Sixx A.M. + The New Black

Knust Hamburg

20.06.2016

"Prayers for the Damned" European Tour 2016

 

 

"You have come to the right Place" vom neuen Sixx A.M. Album "Prayers for the Damned (Vol. 1)" schafft es an diesem Abend zwar überraschend nicht in die Setlist, als formidables Motto für diesen - natürlich - verregneten Montagabend in Hamburg taugt der Titel aber allemal. Wer das Glück hatte, ein Ticket für diese Show zu ergattern, erlebt nämlich nicht weniger als die erste deutsche Clubshow überhaupt von Nikki Sixx, James Michael, DJ Ashba und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Insgesamt ist es der zweite Auftritt in Deutschland, die Weltpremiere war wenige Wochen zuvor bei Rock im Park über die Bühne gegangen, die Show zwei Tage danach am Ring hingegen den massiven Unwettern zum Opfer gefallen. So ganz wusste man wohl noch nicht wohin die Reise gehen würde beim ersten Europaabstecher, also buchte man vorsorglich einen kleineren Club, um nicht am Ende vor halbvollem Haus spielen zu müssen.

 

Eine Angst, die sich als unbegründet herausstellen sollte, denn Deutschland ist heiß auf die Alternative Rocker, und das etwas ranzige, aber sehr charmante Knust im Herzen von St. Pauli schon Wochen im Voraus ausverkauft. Obwohl man es sich also grundsätzlich hätte sparen können, eine weitere Band dazu zu buchen, dürfen dann recht kurzfristig doch noch THE NEW BLACK eröffnen, die selbstverständlich dankbar sind, dem frühzeitig rappelvollen Laden ihr Können samt des noch recht neuen "A Monster's Life" präsentieren zu dürfen. Mit wenig Platz, viel Lust und einem durchaus vorzeigbaren Backkatalog lassen die Würzburger nichts anbrennen, schließlich laufen vor allem "Long Time coming", "The King I was" und "With a Grin" gut rein. Einzig die silberne "Astronautenhose" von Sänger Markus Hammer in Kombination mit seinen leuchtend roten Cowboystiefeln sorgen für eine gewisse Irritation.

 

Deutlich klarer sieht man eine halbe Stunde später als SIXX A.M. unter dem Jubel der 500 Fans endlich ihr erstes "richtiges" Konzert hierzulande geben. Passenderweise wird auf dem Kiez auf jegliches Lametta verzichtet, es gibt keine Effekte und auch das Backdrop ist zu groß für den kleinen Schuppen, einzig die beiden Backgroundsängerinnen vermitteln einen Eindruck davon, dass man es von den heimischen Konzerten in den USA gewohnt ist, etwas dicker auftragen zu können. Doch in Europa müssen Sixx A.M. zurück an die Basis, zu den Leuten, in die Clubs, auf die kleineren Festivalbühnen. Gerade für Rockstar Nikki Sixx eine Umstellung, auf die der Bassist - heute in der passenden Kriegsbemalung zu den aktuellen Bandfotos - allerdings richtig Bock zu haben scheint. Keine Achterbahn auf der Bühne wie bei Mötley Crüe, keine Diva wie Vince Neil, der man es recht machen muss. Stattdessen das kleine Rock ´n´ Roll Einmaleins aus Schweiß und Action. Die Rockstars im besten Alter nehmen es mit einem Lächeln und einem Schulterzucken, sie wissen um ihr Können und natürlich um ihr bereits jetzt beachtliches Repertoire an Hits. Entsprechend selbstbewusst flirtet Gitarrist DJ Ashba (u.a. Ex-Guns ´n´ Roses) unentwegt mit den ersten Reihen, während bereits nach "This is gonna hurt" sowie "Rise" vom neuen Album jeder Anwesende auf Betriebstemperatur ist. Da es der erste Abstecher nach Europa ist, gibt man sich betont bemüht allen vier bisherigen Alben gerecht zu werden, wenn gleich man so ehrlich sein muss, dass die zwei Songs vom Vorgänger "Modern Vintage" tatsächlich ausreichen. Zumal wenn das sensationell gute "Stars" dazu gehört, das unbestrittene Highlight des besagten Albums, dem keiner der anderen Tracks wirklich das Wasser reichen konnte. Nur zu verständlich, dass man da schon lieber "This is gonna hurt" und dem neuen Leckerbissen "Prayers for the Damned (Vol. 1)" jeweils fünf Plätze auf der Setlist zugesteht. Wer die Euphorie bei "Live Forever", die Power von "Lies of the beautiful People" und "Rise" oder aber die vielen geschlossenen Augen beim intensiv zelebrierten "Prayers for the Damned" sieht, bekommt mehr als genug Argumente  für die Auswahl der Band geliefert. Und dann wäre da natürlich noch das - so weit kann man wohl guten Gewissens gehen - absolute Highlight des Abends, nämlich die Gänsehautballade "Skin", die es tatsächlich fertig bringt, sämtliche anderen Höhepunkt noch in den Schatten zu stellen. Während der Anfang noch allein Sänger James Michael und einem etwas unterdimensionierten E-Piano gehört ("Entweder ich bin verrückt, oder die Dinger werden auf dieser Tour mit jedem Abend kleiner"), steigert sich das hochemotionale Stück ab der Mitte und mit dem Einstieg der restlichen Musiker zur bisher ungehörten, atemberaubenden Bandversion, der man es durchaus zutrauen würde, die Eiswürfel in den Longdrinks der Besucher zum Schmelzen zu bringen. Schnell das Pipi aus den Augen gerieben, denn mit "Dead Man's Ballet" und "Everything went to Hell" folgt ein wuchtiger Doppelschlag. Erst die erste Zugabe "Accidents can happen" liefert wieder astreinen, kathartischen Herzschmerzstoff, der Schlusspunkt ist mit "Life is beautiful" allerdings rockiger und schwungvoller gewählt. Da es sich gleichzeitig um den ersten großen Sixx A.M.-Hit handelt, mobilisiert Hamburg noch mal die letzten Reserven und singt fleißig mit, bevor dieser uneingeschränkte Einstand nach Maß für Fans und Mucker eigentlich viel zu früh endet. Wobei: Wer am Tag des Konzertes die Aktivitäten der Bandmitglieder auf ihren Social Media-Kanälen verfolgt hat und nach dem Konzert zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, kommt noch in den Genuss einer kleinen Unplugged-Session. Diese steigt etwa eine Stunde nach dem Konzert hinter dem Club vor dem Nightliner der Band, wo mit Akustikgitarren bewaffnet und bei immer noch leichtem Nieselregen noch mal "Rise" und "Lies of the beautiful People" im puren, ungeschminkten Gewand zum Besten gegeben werden. Keine alltägliche Aktion, die Sixx A.M. im Rahmen dieser Tour bei ausgewählten Shows unter der Überschrift "Hit and Run" veranstalten und die von den Die Hard-Fans mit viel Dankbarkeit und einer extra Portion Singalong goutiert wird. Wer mit einem solchen Paukenschlag einsteigt, darf sehr gerne wiederkommen. Und zwar lieber gestern als morgen!

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

 

Setlist The New Black:

 

Why I burn

Cut loose

The King I was

Everlasting

With a Grin

Long Time coming

Downgrade

 

 

Setlist Sixx A.M.:

 

This is gonna hurt

Rise

Relief

When we were Gods

Live Forever

Skin (alternative Band-Version)

Dead Man's Ballet

Everything went to Hell

Prayers for the Damned

Goodbye my Friends

Lies of the beautiful People

Stars

Rise of the Melancholy Empire

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Accidents can happen

Life is beautiful

 

 

Setlist Sixx A.M. "Hit and Run" (Akustiksession am Bus)

 

Rise

Lies of the beautiful People