Kari Rueslåtten + Nadine Maria Schmidt
Unter-Rock Leipzig
30.05.2014

 

Manchmal hat man das Glück, einem Konzert beiwohnen zu dürfen, das nicht nur gut oder sehr gut, sondern etwas ganz Besonderes ist. So etwa, wenn sich die norwegische Zauberstimme Kari Rueslåtten dazu entschließt, nach neun Jahren des musikalischen Dornröschenschlafs nicht nur ein neues Album zu veröffentlichen, sondern dieses auch mit zwei Konzerten in Deutschland zu bewerben – den ersten, die sie jemals innerhalb ihrer vor immerhin schon 20 Jahren angelaufenen Karriere hierzulande gegeben hat und die sich damit in eine bislang sehr kurze Liste von Auftritten außerhalb ihres Heimatlandes einreihen.

 

Das erste dieser Konzerte, deren Zustandekommen der geneigte Fan unter genannten Umständen schon als kleine Sensation feiern durfte, fand am 30. Mai 2014 im gemütlichen Unter-Rock in Leipzig statt. Im Gepäck hatte die Dame lediglich zwei Instrumentalisten, nämlich ihren langjährigen Wegbegleiter Frode Flemsæter an den Keyboards und ihren neuen Produzenten Jostein Ansnes an der Gitarre. Mehr Untermalung benötigt Karis wunderbare Stimme aber auch gar nicht, um ihre unglaublich tiefgehende Wirkung zu entfalten – dies schon gar, da beide Begleiter ihre Rollen hervorragend ausfüllten. Flemsæter mit einem geradezu blinden Verständnis für die Kunst der Sängerin und Ansnes durch einen den Gesamtklang stets bereichernden Wechsel zwischen songbetonter Untermalung auf der akustischen und fantasievollem Einsatz von Effekten auf der elektrischen Gitarre. Den Focus des Publikums konnten und wollten die beiden im Sitzen spielenden Herren aber freilich nicht von der Herrscherin des Abends abziehen, die von Anfang an mit einer glänzenden Gesangsleistung ebenso punkten konnte wie mit ihrer unglaublich sympathischen Ausstrahlung. Im Vordergrund standen bei der Songauswahl die Lieder des aktuellen Albums „Time to tell“, von denen gleich zu Beginn mehrere Titel am Stück präsentiert wurden. Erster Höhepunkt in diesem Zusammenhang war ein großartiger „Wintersong“, der sicher nicht nur mir Gänsehaut bescherte. Diese hatte dann auch keine Zeit mehr dazu, sich wieder zu verflüchtigen, denn das Titelstück von Rueslåttens erstem Soloalbum „Spindelsinn“ und vor allem das derselben Platte entstammende, mystische „Trollferd“ streichelten die Seelen der Anwesenden nicht minder – was im Grunde auch auf fast all die weiteren Lieder, die das motivierte Dreiergespann im Folgenden präsentierte, zutrifft. Darunter herrlich melancholische und ergreifend gesungene Titel wie „Paint the Rainbow grey“ oder „Only You know“, aber auch eingängige Perlen wie „Make me a Stone“ und „Other People’s Stories“. Die größte Überraschung im Set war wohl die ungewöhnliche Piano-Coverversion von Metallicas „Enter Sandman“, eine Solo-Darbietung Karis, die sich zu diesem Zwecke auch selbst hinter das Keyboard setzte.

 

Natürlich könnte ich mich jetzt noch darüber auslassen, dass es ein Wermutstropfen war, dass kein Song von „Pilot“ im Repertoire auftauchte. Stattdessen belasse ich es bei diesem schlichten Hinweis, denn der Tatsache, dass man hier einen magischen Abend erleben durfte, tut dies im Ergebnis keinen Abbruch. Es bleibt zu hoffen, dass Kari Rueslåtten ihre Songs bald wieder auf die Bühne bringt – gerne auch wieder in Deutschland.

 

Eröffnet hatte das Konzert übrigens die Leipziger Künstlerin Nadine Maria Schmidt, die ihre Lieder allein von der eigenen Akustikgitarre untermalt darbot. Dabei setzte sie auf eine große Bandbreite unterschiedlicher Spielweisen und stimmungsvoller Akkordverbindungen sowie auf eigenwillige aber gerade deshalb interessante Kompositionen. Dies machte ihren Auftritt zu einem gelungenen Auftakt des Programms.

 

Florian Gothe - www.sounds2move.de