Bands:

Arkona + Metsatöll + Svartsot

Location:

K17 Berlin

Datum:

13.12.15

Tour:

Pagan Rebellion Tour

 

 

Ein ganz gewöhnlicher Adventssonntag in einem Berliner Hinterhof. Doch immer mehr Langhaarige, Kuttenträger und andere dunkle Gestalten rotten sich zusammen und begehren Einlass. Der genannte Hinterhof in Friedrichshain gehört nämlich dem bekannten Metal Club K17 und beherbergt heute das nord-ost-europäische Tourgespann Arkona, Metsatöll und Svartsot auf ihrem „Pagan Rebellion“ Feldzug. Meine leichten Zweifel, ob es Arkona schaffen werden als Headliner ordentlich Leute zu ziehen, erweisen sich als unbegründet. Einige hundert Anhänger dürften es gewesen sein, die den Weg ins K17 gefunden haben.

 

Und die Anwesenden lassen sich nicht lange bitten. Als die Dänen SVARTSOT pünktlich um 20 Uhr die Bretter betreten, sind schon zahlreiche Feierwillige vor der Bühne. Diese lassen sich auch nicht vom seltsamen und teilweise neben der Spur liegenden Sound der Dänen abhalten. Optisch eine Mischung aus Robinson Crusoe und Graf von Monte Christo liefern die Jungs eine Mischung aus Death Metal und Pagan Melodien ab, wobei die Flöten und Dudelsäcke meist ziemlich schief klingen. Und das Gebrüll von Frontmann Thor Bager passt eigentlich eher zu extremem Death Metal als zur grundsätzlich fröhlichen Mucke von Svartsot. Doch der Stimmung tut dies keinen Abbruch. Die Dänen werden 45 Minuten lang ordentlich abgefeiert, die Ansagen über Bier und Titten tragen wohl ihren Teil dazu bei. Da es für Svartsot der letzte Auftritt der Tour ist, holen sie beim vorletzten Song („Gravøllet“) noch die Jungs von METSATÖLL für ein paar Shouts und Bier mit auf die Bühne. 

Als die Esten dann ihrerseits an der Reihe sind kommt es selbstverständlich zum Gegenbesuch. Insgesamt ist der Folk Metal von Metsatöll wesentlich komplexer und schwerer zugänglich. Daher ist jetzt vor der Bühne etwas weniger los als zuvor, was allerdings auch an der Handvoll Jungs und Mädels liegen könnte, die dort einen Dauerpogo anzetteln, worauf zu diesem Zeitpunkt noch nicht jeder Bock hat. Festzuhalten bleibt jedoch, dass Metsatöll eine Stunde lang sehr guten Pagan Sound liefern, mal schnell und hart, mal folkig beschwingt und mal beschwörend monoton-langsam. Zudem haben die Esten als einzige Band des Abends ihren Sound samt sämtlicher folkloristischer Instrumente über die komplette Spielzeit fest im Griff. Also Daumen hoch für das baltische Quartett.

 

Doch wem an diesem Abend die meisten Sympathien gelten, zeigt nicht nur die bunte Galerie verschiedener zur Schau getragener ARKONA Shirts. Als die ersten Klänge des „Yav´“-Intros erklingen, wird es richtig voll vor der Bühne. Allerdings erweist sich der Titeltrack des aktuellen Albums nicht gerade als der perfekte Opener. Zu verhalten klingt das Stück, weder richtig hart, noch folkig-partytauglich. So richtig die Post ab geht dann erst ab dem zweiten Song. Der Titeltrack des 2007er Albums „Ot Serdtsa k Nebu“ verwandelt den Pulk vor der Bühne in eine schwitzende, tanzende, bangende, pogende Masse. Ein Zustand, der sich in den folgenden 80 Minuten zwar in seiner Schwerpunktlegung ändert, in seiner Intensität aber kaum abnimmt. Masha hat wie immer alles im Griff, singt und brüllt sich die Seele aus dem Leib und macht drollige Ansagen. Zu Beginn der Show sind einige Soundprobleme wie Rückkopplungen zu verzeichnen, die leider den Genuss etwas trüben. Doch die Schwierigkeiten werden bald behoben, und das Gros der Feiernden lässt sich sowieso davon nicht abschrecken. Der Schwerpunkt bei der Songauswahl liegt nicht mehr beim 2014er „Yav´“-Album. Von dem gibt es nur noch den Black Metal Kracher „Na Strazhe Novikh Let“ auf die Lauscher. Mit vier Songs sind dagegen jeweils das bereits erwähnte „Ot Serdtsa k Nebu“ (kleine Überraschung) und „Goi Rode Goi“ (zu erwarten) dabei. Von „Slovo“ gibt es überraschenderweise nur das beschwörende „Zakliatie“ und das unvermeidliche „Stenka na Stenku“ zu hören. Die kompletten ersten drei Alben werden mit gerade mal einem Song bedacht, und der fällt mit „Vozrozdenie“ vom Debüt doch sehr überraschend aus. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, diesen schon mal live gehört zu haben, nicht einmal auf der Live-Scheibe „Schisn wo slawu“ von 2006 ist er vertreten. Nun kann eine Band wie Arkona was Hits und Alben angeht aus den Vollen schöpfen und es in Sachen Auswahl nicht jedem recht machen. Ein wenig enttäuscht war ich aber schon. Auch in Sachen Spielzeit hätte ich ein wenig mehr erwartet. Sicher sind 80 Minuten schon eine Steigerung zu den sonstigen Festival- und Heidenfest-Auftritten. Aber wenn man weiß, welche ausgedehnten Konzerte die Russen in ihrer Heimat spielen (festgehalten auf diversen live Ton- und Bildträgern), hätte es auch hier gerne mehr sein dürfen. Aber die Stimmung hat sich von diesen kleinen Kritikpunkten keiner verderben lassen, und wahrscheinlich hätte der tobende Mob vor der Bühne das kräfteraubende Prozedere auch nicht mehr lange durchgehalten. Alles in allem also ein gelungener Abend in einem Berliner Hinterhof.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de

 

 

Arkona Setlist:


Yav'
Ot Serdtsa k Nebu
Goi, Rode, Goi!
Liki Bessmertnykh Bogov
Zakliatie
Na Strazhe Novikh Let
Slav'sja, Rus'!
Katitsia Kolo
Sva
Vozrozdenie
Pamiat
Stenka na Stenku
Yarilo