Katatonia + Agent Fresco, Vola
Batschkapp Frankfurt
28.09.2016
„Fallen Hearts of Europe“ Tour 2016




Trotz regelmäßiger Charterfolge sind Katatonia doch ein Stück weit eine Liebhaberband geblieben. Das könnte zumindest einer der Gründe sein, warum die Batschkapp an diesem Mittwochabend nur zur Hälfte gefüllt ist. Was extrem schade ist, denn nicht nur die Band, sondern auch ihr aktueller Langspieler „The Fall of Hearts“ haben deutlich mehr Zuspruch verdient.

Zugegeben ist es unter der Woche auch immer so eine Sache, wenn ein Konzert erst um 20 Uhr beginnt und dann noch zwei Vorbands die Veranstaltung entsprechend auf ein spätes Ende hinsteuern lassen. Aber hey: Die Leute wollen ja immer möglichst viel für ihr Geld sehen, und deshalb startet der Abend heute mit VOLA aus Kopenhagen, die irgendwo zwischen Progressive Metal und Post-Rock zu verorten sind und hier und da auch mal eine Prise Alternative Rock in ihre Chorus-Lines weben. Trotz ein bisschen Gefrickel hätte man schlechter in den Abend starten können. Etwa mit den folgenden AGENT FRESCO, denn die bieten Math Metal und sind für die gediegene Abendunterhaltung eindeutig nicht die richtige Band. Djent-Freaks werden die Isländer sicher lieben, aber ein bisschen eingängiger dürfte es dann doch sein.


Für die gewünschte Fuhre Hits müssen also die Gastgeber KATATONIA alleine sorgen, was den Schweden mit ihrer an Highlights nicht armen Historie natürlich nicht sonderlich schwer fällt. Zwar findet das zum Sterben schöne „Saw you drown“ erst einige Shows später seinen Weg in die Setlist, aber auch so wird einiges geboten. Mit „Serein“ zum Beispiel eines der absoluten Highlights vom aktuellen Scheibchen „The Fall of Hearts“, das doch ein wenig überraschend nur vier Songs in der Setlist stellt. Stattdessen setzt man verstärkt auf die Großartigkeit von „The Great cold Distance“ (sechs Songs), was angesichts von Famositäten wie „Deliberation“ und „July“, das heute zum großen Finale aufgetischt wird, absolut nachvollziehbar ist. Gereicht wird das alles an einer Reise durch große Teile der eigenen Vita inklusive des „Tonight’s Decision“-Evergreens „For my Demons“ und des nur schwer zu überbietenden „Teargas“. Jüngere Alben werden dabei ebenso berücksichtigt und durch „Dead Letters“, „The longest Year“ und andere Perlen repräsentiert. Mit „Evidence“ darf natürlich auch der wohl bekannteste Katatonia-Song nicht fehlen, der von den Fans gebührend gefeiert wird. Richtige Partystimmung darf bei diesen Dark Metal-Meisterwerken natürlich niemand erwarten, und so regiert vor allem andächtiges Schweigen und Genießen während der Songs. Dafür wird es zwischen den Songs laut, denn obwohl die Halle bei weitem nicht voll ist, stimmt die Umsetzung selbstverständlich und wird entsprechend goutiert. Abgesehen von stimmigen Backdrops und Aufstellern ist es allerdings Essig mit Bühnenshow, Katatonia lassen live primär ihre Musik für sich sprechen und werden in diesem Leben wohl keine Rampensäue mehr. Dabei hat Sänger Jonas Renkse über die Jahre durchaus an Sicherheit auf der Bühne gewonnen: Zwar versteckt er sein Gesicht nach wie vor in seinen nach vorne geschüttelten Haaren und lässt sich wenn, dann nur zu etwas ungelenkem Headbangen im Stehen hinreißen, aber davon abgesehen kommuniziert der Schwede mittlerweile häufiger und sicherer mit dem Publikum und scheint insgesamt redegewandter geworden zu sein. Von seinen Mitstreitern hat einzig sein kongenialer Kreativpartner Anders „Blakkheim“ Nyström keinen Bierdeckelradius auf der Bühne und ist bemüht zumindest allein so etwas wie einen Aktivposten zu geben. Eine lobenswerte Einstellung und durchaus willkommen, selbst wenn nicht wenige Fans während der Songs die Augen weitestgehend geschlossen halten, um sich voll und ganz von den Düster-Hymnen verzaubern zu lassen. Wohl deshalb, weil die Emotionalität der Songs für ein sehr intimes Verhältnis zwischen Musik und Zuhörer sorgt. Genau deshalb ist die Stimmung auf einem Konzert der Skandinavier in der Regel wohl auch so zurückhaltend: Weil man eigentlich lieber gerne mit sich und der Musik alleine wäre. Vor und auf der Bühne.

Markus Rutten - www.sounds2move.de 
 


Setlist Katatonia:

Last Song before the fade
Deliberation
Serein
Dead Letters
Day and then the Shade
Serac
Teargas
Criminals
The longest Year
Evidence
The Racing Heart
Soil’s Song
Old Heart Falls
For my Demons
Leaders
In the White
Forsaker
—-
My Twin
Lethean
July