Bands:

Brain on Furs, Colourful Grey, Nebrasska, In Veins + Tchi

Location:

Uni Gießen

Datum:

17.07.2004

Tour:

"Disarray-Sound-Festival"

Autor: Katrin Reichwein + Sonja Waschulzik

 

Wir sind mal wieder viel zu früh in der Uni. Wie jeden Tag. Aber eins ist anders: Wir sind nicht zum Studieren gekommen. Auf unserem Stundenplan für heute steht Rock!

Um 18Uhr soll das Festival beginnen, aber wie das immer so ist, gibt es Verzögerungen. Bands sind noch nicht mit dem Soundcheck fertig, Getränkestände wollen aufgebaut werden, Besucher sind auch noch nicht viele da. Bei strahlendem Sonnenschein lässt es sich auf den Bänken in der waldschattigen Umgebung des Phil II aber gut entspannen und so vergeht die Wartezeit wie im Flug.

Brain on Furs aus Gießen schicken uns auf eine Zeitreise. Ein Hoch auf die Sixties! Hier gibt es Rock vom Feinsten, der bisweilen sogar an die Hives erinnert - und das natürlich mit der obligatorischen 60ies-Orgel. Das alles klingt jetzt verdächtig nach Retro, ist es aber nicht wirklich. Hier wird keinem Trend hinterhergelaufen - it's just fuckin' Rock'n'Roll. (kr)

Die Stimmung ließ bis zu diesem Zeitpunkt aber doch eher zu wünschen übrig, da die wenigen Zuschauer, die da waren sich auf dem Boden lümmelten. Colourful Grey steigerten durch ihr Spiel das musikalische Niveau und lockten die Zuschauer an die Bühne. Mit ihrer natürlichen Freude an Liveauftritten und ihrem spielerischem Können brachten sie nicht nur das Publikum, sondern auch das Wetter zum Beben.
Kurz nach der Uraufführung ihres Stückes „A Short Time Long“ bäumte sich eine schwarze Gewitterwolke in einer rasenden Geschwindigkeit auf und die ersten Zuschauer ergriffen die Flucht. Binnen weniger Minuten war der Himmel schwarz und Blitze zuckten am Himmel. Aber Colourful Grey, seit diesem Tag besser bekannt als die Fünf Apokalyptischen Reiter, spielten bis zum bitteren Ende. Die Zuschauer flohen unter das Vordach des Unigebäudes, die Helfer bauten die wegfliegenden Zelte ab und versuchten das Equipment vor den herunterfallenden Regenmassen zu retten, aber Colourful Grey spielte weiter und manch ein Zuschauer wartete schon auf das jähe Ende der Aufführung durch einen Blitzeinschlag.
Einige Tage später konnte man in der Zeitung lesen, dass es sich um einen Tornado handelte, dessen Trichter zum Glück nicht den Boden berührt hatte.
Kurzum, Meisterleistung der Fünf Apokalyptischen Reiter, die Wind und Wetter nicht scheuen, um ihr Publikum zu unterhalten. (sw)

Nachdem das Equipment erfolgreich vor Sturm und Regen gerettet wurde, geht es einfach drinnen weiter. Der Time-Table wird kurzerhand umgeworfen. Trompeten und Saxophone brauchen schließlich nicht zwingend Strom. Die Dame und die neun Herren von Nebraska aus Schwäbisch Hall kommen jedenfalls blendend ohne die technischen Errungenschaften der Moderne aus. Kein Mikro? Dann wird eben etwas lauter gesungen. Klar, dass der Sound darunter leidet, aber so macht ihr Mix aus Ska und Rock'n'Roll gleich doppelt so viel Spaß.

Sehr spät geht es mit den eigentlichen Headlinern In Veins weiter. Das Publikum kann man mittlerweile an einer Hand abzählen. Demnach waren unsere Erwartungen sehr niedrig, umso mehr überraschte uns das, was da kam: Die fünf Essener spielen Grunge, sind aber mit keiner bekannten Grunge-Band vergleichbar. Der einzige Vergleich, der uns einfiel, war die Gothic-Band End of Green. Aber was haben nun Grunge und Gothic gemeinsam? Und müssen es immer Vergleiche sein? - Emotionen, Aggression, Leidenschaft, Melancholie. Das sind die Attribute die auf In Veins zu treffen. Die Stimme von Sänger Daniel reißt einen vom ersten Moment an mit, die Musik geht sofort ins Blut. Wir haben lange nicht mehr durch Zufall eine so gute Band entdeckt; so kam es auch zu der Aussage "Wären wir eine Plattenfirma, wir hätten einen Vertrag zu vergeben!" Sind wir leider nicht, aber man wird auch so noch hoffentlich viel von In Veins hören!

Die letzte Band hat es folglich nun sehr schwer bei uns zu punkten. Tchi aus Braunschweig umschreibt man wohl am besten mit Hamburger Schule. Dass Tocotronic große Vorbilder sind, ist unschwer zu erkennen. Selbst die Frisuren der Band wirken abgekupfert. Von Selbstständigkeit ist leider wenig zu erkennen. Tchi tun nicht weh, sie reißen einen aber auch nicht vom Hocker. Es ist gut gemeint, aber eben nicht gut! In der Hälfte des Sets entschließen wir uns lieber den Weg nach Hause anzutreten... (kr)

 

Katrin Reichwein & Sonja Waschulzik - sounds2move.de

 

- Zurück zur Übersicht -