Taubertal Open Air 2005 Festivalbericht

 

 

AK4711

Das Taubertal Festival steht seit der ersten Stunde für musikalische Vielseitigkeit. Auch in diesem Jahr wurde wieder eine gesunde Mischung aus Rock, Pop, Metal und Gothic zusammen gestellt, die Musikfans aus den verschiedenen Lagern einmal mehr ins schöne Naturschutzgebiet an der Tauber locken konnte. Auch sounds2move.de war dabei und hat für euch Impressionen von diesem besonderen Festival gesammelt.  

AK4711

 

The Birthday Massacre

FREITAG

 

Die Ehre das Festival zu eröffnet wurde den jungen Pop-Punk-Mädels von AK4711 zu teil. Eingängiger, gefühlsbetonter Pop-Rock mit teils verträumt-naiven Texten, der vor allem auf die jüngeren Besucher zugeschnitten war, bot einen leicht verdaulichen, wenn auch für den einen oder anderen deutlich zu quitschigen und aufgedrehten Einstand. Düster wurde es anschließend bei THE BIRTHDAY MASSACRE. Deren Auftritt war erkennbar schlechter besucht als der des Openers, was man zum einen mit der Tatsache erklären kann, dass die Musik dieser Kanadier beim zum größten Teil auf Alternative eingestellten Publikum kaum bekannt war und zum anderen, dass 99% der „potentiellen Sympathisanten“ zu dieser Zeit in Hildesheim beim M’era Luna Festival zu gegen war, wo die Band 24 Stunden später auf die Bretter steigen sollte. Bei den wenigen anwesenden „Schwarzen“ kam der electrolastige Goth-Rock der Band um Sängerin Chibi dennoch an. Die harten Riffs, die in div. Samples eingebettet sind drücken live noch um einiges härter als aus der Konserve und so konnte die Bands mit „Violet“, „Happy Birthday“ und „Blue“ punkten. Auch wenn die gute Chibi ein wenig lustlos wirkte hinterließ der Ontario-Fünfer – zumindest bei mir – einen sehr guten Eindruck.

Im Anschluss wurden die Gitarren sporadischer, aber dafür die Electro-Beats präsenter. THE CRUXSHADOWS schickten sich an den immer noch überschaubaren Mob vor der Bühne mit wummernden Bässen und Geigensounds zu überzeugen. Sänger Rogue stand dabei als Aktivposten (und nie passte diese Bezeichnung besser) im Focus der Aufmerksamkeit als er 45 Minuten lang auf der Bühne, im Zuschauerraum, auf dem Wellenbrecher, an der Traverse und weiß der Geier wo noch unterwegs war. Solche Publikumsnähe sorgt naturgemäß für Pluspunkte. Doch so recht auftauen wollte das Publikum noch nicht. Das änderte sich bei EXILIA. Die Mailänder Crossover-Durchstarter um Frontfrau Masha schossen der nun endlich zahlreicheren Zuhörerschaft einen treibenden, groovigen Rocker nach dem anderen um die Ohren. „Coincidence“, „Another Day in Hell“ und die letzte Single „Can’t break me Down“ brachten endlich einmal richtig Bewegung in den Mob und auch „Kill Me“, ein Ausblick auf das Anfang 2006 erscheinende 2. Album wurde positiv aufgenommen.

 

 

The Birthday Massacre

 

The Cruxshadows

Auch bei OOMPH! sollte die Stimmung einigermaßen halten. Die Band wird sich über den gegenüber dem Auftritt in Wacken gesteigerten Zuspruch sicher gefreut haben, auch wenn sicherlich noch mehr hätte gehen können. Das recht junge Publikum hatte leider kaum Bezug zu den älteren Songs und wollte nur bei „Augen Auf“ so richtig aus sich heraus gehen. Die Band selbst zeigte sich gewohnt souverän und Sänger Dero übte sich wie schon in der Vergangenheit verstärkt in Interaktion mit den Zuschauern. Leider scheint das Pulver nach 12 Monaten auf Tour nachvollziehbarerweise etwas verschossen zu sein. Zeit für eine Erholungspause und konzentriertes Arbeiten an neuen Songs. Diese sollen übrigens im Frühjahr 2006 ans Tageslicht treten.

 

Wie in den Jungbrunnen schienen im Anschluss die Fun-Punk-Helden von THE TOY DOLLS gefallen zu sein. So, genau SO sieht Spielfreude aus! Und das nach 26 (!) Jahren. Olga, Tom und Dave („the Nut“) wissen genau wie Punk Spaß macht. Kein Track über 4 Minuten, 3 flotte Akkorde und dazu göttlich-sinnfreie Ansagen. Zwischen drin immer mal wieder ein nettes „Kunststück“ und natürlich ständige Bewegung während der Songs. Die Toy Dolls nehmen weder sich, noch ihre Musik übermäßig ernst – und das kommt an. Im Publikum wird dieses Spaßfeuerwerk dankend angenommen und so werden die sympathischen Engländer gebührend abgefeiert. Damit dürfte klar sein: Bitte nicht aufhören, Jungs. Ihr werdet noch gebraucht!

 

 

The Cruxshadows

 

Crowd TCX

Von Fun-Punk ist der Sprung zu Polit-Punk nicht mehr übermäßig groß. Und mit BAD RELIGION steigt kurz (und etwas verspätet) danach gleich das nächste lebende Denkmal auf die Bretter der Hauptbühne. Warum ein Ahnungsloser (und abgefüllter) Tobi Schlegl allerdings eine Band dieser Klasse anmoderieren darf bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis. Außerdem liegt im Argen, warum Greg Gaffin und seine Männer nicht so recht in die Pötte kommen wollten. Zwar deckte die Playlist nahezu alle Schaffensphasen ab  und Titel wie „American Jesus“, LA is burning“ und natürlich der Überhit „Punk Rock Song“ funktionieren auch auf Sparflame aber dennoch wollte der finale Funken nicht überspringen. Zu lustlos kamen die Amis daher und auch der Sound war nicht unbedingt optimal (eine Außnahme auf diesem Festival, mal von beliebten Mic-Aussetzern abgesehen). Böse Zungen werden jetzt sagen, dass an den Herren der Zahn der Zeit nagt, aber das kann und will ich nicht glauben. Eine Band wie Bad Religion richtet sich nicht selbst zugrunde. An diesem Tag war einfach der Wurm drin für Amerikas Polit-Punks No. 1.

 

 

Exilia

 

Crowd Exilia

SAMSTAG

 

Um die Festivalbesucher nach einer ungemütlichen Nacht wieder auf die Füße zu bekommen schickten sich SHE-MALE TROUBLE an ein wenig für gute Laune und vor allem Leben in den unterkühlten Leibern zu sorgen. Mit ihren rotzigen Rocknummern erfüllte das Quintett seinen Job solide, auch wenn die großen Reaktionen - erwartungsgemäß – ausblieben. Auch später bei TELE regte sich… Nichts. Die Jungs kamen zwar umgänglich rüber und waren auch bemüht, aber musikalisch – nein, so was muss nicht sein. Das dachte sich auch der Gros der Zuschauer. Zu kitschig, zu schmalzig, zu langweilig. Was nutzt es wenn die Jungs noch so nett sind, die Musik aber eher für die Bastelstunde im Altersheim zu gebrauchen ist?

Vielleicht sollten Tele mal mit SILBERMOND einen Themenabend verabreden. Die jungen Überflieger aus Bautzen (Rock-City) bewiesen, dass ihnen die vielen Auftritte der letzten Monate und die damit verbundene Bühnenerfahrung gut zu Gesicht steht. Professionell und publikumsnah führte die „Frau im Haus“ Stefanie durchs Programm und suchte dabei fast ununterbrochen den Dialog mit den Zuschauern. Diese hatten sichtlich Bock mit Silbermond zu rocken und wurden mit Songs wie „Was nicht passt, wird passend gemacht“, „Mach’s dir selbst“ und „Zeit für Optimisten“ entlohnt. Eine lobenswerte Aktion war unter dessen auch das „Hüpfen gegen Rechts“, das nahezu jeden, egal ob vor der Bühne oder auf dem Hang mobilisieren konnte – schöne Geste. Diese junge Band ist schon verdammt tight und auch wenn viele „Kommerz“-Rufer beim Namen Silbermond auf 180 sind: Diese Band weiß wie man (eingängig) rockt, auch wenn die stark präsenten Singles „Durch die Nacht“ und „Symphonie“ sicher ein anderes Bild erwecken.

 

 
 

The Toy Dolls

Weiter ging es mit einer weiteren schwer angesagten Pop-Rock-Kombo der „neuen, neuen deutschen Welle“ – Sound for Nature-Bühne frei für JULI. Dieser Band bin ich offen gestanden nicht unbedingt zugewandt. Zu nervig war vor allem die Single „Perfekte Welle“ (oder liegt das daran, dass die regionalen Stationen eine hessische Band ohne Ende pushen wollten?). Auch der große Hype um Nichts war meiner Meinung zu dieser Band nicht unbedingt zuträglich. Dazu kommt dass die Band zwar sozusagen „um die Ecke“ ihre Wurzeln hat, aber ich für meinen Teil hätte lieber andere Bands aus dem Giessener Raum in den Charts gesehen. Aber weit genug ausgeholt, meine Meinung zu dieser Band sollte jetzt klar sein. Keine Ahnung, warum wir uns die Band dennoch angesehen habe aber ich muss sagen dass meine schlimmsten Erwartungen (zum Glück) nicht erfüllt wurden. Ehrlich gesagt wurde ich sogar teils leicht positiv überrascht. Juli haben ja sogar 2-3 nette Nummern (z.B. „Boxer“) in Petto. Warum wird dann immer solcher Mist ausgekoppelt? No one knows. Vor der Bühne war es auf jeden Fall brechend voll und die Leute schienen auch definitiv ihren Spaß zu haben. Zu meiner Lieblingsband werden Juli in diesem Leben dennoch nicht mehr.

 

 

Oomph!

 

Bad Religion

SKA-P genießen in Kennerkreisen einen enormen Kultstatus. Warum dies so ist wurde auch im Taubertal bewiesen. Die musizierende Freakshow aus Spanien haute den ausrastenden Fans einen rassigen Ska-Punk Song nach dem anderen um die Ohren was pogende Menschmassen und Crowdsurfer-Scharen zur Folge hatte. Aber mal ehrlich: Wer kann bei solchen Stimmungsbomben schon die Füße still halten? Wenn die versammelte Mannschaft auf der Bühne Karneval feiert, sich zum Horst macht und nebenbei auch noch die Staatsmacht aufs Korn nimmt ist es nahezu unmöglich keinen Spaß zu haben. Und auch Ansagen auf Spanisch versteht in diesem Fall jedes Kind… „Viva La Revoluction“ oder „Merda Policia“ sollte jeder noch gerade so auf die Reihe bekommen. Großer Spaß und zu Recht ein Top-Platz im Billing. DIE APOKALYPTISCHEN REITER machten genau da weiter wo die lustigen Gesellen von SKA-P aufgehört haben – bei Party pur. Konzerte der Herren um Sänger und Aushängeschild Fuchs erfreuen sich nicht erst seit dem aktuellen Album „Samurai“ großer Beliebtheit und jeder, der die Reiter schon einmal erlebt hat weiß warum. Reitermanie verpflichtet, auch im Taubertal.

 

 

Juli

 

Silbermond

Hinter dem ausgeklügelten Decknamen „SIR PRIZE“ verbarg sich unerwarteter Weise ein nicht angekündigter Überraschungsgast. Nur wer fragte sich die Meute und der Name, den die Veranstalter letzten Endes enthüllten sorgte für viele strahlende Gesichter. Im dritten Jahr hintereinander war FARIN URLAUB auf einem der schönsten Festivalareale, die Deutschland zu bieten hat zu Gast. Dieses Jahr zum 2. Mal nach 2003 mit seinem eigenen Racing Team, im Jahr dazwischen war er in Begleitung von Bela B. und Rodrigo Gonzales gekommen. Die Fans freuten sich wie die Schneekönige (und –innen) und der blonde Hüne hatte eine fein sortierte Playlist mit Hits seiner beiden bisherigen Soloalben zurecht gelegt. No Filler, All Killer. Nur schien Herr Urlaub heute ungewohnt distanziert und legte nicht die erwartete überschäumende Publikumsnähe an den Tag. Den Fans wars reichlich egal und so brachten „Unsichtbar“, „Okey“, „Porzellan“ oder „Phänomenal Egal“ die erhoffte Reaktion. Dieser Mann hat einfach ein unglaubliches Händchen für großes, deutsches Liedgut, da kann man auch mal einen distanzierten bis gleichgültigen Tag locker verkraften.

 

 

Silbermond Crowd

 

Ska-P

Auf ihrem Weg zu (verdientem) Ruhm und breiter Anerkennung machten die Electro-Rock Helden APOPTYGMA BERZERK halt beim TOA. In der Gothic- / Electroszene schon seit Jahren ein großes Ding sind die Norweger jüngst mit ihrem neuen Album „You and Me against the World“ und vor allem der fesselnden Single „In this Together“ auch in den Charts erfolgreich. Die „neuen Berzerk“ legen mehr Wert auf Gitarren, denn wie Sänger und Bandkopf Stephan Groth vor einiger Zeit sagte „Mein Club Zeit ist vorbei. Ich bleibe jetzt lieber mal zu Hause und höre mir ein gutes Rockalbum an“. Trotzdem wurde an diesem Abend wieder verstärkt auch auf technoide Tracks zurückgegriffen, was Apoptygma Berzerk sogar bei einem solch bunten Billing zu Exoten machte.

 

Weniger exotisch sind da schon die Süddeutschen SPORTFREUNDE STILLER. Ihre Alben verkaufen sich mittlerweile wie geschnitten Brot, für Singles können mal eben namhafte Fußballspieler an Bord geholt werden und auch Live machen die Sporties gern mal ein Fass auf. Wer Hüpfen will ist hier genau richtig und das wollten an diesem Abend einige. Dennoch sind die Pop-Rocker nicht jedermanns Sache und auch wenn die Jungs noch so nett rüber kommen: Wer kein Fan ist macht sich lieber auf den Rückweg gen Zeltplatz um sich noch ein wenig auf die (erneut bitter kalte) Nacht vorzubereiten. Nein, 2005 war wettertechnisch ganz sicher kein gutes Jahr für Open Air Festivals. Zu viel Regen, Schlamm, Kälte und Wind. Petrus kann 2005 kein Fan handgemachter Musik gewesen sein…

 

 

Ska-P

 

Ska-P Crowd

SONNTAG

 

Der Sonntag begann (zumindest für uns) verhältnismäßig spät – zumindest im Bezug auf Live-Musik. So wurden die Newcomer EL*KE zur ersten Kapelle für diesen Tag. Die bemühten Jungs versuchten mit deutschsprachigem Alternative-Rock Fuß zu fassen was ihnen nur bedingt gelang. Der Zuschauerzuspruch hielt sich ziemlich in Grenzen und auch der Applaus schien eher von Höflichkeit denn von schierem Enthusiasmus hervorgerufen. Doch solche Erfahrungen macht jede junge Band zu Beginn ihrer Karriere. Wohin der Weg für Elke führt ist steht indes in den Sternen. Die Jungs haben Talent – aber da sind sie bei weitem nicht die Einzigen.

 

 

 

EL*KE

 

In Extremo

Wer spontan nach großen deutschen Namen der (Polit)-Punk-Szene gefragt wird lässt in den meisten Fällen Wizo oder Terrorgruppen verlauten… oder NORMAHL. Die Stuttgarter nennen sich nicht nur „die dienstälteste deutsche Punk-Band“ sondern versuchten unlängst auch dem Nachwuchs zu zeigen: „Das ist Punk“. Die so benannte Best-Of CD vermochte allerdings zu zeigen was Punk ist – leider scheint dazu nüchtern betrachtet auch das eine oder andere Mal musikalisches Mittelmaß zu gehören. Attitüde und Stage-Acting stimmten, aber so ganz frisch klang das alles nicht mehr. Es scheint als hätten Normahl trotz vieler Fans ihren Zenit so langsam aber sicher überschritten. Die verdienten Helden und Geburtshelfer des deutschen Punkrock schafften es in den letzten Jahren einfach nicht mehr an ihre frühen Glanztaten heranzureichen. Und das war auch beim Taubertal Open Air der Fall.

 

 

Mia

 

Farin Urlaub

Kann bitte jemand die Geschmackspolizei rufen? Das heutige Outfit der schon als extrovertiert bekannten Sängerin Mieze von MIA ging wirklich auf keine Kuhhaut. Wo kriegt man heutzutage noch solche Fummel her? Und dazu noch so unvorteilhaft geschnittene? Sorry, aber davon kriegt man ja Augenkrebs. Die „Schalfanzüge“ der anderen Musiker kann man ja noch als netten Gag durchgehen lassen aber dieses Outfit hat die Grenze zum schlechten Geschmack ganz offensichtlich hinter sich gelassen. Mutig ist ein solches Kostüm jedoch allemal und wenn die Berlinerin sich darin wohl fühlt, von mir aus ;) . Leider war die musikalische Seite nicht viel besser. Außer den Hits „Hungriges Herz“ und „Ökostrom“ wusste keines der Stücke zu überzeugen und auch im Publikum hatten die (reichlich deplatzierten) Berliner an diesem Abend keine Freunde. Auf wen die Zuschauer warteten ließ sich unschwer erkennen. Mia waren es ganz sicher nicht.

Da vermochten es doch schon eher die gewohnt spritzigen Spielleute von IN EXTREMO die Zuschauer zu begeistern. Es ist immer wieder bewundernswert wie Sänger Micha Rhein es schafft jedes, aber auch jedes Publikum auf seine Seite zu ziehen, sei es bei Rock am Ring, hier im Taubertal oder als Support für die Onkelz am Lausitzring, deren Anheizer es nicht immer einfach gehabt haben. Wie immer stimmten hier Interaktion, Dialog und Show. In Extremo sind live eine Bank und müssen sicher zum stärksten gezählt werden was deutsche Formationen derzeit auf die Bretter zu bringen vermögen. Das ausgewogene Set hatte natürlich wieder mehrere Höhepunkte zu bieten, auch wenn das Duett von Micha und Die Happys Marta leider etwas farblos blieb. Gründe dafür sind schnell gefunden: Zum einen hätte man das Mikrofon der Sängerin ruhig etwas weiter als auf Zimmerlautstärke aufdrehen können und zum anderen zeigte sich die sonst so quietschfidele Marta ungewohnt Hüftsteif und Emotionslos. Schade, denn so schnell wird diese Chance vermutlich nicht wiederkommen. Egal, es bleiben ja noch „Spielmannsfluch“, „Vollmond“ oder „Wind“ um mächtig auf die Kacke zu hauen. Leider wurde erneut nur sporadisch auf Material vom neuen Album „Mein rasend Herz“ zurückgegriffen (Besonders „Raue See“ sollte endlich ins Live-Set wandern, denn dieser Song ist wie zum Evergreen gemacht!). Bis zum Auftritt beim Wacken Open Air 2006 sollte sich dies aber evtl. geändert haben. Für diesen Abend gilt einmal mehr: Daumen hoch!

 

 

 

Farin Urlaub Crowd

 

Nightwish

Nun war es aber höchste Zeit für den Headliner des Abends: NIGHTWISH! Die Finnen absolvierten beim Taubertal Open Air ihren letzten Deutschlandauftritt vor der großen Pause (bis 2007) und gaben noch mal alles um den Fans in möglichst guter Erinnerung zu bleiben. Tarja und ihre Jungs zeigten sich um einiges spritziger und spielfreudiger als noch in Wacken und auch der Auftritt beim Earthshaker Fest, der schon sehr gut war wurde noch einmal in die Tasche gesteckt. Im Publikum hätte allerdings noch etwas mehr gehen können, da z.B. Marcos Frage nach „echten Headbangern“ fast unbeantwortet blieb. Davon ließen sich Nightwish allerdings nicht aus der Ruhe bringen und so wurde das gewohnte Greatest Hits Feuerwerk („Wishmaster“, „Nemo“, „Over the Hills and Far away“, „Planet Hell“…) abgeschossen, dem nur die Referenzballade „Sleeping Sun“ (natürlich in der Urversion!) gefehlt hätte. Front-Diva Tarja Turunen, die während der zurückliegenden 18-monatigen Tour schon für ihre Verhältnisse sehr redselig gewesen war plapperte im Taubertal sozusagen wie ein Wasserfall und suchte mehr denn je den Kontakt mit den Fans. Auch ein fanatischer, weiblicher Fan, der mehrfach lauthals nach einem Drum-Stick verlangt hatte sollte diesen dann bekommen. Herr Hietala machte sich aus dem Satz „Jukka, i want a drum stick“ natürlich wieder einen doppeldeutigen Spaß und versuchte daraufhin aus dem Schlagzeuger heraus zu bekommen ob es sich dabei um einen Code für irgendeine Sauerei handelt. An diesem Abend war deutlich sichtbar: Sowohl Band als auch Fans hatten Spaß an diesem Auftritt, was die Wartezeit auf das nächste Album jedoch nur noch länger erscheinen lässt.

 

 

Nightwish

Dieser fantastische Auftritt und das schöne Feuerwerk sind der perfekte Abschluss für dieses tolle Festival. Die Location mitten im Taubertal, einem eigentlich sensiblen Naturschutzgebiet sucht ihres gleichen und kann höchstens noch vom Gründelpark Glauchau (Woodstage Open Air) annähernd „angegriffen“ werden. Dazu kommt, dass hier in Sachen Energieversorgung und Müllvermeidung seit jeher neue Wege gegangen werden, die es zu unterstützen lohnt. Die Veranstalter haben es geschafft ein interessantes, familiäres Festival mit Postkartenpanorama zu erschaffen, das Fans aus allen Bereichen handgemachter Musik vereint und noch dazu Newcomern (Stichwort Emergenza) eine lohnende Plattform bietet. Größe, Atmosphäre, Aufbau und Organisation stimmen hier einfach und erklären jedem Neuling (wie uns) sofort warum dieses Festival seit Jahren innerhalb weniger Monate ausverkauft ist – unabhängig vom Billing. Bemüht euch rechtzeitig um Karten, denn auch 2006 wird es wieder recht früh heißen „Ausverkauft!“.

 

In und um Rothenburg ob der Tauber waren für euch dabei: Markus Rutten & Simone Steinbüchel.

 

Text & Fotos: Markus Rutten – www.sounds2move.de 

 

Links:

www.taubertal-festival.de 

www.soundsfornature.de 

www.emerganza.net 

 

Nightwish