Festivalbericht zum Woodstage Open Air 2005

Wie bereits im Vorbericht zu lesen war musste das Woodstage Open Air im 11. Jahr aus verschiedenen Gründen vom Glauchauer Gründelpark auf das Messegelände Dresden ausweichen. Und auch wenn das besondere Flair der Parkanlage und des Sees natürlich nicht zu ersetzen sind wird das Woodstage Open Air dennoch allen in guter Erinnerung bleiben. Das neue Areal war sorgsam gewählt und bot auch größere Kapazitäten als der eigentliche Veranstaltungsort. Ausverkauft war das Woodstage definitiv nicht, denn selbst am Veranstaltungstag gab es noch mehr als genügend Tickets zu kaufen. Gutbesucht war das Festival aber allemal, was ein kurzer Blick auf das Line-Up sofort selbstverständlich machte. Denn als Headliner hatte sich US-Schockrocker Marilyn Manson angekündigt – ein erklärter Favorit der Festivalbesucher, der in den letzten Jahren immer wieder von vielen Besuchern gewünscht worden war.

Doch zuerst war es an den jungen Hanseaten LIMBOGOTT das Ein-Tages-Festival zu eröffnen. Seit ihrem diesjährigen Debütalbum „One Minute Violence“ gilt das Sextett als „deutsche Antwort auf Marilyn Manson“ und das nicht zu unrecht. Ihr facettenreicher Industrial Metal und die elektronischen Samples kamen mit anständigem Druck aus den Boxen gewummert. Die abwechslungsreichen Gesangpassagen der beiden Sänger Limbosonic und Lard Manson verpassten dem Gesamtbild dann die nötige Essenz um, gepaart mit den großartigen Songs nicht nur bei mir einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Etwas mehr Regung im Publikum hätten die Jungs mit der „Zombie-Splater-Bühnenshow“ allemal verdient, dafür gab es dann bei der späteren Autogrammstunde reges Gedränge. Und das sicher nicht nur wegen der angekündigten, kostenlosen Singles. In meinen Augen eine echte Perle, die der Underground da ans Tageslicht gespült hat. (mr)

Limbogott

Auch STAUBKIND konnten an diesem noch jungen Festivaltag von ihren Qualitäten überzeugen. Dass es sich hierbei um den allerersten Festivalauftritt der Jungs handelte, konnte man absolut nicht erkennen. Die erst seit einem Jahr bestehende Formation um den Sänger Louis Manke konnte mit der Vorstellung ihres ersten Albums absolut überzeugen. Die Musik, die laut Aussage des Sängers unter anderem von Linkin Park und Evanescence insipiriert ist, wurde auch von dem Publikum gut aufgenommen, das zwar noch leicht müde und unmotiviert daher kam, aber dennoch die verdiente Unterstützung für die noch jungen Staubkinder bieten konnte. Daumen hoch, man darf gespannt sein, was man von Staubkind noch hören wird. (ss)

Staubkind

Die LETZTE INSTANZ, für die es am heutigen Tage „Heimspiel“ hieß wusste diesen Vorteil natürlich zu nutzen. Die Auswahl der Songs war fein getroffen und so konnten dem Publikum diverse Perlen präsentiert werden, darunter „Kalter Glanz“ oder „Mein Todestag“ und natürlich als krönender Abschluss das von vielen Fans sehnlichst erwartete „Rapunzel“. Ein Song, bei dem der neue Sänger Holly eigentlich vorzeitig zum duschen hätte gehen können, denn der LE-Mob kannte natürlich jede Zeile und lies es sich nicht nehmen diese lauthals mitzusingen. Die Letzte Instanz sind und bleiben live ein Macht, auch wenn ich mit dem neuen Frontmann erst noch warm werden muss, aber das geht wohl den meisten so. Ich bin mir aber ziemlich sicher dass es nur noch eine Frage der Zeit ist bist der sympathische Sänger mit der Meister-Propper-Frisur vollends von den Fans akzeptiert wird. (mr)

Letzte Instanz

Auch wenn Oswald Henke und seine Truppe sich in Zukunft laut eigener Aussage weiterhin rar machen werden was Live-Shows betrifft so konnten GOETHES ERBEN dennoch für das Woodstage gewonnen werden. Zur Freude der Fans kamen auch wieder Stücke zum tragen, die zuletzt etwas zu kurz kamen. „Kondition Macht“ oder „Sitz der Gnade“ (Coverversion von Nick Caves „Mercy Seat“) wurden von Oswald mit der gewohnten Inbrunst vorgetragen und wer die Erben zuvor nicht kannte hat schnell gemerkt dass es sich hier um anspruchsvollen Stoff handelt. Oswald Henke ist Lyriker, Denker und Rebell – und das merkt man seiner Musik an. (mr)

Goethes Erben

Gewohnt professionell und souverän inszenierten WITHIN TEMPTATION ihren Auftritt auf dem beliebten Festival. Wieder einmal ohne auch nur einen einzigen Fehler gaben Frontelfe Sharon den Adel und ihre fünf Genossen ihr Bestes, um den zum Teil von weit her angereisten Fans eine gelungene Darbietung des Sets zu bieten. Neben den Klassikern Mother Earth“ und „Ice Queen“ waren viele der neuen Songs in der Setlist vertreten. So konnten die symphatischen Niederländer auch in Dresden beeindruckend beweisen, dass sie sowohl altes als auch neues Material in Perfektion darbieten können, ohne dabei die Verbindung zum Publikum zu verlieren. Die Sechs konnten wieder einmal vollkommen überzeugen. Leider konnte der Funken nicht richtig auf das Publikum überspringen. Trotzdem legten Within Temptation einen mehr als gelungenen Auftritt hin, der bewiesen hat, dass die Band mit einer enormem Bühnenpräsenz aufwarten kann. (ss)

 

Within Temptation

Nach den metallischen Klängen aus den Niederlanden, die Within Temptation den Besuchern bescherten war es Zeit für eine Institution in Sachen harter, deutschsprachiger Musik. Bühnefrei für OOMPH!. Kaum hatte Sänger Dero in seiner obligatorischen Zwangsjacke die Bühne betreten hatte er das Publikum in der Hand. Dank ihres charismatischen Frontmannes und ihrer allgemein mehr als starken Bühnenpräsenz dürfen Oomph! in Sachen Performance zur Creme de la Creme der deutschen Musiklandschaft gezählt werden. Sympathisch wie eh und je ließen es die publikumsnahen Braunschweiger ordentlich krachen – klasse.  (mr)

Oomph!

Schockrocker MARILYN MANSON machte unterdessen seinem Ruf mal wieder alle Ehre. Erst beginnt er seine Show mit 15 Minuten Verspätung, dann macht er sich 10 Minuten früher ohne Zugabe aus dem Staub. Eine Diva eben. Dennoch zeigte sich der US-Amerikaner für seiner Verhältnisse geradezu „redselig“, denn wer Manson schon einmal live erlebt hat, der weiß dass es sogar passieren kann dass der Meister nicht ein einziges Mal den Dialog mit seinen Jüngern sucht. In Sachen Bühnenshow hat Mr. Manson schon seit langem ein Patent auf skurrile Theatralik. So wechselte er nicht nur mehrmals sein Outfit sondern war auch unter anderem zeitweise auf Stelzen auf der Bühne unterwegs. Dabei wurde der Headliner des Abends zu keinem Zeitpunkt von seinen bulligen Bodyguards aus den Augen gelassen. Das war wohl auch gut so, denn das Publikum tobte nicht schlecht vor der Bühne und auch der eine oder andere Crowdsurfer versuchte seinem Idol so nah wie möglich zu kommen. Hit um Hit knallte Marilyn Manson seinen Fans um die Ohren (Beispiele? „Mobscene“, „The Dope Show“, „Fight Song“, „The Nobodies“ oder „Tainted Love“) bevor er dann – wie erwähnt – ohne Umwege oder Wiederkehr die Bühne verließ. Zu stören oder gar überraschen schien dies unterdessen niemanden.

Marilyn Manson

Die Feuertaufe haben die Verantwortlichen des Woodstage Open Airs auf jeden Fall bestanden und somit ist es gut zu wissen, dass es für den Fall der Fälle eine Alternative zum Glauchauer Gründelpark gibt. Unbeeindruckt dessen werden sich Veranstalter und Fans freuen 2006 in das altbewährte Areal zurückkehren zu können. Für 2005 kann man als Fazit festhalten: Alles richtig gemacht, gute Künstlerauswahl und aus gutem Grund nicht für ein Jahr ausgesetzt. Warum auch? Das Woodstage Open Air rockt! Auch ohne Gründelpark. (mr) 

Text und Fotos: Markus Rutten & Simone Steinbüchel – www.sounds2move.de

Link: www.woodstage.de

Woodstage Nachwuchs