Bring me the Horizon + Pvris, Beartooth

Posthalle Würzburg

06.11.2015

"That's the Spirit" Tour 2015

 

 

Wie die meisten Konzerte ihrer Europatournee ist auch die Show in der Posthalle Würzburg Wochen im Voraus ausverkauft. Dafür, dass sich so viele Maulhelden im Netz über "That's the Spirit" auslassen, scheint die Platte doch ziemlich vielen Leuten zu gefallen. Und das vollkommen zu recht, denn Bring me the Horizon haben völlig richtig erkannt, dass sie in Sachen Breakdowns und Gebrüll im Grunde alles gesagt haben und sich mit einem weiteren Festhalten am altbekannten Rezept wohl schnell selbst überlebt hätten. So wird es nach "Sempiternal" nun noch eine Spur poppiger, jedoch nicht ohne an den richtigen Stellen nach wie vor die Keule zu schwingen. Wie überragend das auch live funktioniert, wird dieser Abend noch beweisen, den Anfang machen jedoch Andere.

 

Nämlich BEARTOOTH, die bei zu laut und zu krachig eingestellter Anlage mit ihrem gefälligen Metalcore den Abend eröffnen. Die Breakdowns sitzen perfekt, schon früh ist der erste Circlepit zu entdecken und auch sonst gefällt den Kids das Gebotene. Dass die gereichte Melange nicht wirklich innovativ ist, obwohl sich hier und da ein paar Schrammelgitarren eingeschlichen haben, scheint niemanden zu stören. Im Gegenteil sind trotz der frühen Anfangszeit (19:00 Uhr) schon ein paar Hundertschaften vor der Bühne, um sich anzusehen, was Sänger Caleb Shomo nach seinem Abgang bei Attack Attack! zu bieten hat. Nach diesem gelungenen Core-Aufwärmprogramm geht es erst einmal in eine andere musikalische Richtung, während der freie Platz vor der Bühne kontinuierlich weniger wird. Der sphärische Auftakt ist dabei nicht als schmeichelndes Intro für PVRIS (gesprochen "Paris") gedacht, sondern gibt vielmehr die Marschrichtung vor: Statt Gangshouts und Pit-Action setzen die Amis auf Post-Rock serviert an Keyboardflächen, Synthie-Spielereien, einer ordentlichen Kelle Pop und einem gewissen Alternative-Einschlag, der mit einer schwelgerisch-melancholischen Note vorgetragen wird. Hinzu kommt die glockenklare Stimme von Sängerin Lyndsey Gunnulfsen, die zwar keine Rampensau ist und sich eher zurückhaltend gibt, die Defizite in Sachen Ausstrahlung aber mit ihrem perfekt zur Musik passenden Goldkehlchen wett macht. Für so ein zerbrechlich wirkendes Geschöpf hat sie das Publikum dann aber doch überraschend gut im Griff, das sich nicht nur vom tanzbaren "St. Patrick" verzücken lässt, sondern auch von "Fire" und den anderen Songs vom 2014er Debüt "White Noise". Einziges Manko ist der immer noch etwas suboptimale Sound, denn unter anderem ist der Bass zu dominant und schluckt so Teile der Keys und Synthies. Viele neue Freunde hat sich das Trio samt Live-Drummer nichtsdestotrotz erspielt, das stilistisch irgendwo zwischen neueren Flyleaf und The Provenance zu verorten ist. Die Entdeckung des Abends.

 

Dass Pvris und Beartooth überhaupt zusammen auf eine Tour passen, liegt in erster Linie am Headliner und dessen Ausrichtung der letzten beiden Alben. Denn gerade durch "That's the Spirit" gibt es eine gemeinsame Schnittmenge, womit davon ausgegangen werden kann, dass diese Tourkonstellation nicht zufällig so zu Stande gekommen ist. Ihren Teil haben die beiden Anheizer jedenfalls erfüllt, doch auch ohne wäre das Publikum vermutlich augenblicklich bei 100 Prozent gewesen, als BRING ME THE HORIZON zu "Doomed" einlaufen und relativ schnell klar wird, dass das hier heute nur ein Triumphzug werden kann. Dass die Posthalle nur einen sehr kalten Industriecharme versprüht und auch der Sound im Gemäuer so seine Schwächen hat - drauf geschissen, das Feuerwerk gibt es auf der Bühne! Der Aufforderung "sing along a little fucking louder" ("Happy Song") kommen die Kids nur zu gerne nach, Circlepit und Wall of Death funktionieren sowohl aus eigenem Antrieb, als auch auf Zuruf von Oli Sykes, dem unangefochtenen Chef im Ring. Während die Band tobt und Sykes mit seinen Texten wütet, leidet und anstachelt, blitzt im Hintergrund die LED Wand und hat stets die richtige Untermalung parat, egal ob nun der mächtige Chorus von "Shadow Moses" aus 2.000 Kehlen geschmettert wird oder "Throne" vom aktuellen Longplayer oberamtlich abgefeiert wird. Dass es letztlich nur zwei Songs aus der Prä-"Sempiternal" Ära ins Set geschafft haben ("Chelsea Smile", "Blessed with a Curse") scheint niemandem die Suppe zu versalzen, wer braucht schon alte Kamellen, wenn er den brutalen Abriss "Antivist" in petto hat? Da die Show für viele der überwiegend jüngeren Aktivposten vor der Bühne mehr als genug Action bietet (nach der ersten Viertelstunde kämpfen sich im Minutentakt neue Pit-Jünger zum seitlichen Rand der Halle, um klatschnass geschwitzt erst einmal durchzuatmen - und sich im Anschluss in den nächsten Pit zu werfen) und auch bei Sykes irgendwann ein bisschen die Stimmbänder abbauen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass Bring me the Horizon wie schon aus der Vergangenheit bekannt geradeso auf 70 Minuten Spielzeit kommen. Vorher versucht Sykes, der heute gut bei Laune zu sein scheint, noch mal alle Crowdsufer im Graben persönlich mit High Five zu begrüßen, bevor das epische "Drown" einen letzten Gänsehaut-Höhepunkt setzt und die ganze Halle im Glitterregen fleht "don't let me drown!". Als kurz darauf das Saallicht angeht, herrscht am Merch-Tisch schon wieder (oder immer noch) reger Andrang, denn scheinbar will fast jeder noch ein Shirt mit auf den Heimweg nehmen. Wobei nach Hause gehen relativ ist, denn die Uhr zeigt gerade erst 22:00 Uhr und die Studentenstadt Würzburg erwacht an diesem Freitagabend eigentlich gerade erst. Doch egal welche Party noch ansteht und welche Kneipe noch unsicher gemacht werden soll - besser kann dieser Abend kaum noch werden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

 

 

Setlist Bring me the Horizon:

 

Doomed

Happy Song

Got to Hell, for Heaven's Sake

The House of Wolves

Chelsea Smile

Throne

Shadow Moses

Sleepwalking

True Friends

Can you feel my Heart

Antivist

---
Blessed with a Curse

Drown

 

 

Setlist Pvris:

 

White Noise

Fire

My House

Holy

St. Patrick

Mirrors

 

 

Setlist Beartooth:

 

The Lines

Relapsing

Dead

In Between

I have a Problem

Beaten in Lips

Body Bag