Zugegeben
ist es unter der Woche auch immer so eine Sache, wenn ein Konzert erst
um 20 Uhr beginnt und dann noch zwei Vorbands die Veranstaltung
entsprechend auf ein spätes Ende hinsteuern lassen. Aber hey: Die Leute
wollen ja immer möglichst viel für ihr Geld sehen, und deshalb startet
der Abend heute mit VOLA aus Kopenhagen,
die irgendwo zwischen Progressive Metal und Post-Rock zu verorten sind
und hier und da auch mal eine Prise Alternative Rock in ihre
Chorus-Lines weben. Trotz ein bisschen Gefrickel hätte man schlechter in
den Abend starten können. Etwa mit den folgenden
AGENT FRESCO, denn die bieten Math Metal und sind für die
gediegene Abendunterhaltung eindeutig nicht die richtige Band.
Djent-Freaks werden die Isländer sicher lieben, aber ein bisschen
eingängiger dürfte es dann doch sein.
Für die gewünschte Fuhre Hits müssen also die Gastgeber
KATATONIA alleine sorgen, was den Schweden
mit ihrer an Highlights nicht armen Historie natürlich nicht sonderlich
schwer fällt. Zwar findet das zum Sterben schöne „Saw you drown“ erst
einige Shows später seinen Weg in die Setlist, aber auch so wird einiges
geboten. Mit „Serein“ zum Beispiel eines der absoluten Highlights vom
aktuellen Scheibchen „The Fall of Hearts“, das doch ein wenig
überraschend nur vier Songs in der Setlist stellt. Stattdessen setzt man
verstärkt auf die Großartigkeit von „The Great cold Distance“ (sechs
Songs), was angesichts von Famositäten wie „Deliberation“ und „July“,
das heute zum großen Finale aufgetischt wird, absolut nachvollziehbar
ist. Gereicht wird das alles an einer Reise durch große Teile der
eigenen Vita inklusive des „Tonight’s Decision“-Evergreens „For my
Demons“ und des nur schwer zu überbietenden „Teargas“. Jüngere Alben
werden dabei ebenso berücksichtigt und durch „Dead Letters“, „The
longest Year“ und andere Perlen repräsentiert. Mit „Evidence“ darf
natürlich auch der wohl bekannteste Katatonia-Song nicht fehlen, der von
den Fans gebührend gefeiert wird. Richtige Partystimmung darf bei diesen
Dark Metal-Meisterwerken natürlich niemand erwarten, und so regiert vor
allem andächtiges Schweigen und Genießen während der Songs. Dafür wird
es zwischen den Songs laut, denn obwohl die Halle bei weitem nicht voll
ist, stimmt die Umsetzung selbstverständlich und wird entsprechend
goutiert. Abgesehen von stimmigen Backdrops und Aufstellern ist es
allerdings Essig mit Bühnenshow, Katatonia lassen live primär ihre Musik
für sich sprechen und werden in diesem Leben wohl keine Rampensäue mehr.
Dabei hat Sänger Jonas Renkse über die Jahre durchaus an Sicherheit auf
der Bühne gewonnen: Zwar versteckt er sein Gesicht nach wie vor in
seinen nach vorne geschüttelten Haaren und lässt sich wenn, dann nur zu
etwas ungelenkem Headbangen im Stehen hinreißen, aber davon abgesehen
kommuniziert der Schwede mittlerweile häufiger und sicherer mit dem
Publikum und scheint insgesamt redegewandter geworden zu sein. Von
seinen Mitstreitern hat einzig sein kongenialer Kreativpartner Anders „Blakkheim“
Nyström keinen Bierdeckelradius auf der Bühne und ist bemüht zumindest
allein so etwas wie einen Aktivposten zu geben. Eine lobenswerte
Einstellung und durchaus willkommen, selbst wenn nicht wenige Fans
während der Songs die Augen weitestgehend geschlossen halten, um sich
voll und ganz von den Düster-Hymnen verzaubern zu lassen. Wohl deshalb,
weil die Emotionalität der Songs für ein sehr intimes Verhältnis
zwischen Musik und Zuhörer sorgt. Genau deshalb ist die Stimmung auf
einem Konzert der Skandinavier in der Regel wohl auch so zurückhaltend:
Weil man eigentlich lieber gerne mit sich und der Musik alleine wäre.
Vor und auf der Bühne.
Markus Rutten -
www.sounds2move.de
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