Tyr "Ragnarok" / VÖ 22.09.2006

Die Wiederveröffentlichung des genialen "Eric the Red"-Albums lies schon erahnen, dass man von Tyr bald auch etwas Neues zu hören bekommt. Und mit "Ragnarok" legt die einzige relevante färöische Metal-Band nun ihr neustes Album vor, um damit abermals auf ihre ganz eigene und unnachahmliche Art zu überzeugen.

Nun gut, Tyr erfinden sich auf "Ragnarok" nichts neu, sondern verfeinern vielmehr ihre bekannten und beliebten Tugenden, was aber dem bekennenden Fan noch so recht sein wird. Findet er dadurch auf "Ragnarok" doch all das vor, was er an "Eric the Red" so geliebt hat. Sei es das anspruchsvolle und progressiv angehauchte Liedgut, das fließende Wechselspiel zwischen Metal und Folk oder der prägnanten Gesang von Frontmann Heri Joensen, der gleichwohl ungekünstelt wie auch emotional über allem thront. Von daher kann man sich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass man es eventuell mit Aufnahmen aus der "Eric the Red" Ära zu tun hat da Tyr mit ihrem aktuellen Werk nahtlosen an jenen legendären Vorgänger anknüpfen. Das mag so mancher nun als negativ Punkt auffassen, während andere dies wiederum gerne hören werden, da Tyr im Grunde mit "Eric the Red" alles richtig gemacht haben. Somit behält die Band auf "Ragnarok" ein bewährtes Muster bei, was zwar nicht gerade von großartiger Innovation zeugt aber dennoch für hochwertige Musik bürgt. "Ragnarok" ist geradezu mit genialen Songs voll gestopft, welche einen zum ausgiebigen Hören einladen und auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilen. Und wie auch schon auf "Eric the Red" wird es auf "Ragnarok" besonders interessant, wenn Tyr einen Song in ihrer Landessprache vortragen. Dadurch gewinnen Stücke wie "Torsteins Kvaedi" oder die teils in Englisch gehaltenen "Wings of Time" und "Ragnarok" ungemein an Atmosphäre, da die färöische Sprache perfekt zum folkmetallischen Charakter dieser Songs passt. Zu meinem persönlichen Bedauern kommt diese raue und faszinierende Sprache leider zu selten auf "Ragnarok" zum Zuge, da überwiegend auf die englische Sprache zurückgegriffen wird. Aber auch jene Songs, in denen "normal" - sprich auf Englisch - gesungen wird, vermögen auf ganzer Linie zu überzeugen. Nach dem wunderschönen Refrain in "Brother Bane" könnte man geradezu süchtig werden, während die Gitarrenriffs in "The Ride to Hell" oder "The Hunt" einem zum ausgiebigen Headbangen animieren. Schlussendlich sollen auch die zahlreichen atmosphärischen Zwischenstücke nicht unerwähnt bleiben, die zusätzlich eine durchgehend dichte Grundstimmung erzeugen und somit für einen homogenen Gesamteindruck sorgen.

Eigentlich liefern Tyr mit "Ragnarok" ein sehr starkes Album ab, das im Grunde jedem Pagen / Viking Metal Fan gefallen wird. Das einzige was man ankreiden könnte wäre die Tatsache, dass Tyr nicht wirklich was Neues bieten. Die Band beschränkt sich auf ihre Stärken die auch schon aus dem Vorgänger ein gelungnes Album gemacht haben, ohne dabei offensichtlich eine großartige musikalische Weiterentwicklung durchzumachen. Somit befindet sich "Ragnarok" auf demselben Qualitätsniveau wie sein Vorgänger, wobei das aktuelle Werk einen etwas einheitlicheren Eindruck hinterlässt. Von daher gilt die Devise: Wer schon Freude an "Eric the Red" hatte, der wird diese auch an "Ragnarok" haben und wer als Pagan-Liebhaber Tyr bis jetzt immer noch nicht kennt, der wird mit "Ragnarok" definitiv keinen Fehlkauf tätigen.

Nando Rohner – www.sounds2move.de 19.09.2006