Delain + Serenity

Nachtleben Frankfurt

20.03.2015

"Stardust over Europe" Tour

 

 

Dass ein Tour-Paket wie dieses durchaus zugkräftig ist, dürfte auch in der Mainmetropole Frankfurt niemanden überraschen. Dann schon eher die Wahl des Venues, denn das Nachtleben ist zwar grundsätzlich ein kuscheliger kleiner Kellerclub in bester City-Lage, mit seiner geschätzten 300er Zuschauerkapazität aber auch deutlich unterdimensioniert. Entsprechend schnell ist die Bude ausverkauft, bereits drei Wochen vor dem Konzert waren alle Tickets vergriffen. Wobei "Wahl des Venues" relativ ist, denn diesen famosen Termin an einem lauen Freitagabend wollten sich auch noch andere Künstler sichern. So viele, dass man sich zähneknirschend eben nur noch das gute alte Nachtleben an der Konstablerwache sichern konnte.

 

Wer eine Karte ergattern konnte, bekam dafür einen - gerade im Fall von Delain - außergewöhnlich intimen Abend geboten, den es so wohl nicht all zu oft gibt. Nicht nur deshalb ist der Laden bereits brechend voll, als SERENITY das Aufwärmprogramm in die Hand nehmen. Die Österreicher schreiben zwar gerade fleißig an einem neuen Album und haben zudem die eine oder andere Umbesetzung zu verkraften (Sängerin Clementine Delauney etwa hat die Band einvernehmlich verlassen, weil man zurück zur klassischen Besetzung mit nur einem Sänger möchte), aber für die alten Hausfreunde Delain legt man gerne eine Pause ein, nimmt ein paar Tage Urlaub und springt für diesen recht kurzen Tour-Abschnitt mit in den Nightliner. Schon das "Game of Thrones"-Theme, das man als Intro gewählt hat, und die ersten Klänge von "Coldness kills" machen klar, dass Serenity auch nicht wenige eigene Fans in den Club gelockt haben, die zudem richtig Bock auf eine zünftige Symphonic Metal-Sause haben. Da grinst Frontmann und Geschichtsspezialist Georg "Honigkuchenpferd" Neuhauser nicht zu Unrecht von einem Ohr zum anderen. Mit Sympathiefaktor 100 und Live-Aushilfe für den weiblichen Gesang hangeln sich die Alpenländer und ihre Neuzugänge aus Italien und Deutschland sicher durch Highlights ihrer bisherigen Karriere (jeder Schuss ein Treffer!), wobei vor allem "Legacy of Tudors", der hemmungslos gefeierte Kitsch von "Fairytales" und "Reduced to Nothingness" den Laden zum Kochen bringen. So sehr, dass dem Wunsch der nach Zugabe lechzenden Hessen sogar noch mit dem ungeplanten "Royal Pain" entsprochen wird. Das nennt man dann wohl Siegeszug, und die eigene Headlinertour Anfang 2016 samt neuer Platte kann kommen.

 

Weil nach dem Konzert auch noch eine Madonna Release-Party an gleicher Stelle steigen soll, sind auch DELAIN heute zeitig an der Reihe. Auf jeglichen Schnickschnack muss aus Platzgründen leider verzichtet werden, es gibt also weder Aufsteller noch sonstige Special Effects. Bassist Otto Schimmelpenninck wird es recht sein, denn der hat sich vor wenigen Monaten eine extrem schmerzhafte Verletzung durch eine heiße "Dampfsäule" geholt, die im wahrsten Wortsinne unter die Gürtellinie ging. Das höchste der Gefühle ist heute die gute alte Nebelmaschine, allerdings hätte man auf die auch gerne verzichten können, denn der pickepacke volle Keller ist auch so schon kein Luftkurort. Zum Glück für Delain haben sie Effekthascherei ohnehin nicht nötig und können auch einfach nur mit ihrer Musik überzeugen - hier und heute hätten sie eh keine andere Wahl gehabt. Wie gut, dass "Mother Machine" direkt die Fronten klärt, bevor es kurze Zeit später mit "Army of Dolls"/"Stardust" den ersten gefeierten Doppelschlag vom aktuellen Langspieler "The Human Contradiction" auf die Ohren gibt. Danach geht es erst mal zurück zum Vorgänger, bevor die Uhr komplett zurück gedreht wird und man gleich ein Trio vom Debüt "Lucidity" ausgräbt. Für besondere Begeisterung sorgt dabei die Über-Ballade "See me in Shadows", welche die Fans zuvor via Social Media-Voting nach längerem mal wieder zurück ins Set gehievt haben. Die zweite Fan-Wahl fiel auf "The Tragedy of the Commons", den Rausschmeißer des aktuellen Albums, der vor dieser kurzen Headlinertour noch überhaupt nicht live präsentiert wurde. Warum eigentlich nicht? Bei solchen Reaktionen werden sich das die Niederländer wohl selbst fragen. Der Autor stellt sich hingegen die Frage, ob es nicht vielleicht doch eine bessere Wahl für die erste Zugabe gegeben hätte als das lahme "My Masquerade"? Wie wäre es zum Beispiel mit "Breathe on me", "Tell me, Mechanist" oder am liebsten "Are you done with me"? Frankfurt ist es egal, das Nachtleben feiert trotzdem und wird mit dem mächtig drückenden "Stay forever" und dem Statement "We are the Others" in die noch sehr junge Nacht entlassen. Wer noch nicht nach Hause will, immerhin ist es erst 22 Uhr, kann in der Cocktailbar im Erdgeschoss wahlweise noch ein paar Drinks nehmen oder sich ein Foto oder ein Autogramm von einer der beiden Bands holen. Noch mehr Tuchfühlung an einem Abend geht kaum.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

Setlist Delain:

 

Mother Machine

Get the Devil out of me

Army of Dolls

Stardust

Electricity

Milk and Honey

Sleepwalkers Dream

Pristine

See me in Shadows

Here come the Vultures

The Tragedy of the Commons

The Gathering

April Rain

Not enough

---

My Masquerade

Stay forever

We are the Others

 

 

Setlist Serenity:

 

Intro (Game of Thrones-Theme)

Coldness kills

Rust of coming Ages

Velatum

Legacy of Tudors

Fairytales

Serenade of Flames

Reduced to Nothingness

---

Royal Pain