Enslaved „Ruun“ / VÖ 22.05.2006

Haben Sie Probleme beim Einschlafen? Liegen Sie oft wach im Bett, wälzen sich hin und her, weil der Schlaf einfach nicht kommen will? Enslaved präsentieren die Lösung für dieses Problem: ihr neues Album „Ruun“. Die Wirkung ist verblüffend, schon nach wenigen der 8 Songs fallen die Augenlider. Zumindest war das ein Effekt, den „Ruun“ bei mir immer wieder hatte. Nicht dass man mich falsch versteht: obwohl die Songs allesamt etwas in die Länge gezogen wirken, ist „Ruun“ nicht langweilig. „Ruun“ ist auch nicht ein Black Metal Album, wie man es schon zu Hunderten kennt. Um genau zu sein, „Ruun“ ist überhaupt kein Black Metal Album. Klar, Black Metal kommt in „Ruun“ vor, ebenso Viking Metal, aber eine nur wenig kleinere Rolle kommt auch dem Rock zu, zum Teil sogar in psychedelischer Ausprägung (im Rausschmeisser „Heir To The Cosmic Seed“). Erstaunlicherweise passt das Black/Death Organ von Sänger Grutle Kjellson genauso zu diesem Sound wie die clean gesungenen Passagen. Das meiste spielt sich dabei im Midtempobereich ab. Zusammen mit der – ich kann es wirklich nicht besser beschreiben – etwas hölzern klingenden Produktion entstand so ein Album voller Wärme. Die Songs schmiegen sich geradezu um den Hörer, als ob sie eine warme Decke wären, in die man sich am Feuer in einer eingeschneiten Hütte irgendwo in der Einsamkeit reinkuschelt. In diesem Hörgefühl ist dann auch wohl die Ursache für die einschläfernde Wirkung von „Ruun“ zu finden.

Ich kann mir schwerlich vorstellen, dass man dieses Album schlecht finden kann, vorausgesetzt, man geht ohne Erwartungen an die Scheibe ran und lässt ihr Zeit. Auf der anderen Seite kann ich mir genauso schwer vorstellen, dass dieses Album bei normalem Gebrauch irgendwen wirklich in Begeisterung versetzt. Als Mittel um sanft und glücklich in den Schlaf zu gleiten ist „Ruun“ jedoch unschlagbar.

Bernhard Balmer – www.sounds2move.de / 16.05.2006