Epica + Insomnium

30.04.2014

013 Tilburg (NL)

"The Quantum Enigma"-Releaseshow

 

 

 

Simone Simons und ihre sympathische Truppe laden zum Blind Date, und etwa 2.000 Fans aus der ganzen Welt folgen dem Aufruf. Anlass ist die Veröffentlichung des neuen Leckerbissens "The Quantum Enigma", der zwei Tage nach diesem Konzert die Plattenläden entern wird. Dabei ist es durchaus bemerkenswert, dass so viele Anhänger den Weg nach Tilburg gefunden haben, ohne vorher wirklich etwas vom neuen Album gehört zu haben. Gut, ein paar ganz Ungeduldige können in den ersten Reihen schon überraschend viele neue Songs mitsingen (Internet sei Dank?), was die Band aber verkraften wird, schließlich handelt es sich um die Die-Hard-Fans, die das Album einerseits ohnehin kaufen werden sobald es verfügbar ist und die andererseits auch zu den Heerscharen gezählt werden können, die den ganzen Abend lang unentwegt für reges Treiben am prall gefüllten Merch-Stand sorgen. Apropos Blind Date: Zwischendurch machen Epica ihre Fans dann doch zu Einäugigen unter den Blinden, denn in der Setlist werden auch ein paar alte Bekannte auftauchen.
 


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Bevor es dazu kommt, schlägt aber erst mal die Stunde der finnischen Dark Metaller INSOMNIUM. Als Freunde des Hauses (man war bereits mehrere Wochen gemeinsam in den USA unterwegs) haben die Nordlichter die Einladung natürlich dankend angenommen, nicht zuletzt da man ebenfalls ein neues Scheibchen auf dem Markt hat, das es zu bewerben gilt. Mit einem solchen Auftritt lässt sich die Werbetrommel dann sogar sehr passabel rühren, denn nicht nur der freundliche, dauerlächelnde Frontmann Niilo Sevänen sammelt Sympathiepunkte, sondern seine gesamte Band hat sich in den letzten Jahren zu einer richtig sehenswerten Live-Kombo gemausert. Vor allem bei den Gitarristen Markus Vanhala (Ex-Omnium Gatherum) und Markus Hirvonen sitzt jede lässige Pose, und über das Songmaterial muss man nicht viele Worte verlieren. Wer die Qualitäten dieser Perlen zwischen Melodic Death und Dark Metal noch nicht erkannt hat, dem ist eh nicht mehr zu helfen. Gut unterhalten werden jedenfalls nicht nur die eigenen Fans, die sich unter das gewohnt bunte Epica-Publikum gemischt haben. Dass man gleich die Hälfte der Setlist dem frisch erschienenen "Shadows of the dying Sun" widmet (allesamt übrigens in ihrer Live-Premiere), tut der gediegenen Düsterunterhaltung sicher keinen Abbruch. Wie auch - bei Hochkarätern wie "While we sleep" und "Down with the Sun"? Auch am gerade im Vergleich mit den Gastgebern des heutigen Abends regelrecht winzigen Verkaufsstand der Finnen (je ein Shirtmotiv, eine Flagge und das aktuelle Album) ist in der Folge durchgängig Publikumsverkehr. Dieser Abstecher in die Niederlande hat sich schon mal für beide Seiten gelohnt.


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Ehrlicherweise steht dem Großteil des Publikums sein persönliches Highlight jedoch noch bevor. Zum ersten und möglicherweise auch einzigen Mal präsentieren EPICA ihr Album "The Quantum Enigma" in voller Länge, dazu noch vor ausverkauftem Haus und natürlich mit einige Pyro-Einlagen und komplett neuem Bühnenbild. Auch optisch ganz im Zeichen der neuen Scheibe geht es dann erst mal durch die erste knappe Hälfte der neuen Scheibe, währen die Fans vorwiegend gebannt zuhören und zwischen den Songs mächtig Beifall spenden. Nach dem Bombast-Brecher "Unchain Utopia" gönnt man der Aufnahmefähigkeit der Zuschauer erst einmal eine Verschnaufpause und dreht den Stimmungsregler mit bekannten Leckerbissen wie "The obsessive Devotion" und "Storm the Sorrow" ordentlich auf. Den Übergang zum zweiten TQE-Block bildet dann das Interlude "The fifth Guardian", das nicht von ungefähr sehr asiatisch anmutet und passenderweise von drei fernöstlichen Drachen begleitet wird, die aus dem schummrigen Licht plötzlich auf der Bühne auftauchen. Für diese nette Show-Einlage haben sich Epica extra drei erfahrende Schausteller ins Boot geholt, die sich nach ihrer Darbietung unters Volk mischen und aufmerksam den Rest der Show verfolgen. Die steht erst einmal weiterhin voll im Zeichen der neuen Platte, deren Ballade "Canvas of Life" und das erhabene "Natural Corruption" das reguläre Set beenden. Für die Zugabe hat man sich dann noch einmal mächtig was vorgenommen, denn man bringt nicht nur das ultra-komplexe Biest "Kingdom of Heaven" (satte 13:36!) vom 2009er Album "Design your Universe" auf die Bühne, sondern auch die brandneue Fortsetzung, einen Zwölfminüter, der gleichzeitig das Titelstück des neuen Langspielers ist. Das ist einerseits ziemlich fett und nötigt gewaltigen Respekt ab, andererseits haut man dem Zuhörer damit auch einen gewaltigen Brocken um die Lauscher. Tilburg ist es schnuppe, das 013 ist aus dem Häuschen und feiert seine Helden so euphorisch, dass man sich sogar zu einer ungeplanten weiteren Zugabe überreden lässt. Nachdem Keyboarder Coen Janssen, der während der Show mit seinem tragbaren "Gürtel-Keyboard" die Schmunzler auf seiner Seite hat, allein auf der erleuchteten Bühne Gott und der Welt dankt und dies mit ein paar flotten Sprüchen garniert, folgen ihm nach wenigen Minuten seine Kolleginnen und Kollegen für den Klassiker "Cry for the Moon". Dafür mobilisiert auch das Publikum noch einmal alle Reserven, und man glänzt mit Textsicherheit. Danach ist aber endgültig Schluss, und man trifft sich wenig später in der Lobby am Merch-Stand zum Plaudern und auf das eine oder andere Bier. Epica sind und bleiben ein Phänomen, denn dass eine derart komplexe Band sich solcher Beliebtheit erfreut, ist schon eine Besonderheit. So lange man seine Gefolgschaft aber mit überragenden Alben und Shows wie dieser bei Laune hält, wird sich daran so schnell garantiert nichts ändern.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

 

Setlist Insomnium:

 

The Primeval Dark

While we sleep

Revelation

Through the Shadows

Down with the Sun

Ephemeral

Unsung

The Promethean Song

 

 

Setlist Epica:

 

Originem

The Second Stone

The Essence of Silence

Victims of Contingency

Sense without Sanity - The impervious Code

Unchain Utopia

The Obsessive Devotion

Black Infinity

Unleashed

Storm the Sorrow

The fifth Guardian - Interlude

Chemical Insomnia

Reverence - Living in the Heart

Omen - The ghoulish Malady

Canvas of Life

Natural Corruption

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Kingdom of Heaven

The Quantum Enigma (Kingdom of Heaven, Part II)

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Cry for the Moon