Kamelot + Serious Black

Colos Saal Aschaffenburg

01.07.2015

 

 

 

 

Zwischen ein paar Festivals und vor der eigentlichen Tour zum neuen Album "Haven" schieben Kamelot zwei deutsche Clubshows ein, um sich schon mal einzustimmen und Sicherheit im Umgang mit dem neuen Material zu bekommen. Die Fans erscheinen dazu zahlreich, lassen sich aber überwiegend Zeit bis kurz vor knapp und belagern lieber die umliegenden Kneipen und Biergärten, immerhin hat das Thermometer an diesem für Konzertbesuche undankbaren Mittwoch locker die 30°-Marke übersprungen. Eins vorweg: Im Colos Saal ist es keinesfalls kühler.

 

Der eine oder andere Fan knickt sich SERIOUS BLACK deshalb in Teilen und verpasst tadellos gespielten, aber mit viel Kitsch vorgetragenen Klischee-Power-Metal, der durchaus den einen oder anderen netten Moment hat und offenkundig den Nerv einiger Fans trifft, die zur Belohnung noch die Weltpremiere eines neuen Songs geboten bekommen. Die Neu-Sympathisanten sichern sich im Anschluss teilweise noch ein Andenken am Merch-Tisch, wo zu moderaten Preisen (u.a. Tourshirts für 15 Euro) eingekauft werden und mit der recht prominent besetzten Band (Referenzen u.a. Helloween, Masterplan, Visions of Atlantis) gequatscht werden kann. Kleiner Tipp an Frontmann Urban Breed: Von diesem weißen Rüschenhemd im Shakespeare-Look sollte dringend Abstand genommen werden.
 

 

Apropos Abstand nehmen: In Bezug auf ihre Fans nicht unbedingt die Paradedisziplin von KAMELOT. Der Colos Saal wurde nämlich nicht ohne Grund für diesen Club-Abstecher ausgewählt, denn auch wenn Thomas Youngblood und Sean Tibbets auf ihren Raisern angesichts der recht niedrigen Decke fast schon in der Lichttraverse hängen, ist es auch die Tuchfühlung zu den Fans, die maßgeblich zur Atmosphäre dieser Show beiträgt. Da wird sich schon mal das eine oder andere Smartphone aus den vorderen Reihen ausgeliehen, um damit auf und von der Bühne ein paar Bilder und Videos zu schießen. Allenthalben im Bild: glücklich rockende Menschen quer durch alle Rocker- und Metallerschichten, gezeichnet von Hitze und Schweiß, dabei aber bestens gelaunt. Kein Wunder, denn Kamelot servieren ein klassisches Hit-Set und haben sich als besonderes Bonbon sogar die Dienste von Busenfreundin Alissa White-Gluz (Arch Enemy) gesichert, die nicht nur einige Backings beisteuert, sondern die sich auch an fulminanten Live-Versionen von "Sacrimony (Angel of Afterlife)" und dem brandneuen Brecher "Revolution" beteiligt. Stammkraft Tommy Karevik indessen gibt entgegen seines eigentlichen Berufsethos (der Mann ist hauptberuflich Feuerwehrmann) den verbalen Brandstifter und spornt Aschaffenburg ein ums andere mal zu Höchstleistungen an. Traditionell wird dabei besonders der Evergreen "Forever" dank diverser Mitsingspielchen mal eben auf die doppelte Länge gestreckt. Wer so artig jeden Spaß mitmacht, der darf sich auch etwas wünschen, und so hat es an diesem Abend "Fallen Star" vom neuen Album ins Set geschafft (dazu "Insomnia" und das gnadenlos abgefeierte "Veil of Elysium"), das sich die Fans vorher mit Nachdruck über die sozialen Netzwerke gewünscht hatten. Auch hier funktioniert das Mitsingen schon ziemlich gut, was Grund zur Hoffnung gibt, dass die Nummer uns für die reguläre Tour zu "Haven" im Herbst erhalten bleibt. Dann würden viele Fans vermutlich auch "Liar Liar" mit Kusshand nehmen, das an diesem Abend trotz des komplett anwesenden erforderlichen Personals leider (noch?) keinen Platz im Set zugestanden bekommt. Also müssen es heute alte Bekannte wie das unkaputtbare "Karma" und die Gänsehautballade "Song for Jolee" richten und natürlich "March of Mephisto" als umjubeltes Finale. Danach ist Schicht im Schacht, denn die Uhr marschiert unaufhaltsam gen 23 Uhr. Angesichts der amtlichen Hitze kann man fast schon froh sein, dass die Show nicht komplett ausverkauft war und man somit zumindest ein bisschen Luft zum Nebenmann hatte. Klatschnass ist die Rockerschaft hinterher trotzdem, und auch vor dem Club ist es kaum besser geworden. Die Laune der Fans trübt da alles nicht, sie analysieren lieber schon mal den Tourverlauf für den Herbst und sondieren die möglichen Termine. Der eine oder andere wird dann wieder mit von der Partie sein. Man ist heiß auf mehr - und das aus gutem Grund.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

 

Setlist Kamelot:

 

Rule the World

Ghost Opera

The Great Pandemonium

Veil of Elysium

Karma

Center of the Universe

Song for Jolee

Drum Solo

Revolution

Torn

Insomnia

When the Lights are down

Fallen Star

Keyboard Solo

Forever

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Sacrimony (Angel of Afterlife)

March of Mephisto