Tır "Eric the Red" - Plattenkritik / VÖ 24.03.2006
Jeder der sich ein wenig mit dem Pagan / Viking Metal auseinandersetzt, wird zwangsläufig
irgendwann über den Namen Tır stolpern. Handelt es sich dabei doch nicht nur um den germanischen Kriegsgott, sondern auch um
eine Band von den Färöer, einer nordatlantischen Inselgruppe die zwischen Norwegen, Island und den Britischen Inseln liegt.
Und jene Band genießt in eingeweihten Kreisen zu Recht einen superben Ruf, der vor allem auf das 2003 erschienen Album
"Eric the Red" zurückzuführen ist. Denn dieses Album ist wohl ohne Übertreibung absolutes Pflichtprogramm für alle Genrefans,
wobei sich erst jetzt ein grosses Label dieser Perle annimmt.
Wie man es wohl dank meines Vorwortes schon erahnen kann, gehöre ich zu jenen Leuten
die schon seit längerem die Musik von Tır sehr zu schätzen weiß. Von daher ist es schön zu sehen, dass ihr bisher bestes Album
nun auch einer breiteten Hörerschaft zugängliche gemacht wird. Wobei mir persönlich natürlich ein vollständig neues Werk lieber
gewesen wäre, was aber laut Bandhomepage erst im September in den einschlägigen CD-Playern rotieren wird. Somit bleibt mir
nichts anderes übrig als ein paar Zeilen über "Eric the Red" zu verfassen, dem geneigten Leser zu erklären wieso dieses Album
ein reiner Hörgenuss ist. Denn was Tır auf ihrem Drittwerk darbieten, kann einfach nur begeistern und braucht sich in keiner
Weise von der Konkurrenz zu verstecken. Vielmehr muss man der Band eine gute Portion an Eigenständigkeit zusprechen, die
wiederum dafür sorgt dass sich "Eric the Red" angenehm von den anderen Genreveröffentlichungen abhebt. So wird z.B. vollständig
auf irgendwelche Black Metal Einlagen verzichtet, ertönt der wunderbar artikulierte Gesang von Heri Joensen durchgehend in
klarer Form. Dabei sind gewisse Songs komplett in Färöisch gehalten, wobei sich diese leicht raue Landessprache als ideales
Stylmittel entpuppt. Dass sich Tır dabei aus dem reichen Fundus der färöischen Balladen bedienen, das verleiht dem ganzen
eine nicht zu unterschätzende folkige Note. Zusätzlich werden die Songs aber auch mit progressiven Versatzstücken veredelt,
ohne jedoch die Songstrukturen damit zu überladen. Vielmehr beweisen Tır ein ideales Händchen wenn es darum geht, sowohl
einen gewissen Musikalischen Anspruch wie auch beschwingte und fröhlich stimmende Melodien, unter einen Hut zu bringen. Und
so findet man auf "Eric the Red" sowohl folkloristisches ("Regin Smiğur"), besinnliches ("Dreams"), vorantreibendes
("Ólavur Riddararós") und auch hymnisches ("Ramund Hin Unge") Liedgut, ohne dabei jedoch einen schwachen Song zu entdecken.
Alle zehn Songs, zu denen auch die feuchtfröhliche Coverversion "The Wild Rover" (ursprünglich ein Irisches Volkslied und in
Deutsch als "An der Nordseeküste" bekannt) gehört, können durchgehend überzeugen. Einzig die beiden zusätzlichen Bonussongs
"God of War" und "Hail to the Hammer" bleiben ein wenig hinter dem Niveau zurück, was aber nichts am Gesamteindruck ändert.
So bleibt unterm Strich ein Album, dass schon 2003 zu begeistern vermochte, und auch heute noch nichts von seiner Genialität
eingebüsst hat.
"Eric the Red" ist schlicht und einfach eine superbes Album, das ich jedem egal ob Genrefan
oder nicht, wärmstens ans Herz legen möchte. Somit bleibt nur noch zu hoffen dass Tır mit ihrem nächsten Werk an dieses
Meisterleistung anknüpfen können, denn von dieser Musik kann man einfach nicht genug bekommen.