Sonne
auf schwarzer Baumwolle
Es
ist wahrlich ein schwieriges Unterfangen, wenn man samt zeltlicher Behausung und
Nahrungsmitteln inklusive, auf einer Flugzeug-Landebahn steht an deren beiden
Seiren kaum ein Flecken Gras wahrgenommen werden kann, da sich hier Zelte
breitgemacht haben, so weit das Auge reicht. Nach ca. halbstündiger Schlepperei
finden wir dann doch noch ein paar Quadratmeter des begehrten Grüns und
schlagen sofort unser Stoff-Heim auf. Praktischerweiße mit idyllisch-direktem
Blick auf die Toiletten. Nach dem alles verstaut und jede Spann-Schnurr verbaut,
ziehts uns aufs eigentliche Gelände nach vorne.
Inzwischen
haben auch "Saltatio Mortis" ihr Programm gestartet und eine
kleine aber feine (feiernde) Menge an Menschen steht schon vor der Hauptbühne
in der strahlenden Sonne. Musikalisch mag ich diese Band ja eigentlich ziemlich
sehr, nur kommt mir das Getue einiger Bandmitglieder dort oben seit einiger Zeit
ziemlich abgehoben vor.
Wir
flüchten der Sonne und sehen uns erstmal im Hangar (der 2t Bühne) um, dort ist
es um diese Zeit schön kühl und schattig, also hinsetzen und der Dinge harren,
welche da jetzt folgen sollen. Kurz gesagt, so lange saßen wir nicht, denn
"The Eternal Afflict" trieben uns mit Ihrer Tekkno-Wumms-Mucke
gleich wieder in die Sonne. Lieber früh am morgen schon schwitzen, als mit
Kopfschmerzen zu kämpfen.
Von
der Hauptbühne her klangen rockige Gitarren durch den Sommermorgen, also nix
wie nach vorne und dem dortigen Machen und Tuen ein Auge und ein Ohr gegönnt.
Auf den Brettern der Hauptbühne spielten nun "Epica" und dies
taten sie wahrlich gut. Klang doch die Stimme der rothaarigen Sängerin echt
melodiös und kraftvoll zugleich, während die Band metallische Klänge mit
Gittare, Schlagzeug und Bass zauberte. Im Publikum wurde auch schon kräftig die
Mähne geschwungen, was einem nebenstehendem eine schöne Abkühluns-Brise
brachte.
Nun
aber ab zurück zum Zelt und ein bissl Mittag fassen, vorne spielten "Umbra
et Imago" ihr Set und bei uns spielten die Blubber-Bläschen des Büchsenfutters
eine große Rolle. Den Mund abgewischt und den Kocher verstaut, nun gings wieder
nach vorne, denn die folkigen Klänge von "Fiddlers Green"
schwebten uns schon entgegen. Vorne vor der Bühne wurden Sie vom Publikum kräftig
abgefeiert und sie schienen sichtlich Spass beim spielen zu haben. Leider hab
ich bei den Fiddlers immer das Problem, das sich nach 3 bis vier Liedern ein
gewisser Wiederholungs-Effekt einspielt. Egal, nennen wir dies einfach Stile und
drücken mal nen Auge zu. Schließlich gab es für die sichtlich erhitzten Fans
dann auch noch eine Eimerweiße Wasserkühlung direkt vom Bühnenrand aus....schöne
kühle Welt!
Nun
aber husch und ab in den Hangar, dachten wir uns, denn hier wollten wir noch
einen Blick und den ein oder anderen Ton von "ASP" erhaschen.
Das Bild was sich hier bot, war eine verdammt volle Halle und eine verdammt
gequetschte Menschenmenge, welche dem "Schwarzen Schmetterling"
lauschen wollte. Unter großem Jubel sprang der gruselige Frontman dann auf die
Bühne, bekleidet mit komisch kurzem Minirock heizte er die Menge an. Und
"heizte" past jezze ganz gut, denn aus dem vorher so kühlem und
schattigem Hangar, wurde eine überdimensionale Sauna mit Live-Musik. Da aber
nun auf der Hauptbühne einer meiner persönlichen Hauptacts starten sollte,
konnten wir ASP nicht mehr zu ende lauschen.
Vorne
auf der großen Bühne standen nach 2 Jahren Live-Abstinenz “Tristania“
und Vibeke, der Sängerin der Band, war eine gewisse Grundnervosität nicht
abzuerkennen. Doch schon nach dem 2ten Song schienen sich alle dort oben etwas
wohl er zu fühlen und liefen zun alter Form auf. Die klare Stimme der Sängerin
harmonierte sehr gut mit dem standartisiertem Grunz-Gesängen und den sägenden
Guitar-Riffs. Aber auch orchestrale Töne kamen hier durchaus zu ihrem Recht.
Das Publikum war eher verhalten, aber der Applaus nach jedem ihrer Stücke
wollte schon ein lauetere welcher werden.
Nun
spielten die alten Männer von “Mission“ dort vorne und wir setzten
uns ein bisschen in den Schatten und ließen unsere Blicke über das doch recht
interessante Publikum streifen. Hier wurde ein Punkt ziemlich klar erkannt,
gewissen Zuschauern gehts eher um das selber gesehen werden, als um etwas zu
sehen und zu hören. Dann hieß es erstmal den Wasser-, oder eben auch den
Bierhaushalt des Körpers regulieren und wir suchten nach trinkbarem in unserer
zeltlichen Behausung.
Wieder
vorne angekommen, standen die Junx von “In Extremo“ schon vor dem
Publikum und gaben eine souveräne Darstellung ihres Könnens ab. Heute wurde
sogar mal eine Person aus den Reihen des Publikums auf die große Bühne
gebeten, der dort oben weilende Herr sollte doch mal eben die ersten Zeilen von
“Ai vis lo lop“ zum besten geben, was ihm leider nur mehr schlecht als recht
gelang. Egal das Publikum war in Feierlaune, da spielt sowas keinerlei Rolle.
Was hier und heute mal wieder an Flammen gen Himmel geschossen wurde war den
Band-Mannen irgendwie selbst kaum bewusst, denn bei den meterhohen Feuerstößen
kam der eine oder andere doch seinem persönlichen Garpunkt ziemlich nahe.
Die
Sonne zeigte sich von der untergehenden Seite und “Within Temptation“
besprangen die Bühne. Genau wie im letzten Jahr hatten sie sich wieder ihre
eigne kleine Ruine als Deko mit eingepackt. Ich glaube Holländer müssen IMMER
mit all ihrem Sack und Pack reisen.... ;) Ihre Show war bombastisch und mit
Licht und Rakten-Effekten durchzogen. Hier und da bekamen wir auch neue Titel zu
Ohr und für die Augen bot die Sängerin wieder ein Armgefuchtel der
fortgeschrittenen Art.
Vom
“Wolfsheim“-Auftritt kann ich nur wenig bis nix sagen, da wir zu
diesem Zeitpunkt schon auf dem Zeltplatz weilten, wo wir von den “Nös“
(unseren kürzesten Urlaubsbekannten) ein Essen der ersten Güte präsentiert
bekamen. Jetzt mal ehrlich, wer von euch kann mit gebratenen Champignons und 12
verschiedenen Soßen-Dips auf einem Festival-Zeltplatz aufwarten..?
Die
zeltliche Nacht wurde vom üblichen Geschreie bis zum Horizont leicht verkürzt,
trotzdem gings frühs schon frisch ans Werk und der erste Blick fiel auf eine
kleine Versammlung vor den Toiletten, welche alle ungeduldig auf Einlaß in eine
der Plastik-Fäkalgruben warteten. Genug der Körperausscheidungen und zurück
zur Musike....im Hangar fanden sich schon ein paar Leutchen ein, um den Klängen
von “Elis“ zu lauschen, einer Gothic-Rock-Band aus deutschen Landen,
welche mit weiblich-klarer Stimme und wirklich guten Liedern punkten konnten.
Leider gingen die Bandmitglieder hier und da im Nebel des Bühnen-Technikers
vollkommen unter, aber irgendwas ist ja immer!
Nun
wurde es ein bisschen enger hier vorne vor der Bühne, denn nun begann die Show
von “Chamber“ (meinem Persönlichen Highlight des Festivals), mit
einer genialen Coverversion von Therapy?`s:“Die Laughing“, hier zeigte sich
die Band gleich zu Beginn von ihrer rockigen Seite. Das man aber mit 3 Geigen,
einem Cello, einem Kontrabass und der üblichen Band-Instrumentierung noch so
einiges zaubern kann, wurde bei weiteren Band-Eignen Titeln extrem unter Beweis
gestellt. Meiner Meinung ist der Sänger eine absolute Ausnahmeerscheinung und
es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn man in Zukunft nicht viel mehr von dieser
Kapelle hört. Was mit einer Cover-Version begann, das endete auch mit einer
solchen, denn als letztes Lied wurde Rammsteins “Engel“ mit Geigen und Cello
neues Leben eingehaucht.
Nach
diesem musikalischem Schmankerl brauchten unsere Mägen ein paar Schmankerl der
essbaren Art. Nach dem der Inder unseres Vertrauens sein Essen an uns los wurde,
sahen wir uns ein bisschen im Verkaufstand-Getümmel um. Hier wurde so einiges
feil geboten, praktisch alles von der Reiter-Peitsche, über Nieten-Dessous
bishin zu Wandtüchern und Textilien des normalen Goth-Tagesbedarfs.
Die
Sonne schien auch heut wieder unermütlich auf das schwarz gekleidete Volk
hernieder, so wurde schon seit den frühen Tages-Stunden, jeder schattige Platz
auf dem Gelände besetzt. Apropos Schatten, diesen bot der Hangar ja zur Genüge,
also rein ins Getümmel.
Mit
den Klängen vom “Geisterschiff“ starteten die Musikalisten von “Schandmaul“
durch und mal wieder wurde der Begriff “Sauna“ im Hangar seinem Namen
absolut gerecht. Die Menschenmenge stand dicht an dicht gedrängt und feierte zu
den folkig-mittelalterlichen Klängen heftigst ab. Binnen kürzester Zeit war
mein Shirt patschnass und es sollte immer weitere musikalische Sauna-Aufgüsse
von Schandmaul geben.
Nun
aber zurück zum Zeltplatz, Shirt wechseln und Zelt einreißen und fachgerecht
verstauen. Nach all der Arbeit und dem Geschleppe kam uns “Samsas Traum“
gerade recht, welche die proppevolle Hangar-Halle bespielten. Alle in weißen
Hemden und schwarzen Krawatten gekleidet, spielten kräftig laut und kräftig
gut auf. Leider war der Sound wohl nur für die forderen Reihen im Hangar
abgemischt und bis hinten kam nur noch unsäglicher Soundbrei an die Ohren des
geschätzen Publikums-Insassen. Also noch schnell auf meinen Fav-Song: “Für
immer“ gewartet und dann wieder ab ins Freie. Dort draußen feierte die Masse
gerade zu den Elektro-Klängen von “Covenant“, was meinen
Sound-Geschmack leider gar nicht traf.
“Oomph!“
wurden von uns nur aus den hinteren Reihen betrachtet, da sie in genau einer
Woche noch auf dem Highfield-Festival aufspielen und so eine Chance geboten
wurde auch mal das Gesamtbild: „Band und Publikum“ zusammen zu beobachten.
Dero und seine Mannen ließen es kräftig krachen, das Publikum war auf ihrer
Seite....was will man mehr.
Die
heutigen Headliner “Lacrimosa“ begannen schon um kurz vor 21.00 Uhr,
und brachten mangels Dunkelheit ihren eignen Sternenhimmel mit auf die Bühne.
Ich gebe zu, viel kannte ich bisher nicht von der Band und was ich kannte, sagte
mir nicht unbedingt zu, aber die rockig-treibenden Gitarren bei so manchem Song,
liesen sogar meinen Fuß wippen.
Auch
das heißeste Festival-Wochenende findet mal ein Ende und auch wir finden
etwas... eine staubige Piste, welche unseren fahrbaren Untersatz gen Autobahn führt....
Timo T. - www.sounds2move.de / 11.08.2004