Eluveitie "Spirit" / VÖ 01.06.2006

Nun gut, ich gestehe. Ich liebe Pagan Metal über alles! Ich bin wahrlich süchtig nach jener urwüchsigen und von allen Fesseln befreiter Musik, die in mir so tiefe Emotionen und eine Sehnsucht nach einer lang vergangenen Zeit weckt. Und ja, ich freue mich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn ich wieder neue Songs vorgesetzt bekomme, in den harte Gitarren und folkloristische Melodiestrukturen zum Tanze bitten und zu einem mitreißenden Ganzen verschmelzen. Somit möchte ich nun festhalten, dass der Tag, an dem ich das erste komplette Album von Eluveitie in den Händen hielt, für mich ein Tag der Freude war. Denn die Schweizer Band, die zu Recht einen exzellenten Ruf genießt, verkörpert all das, was ich am Pagan Metal so liebe.

Nachdem mich Eluveitie mit ihrer superben "Ven" EP schon restlos begeistern konnten, das gute Stück zieht heute noch regelmäßig seine Runden in meinem CD-Player, legt die Band mit "Spirit" nun ihr erstes vollständiges Album vor. Und der Titel ist hierbei Programm, da Eluveitie kein gekünsteltes Produkt abliefern, wie man es leider auch immer wieder im Pagan Metal antrifft, sondern vielmehr ein Album erschaffen haben, das von einem glaubhaften Geist beseelt ist. Denn Eluveitie spielen nicht einfach nur eine Art von mitreißender Musik, zu der man gut so manches Fest feiern kann, sondern sie zelebrieren jene Musik regelrecht. Dabei verleiht die Band den dargebotenen Songs eine Doppelbödigkeit, die man in solch einer Form nur selten vorgesetzt bekommt und nach der sich so manch andere Formation die Finger lecken würde. So eignen sich oberflächlich betrachtet die einzelnen Stücke alle zum prächtigen und feuchtfröhlichen abfeiern, während man beim genaueren Hinhören feststellen wird, dass alle auch einen emotionalen Kern und wunderschöne Momente besitzen. Sei es nun eine verspielte Flöten- und Geigenmelodie, sanfter Frauengesang oder jene Augenblicke, in denen sich alle Komponenten, sprich der harsche Gesang von Sänger Chrigel, die gekonnte und harte Gitarrenarbeit und die folkloristischen Einsprengsel, zu einem homogenen Ganzen vereinen, um als musikalischer Gänsehautmoment zu erblühen. Egal welchen Song man sich rauspickt, sei es nun "Your Gaulish War", bei dem sich das Gitarren- und das Flötenspiel im dramatischen Zweikampf befinden, "The Song of Life", ein Stimmungsmachender Nackenbrecher der Extraklasse, "Tegernako", schlicht und einfach das Albumhighlight schlechthin, "Siraxta", einfach wunderbar dieses folkloristische Atmosphäre, oder das sowohl epische wie auch wechselhafte "Endless Knot, jeder kann als Paradebeispiel für Pagan Metal der Spitzenklasse herhalten. Aber auch die Neuvertonung "Uis Elvetie", einem Song von der "Ven" EP, kann nur als absolut gelungen bezeichnet werden, auch wenn mir eine Neuaufnahme des göttlichen "Lament" lieber gewesen wäre. Trotzdem ist "Spirit" nichts geringeres, als DAS momentane Referenzwerk in Sachen Pagan Metal und muss mit Fug und Recht, schon jetzt als Klassiker betrachtet werden.

Was soll ich noch groß sagen? Außer, dass es sich bei "Spirit" um einen absoluten Pflichtkauf handelt, an dem kein Genreliebhaber vorbeikommt. Und alle anderen, die sonst weniger was mit Pagan Metal anfangen können, möchte ich ein reinhören trotzdem empfehlen. Denn gute Musik gefällt jedem und Eluveitie bieten einem nicht nur gute, sondern verdammt gute Musik!

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 15.06.2006