Ivar: Al Gore ist mir aufgefallen. Ich hab keine Ahnung, ob seine Beweggründe echt sind, oder kommerziell oder was auch immer, aber ich bewundere, dass er so sehr den Fokus auf diese sehr wichtigen Themen liegt. Go Al! 

6.) In den Köpfen der Menschen existiert dieses klassische Bild vom Weihnachtsabend im familiären Kreis, mit Baum, Geschenken und all den anderen Klischees. Würdest du sagen, dass dein Weihnachtsfest diesen Klischees teilweise oder sogar gänzlich entspricht? Und weißt du schon wie du Weihnachten und Silvester zubringen wirst?

Ivar: Ich glaube, wir sind da ziemlich typisch, aber nicht im religiösen Sinne. Ich feiere immer noch mit meiner Familie; Meine Frau und ich haben immer noch keine Kinder, also sind wir zu Weihnachten eher noch „Kinder“ für unsere Eltern. Meine Familie ist beinahe schon militant anti-religlös, deshalb stören keine Jesus oder Engel die Feierlichkeiten. Es geht nur darum, sich gegenseitig zu schätzen, den Jahreswechsel zu feiern, wie eine Art Warm-Up zum Neujahrsfest. Ach, und das Essen…mir läuft das Wasser schon im Munde zusammen. Weihnachten mit meiner Familie in Bergen - Silvester wird mit Enslaved gefeiert, mit unserer Crew und dem Management.-  ist also wie das jeder anderen Familie auch. Wir haben immer 4 oder 5 verschiedene Sorten Fleisch (unsere Freunde gehen auf die Jagd), Tonnen von gutem Likör und Bier. Und natürlich idiotische Wettbewerbe mit nutzlosen Preisen. Nicht, dass die Leute einschlafen und der Rest sie bemalt. 

7.) Nehmen wir einmal an, du würdest zu Weihnachten verschieden große Geschenke verteilen. Wer bekommt warum das größte / wertvollste von dir? Und was könnte das sein?

Grutle: Ich kaufe das teuerste Geschenk immer für meine Freundin, als eine Art Gegenleistung für das, was sie den Rest des Jahres aushalten muss, weil sie meine Freundin ist…Was es dieses Jahr sein wird weiß ich aber noch nicht. Vielleicht sollte ich sie mit meinem Verschwinden erfreuen und nie zurückkehren??? He, he, he…nein, wahrscheinlich wird es irgendetwas Kosmetisches sein, von dem ich keine Ahnung habe, was aber trotzdem ziemlich Geld kostet.

8.) Anders herum gefragt: Kannst du dich noch an das schönste oder schlimmste Geschenk erinnern, das du bisher zu Weihnachten bekommen hast?

Grutle: Das „We Can’t Dance“-Album von Genesis auf Kassette vor ein paar Jahren. Ich liebe Genesis von 70 bis 77, aber hör mal... haha.

9.) Multiple-Choice: Welche Umschreibung für Weihnachten und seine Bedeutung trifft es deiner Meinung nach am besten und warum?:

a) Traditionelle, besinnliche Zeit mit der Familie
b)
 Feiertage im Zeichen der Religion und Gläubigkeit
c)
 Ein paar willkommene freie Tage vom Arbeitsalltag
d)
 Kommerz und geheuchelter Frieden

Grutle:  Für mich wird es wohl immer A sein. Obwohl ich auch die verstehen kann, die sich für D entscheiden. Meine Familie hat schon immer ein paar Tage zusammen verbracht und gefressen und gesoffen als gäb’s kein Morgen. Religiöse Beziehungen gab es bei uns nie. Wir verbringen einfach eine angenehme Zeit miteinander. Das Fest wurde in Norwegen schon lange vor der Christianisierung gefeiert. Die Christen waren aber nie clever genug, das Fest von Jól in Weihnachten zu ändern. Das Gleiche haben sie bei den meisten ihrer Feierlichkeiten getan, sie haben von vorchristlichen Bräuchen und Festen abgeschaut und gestohlen. Das Lustige ist, dass das Fest hier immer noch so heißt. Man nennt es hier immer noch Jul- von "Jólablot" - und nicht Weihnachten.

10.) Für viele ist die Weihnachtszeit mit einer gewissen Musik verbunden, etwa den klassischen Weihnachtsliedern oder einer gediegenen Klassik. Wie sieht die Sache bei dir zu Hause auf: Schallte dort auch „Jingle Bells“ durch den Flur oder hältst du dich von solcherlei Klängen fern?

Grutle: “No presents for Christmas” von King Diamond vielleicht? Nein, ehrlich, ich höre keine Weihnachtsmusik. Normalerweise gibt’s bei uns was zu Essen, wir packen Geschenke aus und danach spielen wir Trivial Pursuit und trinken Aquavit bis wir einschlafen.

11.) Zum Abschluss lass und noch einen Blick in die Zukunft und den Start ins nächste Jahr sprechen: Welche konkreten Pläne hast du bezüglich deiner Band schon jetzt für das nächste Jahr? Was können wir von euch erwarten?

Grutle: Wir werden unser neues Album aufnehmen und veröffentlichen. Die Aufnahmen werden im Januar/Februar nächsten Jahres stattfinden und das Ganze wird dann im Herbst veröffentlicht. Wir haben schon ein paar Festivals für nächstes Jahr gebucht und da werden sicher noch ein paar dazukommen. Und wir hoffen, dass wir im kommenden Winter dann mit unserem neuen Album touren werden.

Markus Rutten - www.sounds2move.de