ASP

Batschkapp Frankfurt

28. + 29.10.2014

"Per Aspera Ad Aspera" - 15 Jahre Jubiläumstour

 

 

 

"Wenn es nach uns geht, machen wir das noch so lange, bis man uns tot von dieser beschissenen Bühne kratzt"! Wenn das mal kein schönes Motto für eine Tour zum 15. Geburtstag der Frankfurter Gothic Novel Rocker ASP ist, dann weiß ich es auch nicht. In seiner Eigenschaft als kreativer Freigeist hat sich Alex Speng dazu entschlossen, zum Jubiläum eine besondere Tour zu spielen, wobei jede Station mit gleich zwei Konzerten bedacht wird, nämlich einer Best-of Rockshow und einem "Rar und Pur"-Konzert. Ohne Frage darf da auch ein Heimatbesuch in Frankfurt nicht fehlen.

 

Dienstag, 28.10.

 

Den Anfang macht an einem ungemütlichen Dienstagabend bei ein paar Grad über dem Gefrierpunkt die Rockshow, die genauso wie das Konzert am Folgetag und generell die komplette Tour ohne Support bestritten wird. Begrüßenswerterweise für die arbeitende Bevölkerung kann deshalb bereits um 20:15 Uhr zur Prime Time begonnen werden, und mit etwa zwei Stunden wird ohnehin genug für's Geld geboten. Während es fies zieht und sogar ein paar Tropfen runter kommen, geht der Einlass etwas schleppend voran, sodass sich eine lange Schlange bildet, die teilweise bis zum Zufahrtstor reicht. Wenigstens ist das Interesse groß am ersten ASP-Heimspiel in der neuen Batschkapp. Drinnen hat man nur ganz hinten in Richtung Bar einigermaßen Platz. Wenn der schwarze Schmetterling ruft, ist die Mainmetropole da. Heute also Rock-Show, Hits, die Gassenhauer. Dazu die schlechten Nachrichten gleich zu Beginn: Im Gegensatz zur Albumversion kann "Die Kreatur in der eisernen Maske" vom aktuellen Album live heute keinen wirklichen Blumentopf gewinnen. Außerdem ist kein wirklich großer Unterschied zwischen einem normalen Konzert und dieser Jubiläumsshow auszumachen, wenn man mal von der sehr großzügig dimensionierten Spielzeit absieht. Was auch seine Vorteile hat, denn so wird heute niemand enttäuscht nach Hause gehen. Unkaputtbares wie "Schwarzes Blut", "Weltunter", "Sing Child" und der "Wahre Satan" bringen die Fans wie eh und je zum Singen und Tanzen, und das der Tour und der gerade erschienen Best-of Compilation ihren Namen gebende "Per Aspera Ad Aspera" funktioniert ebenfalls wunderbar. Ganz groß sind natürlich auch "Eisige Wirklichkeit" und der Evergreen "Lykanthrophie", die der Kapp ordentlich einheizen. Den absoluten Höhepunkt der Feierlichkeiten darf dennoch das noch ältere, auf dem Debüt "Hast du mich vermisst?" erstveröffentlichte "Und wir tanzten" setzen - genau genommen setzen die Fans das Ausrufezeichen. Die singen nämlich mal eben die komplette (!) Ballade im Alleingang, wozu die Band mit sicherer Hand ihren Beitrag leistet, während der Zeremonienmeister zu Tränen gerührt scheinbar nicht so ganz weiß wie ihm geschieht. Der Gänsehautmoment des Abends, und wenn einem stets charmanten und schlagfertigen Gastgeber wie ASP schon mal die Worte fehlen, dann will das etwas heißen! Dagegen kann nicht mal das vehement geforderte und mächtig gefeierte "Ich will brennen" noch etwas ausrichten und das sagt eigentlich alles.

 

 

Setlist Rockshow:

 

Raserei / Sanctus Benedictus / Wer sonst? (Medley)

Weltunter

Eisige Wirklichkeit

Schwarzers Blut

Schwarz

Die Kreatur mit der stählernen Maske

Wechselbalg

Sing Child

Kokon

Und wir tanzten (ungeschickter Liebesbrief)

Weichen(t)stellung

Ich bin ein wahrer Satan

Sündige Heilige

Rücken an Rücken

Lykanthropie

Werben

Per Aspera Ad Aspera

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Die Ruhe vor dem Sturm

Krabat

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Krabat (zweiter Teil)

Ich will brennen

 

 

 

 

Mittwoch, 29.10.

 

Die Schlange vor der Batschkapp ist am zweiten Tag überraschenderweise deutlich kürzer. Heute sind die Türen schon etwas früher geöffnet, die Reihe der Wartenden ist dennoch unerwartet überschaubar. Sind die meisten Fans am Ende nur gestern zur Rock-Show am Start gewesen? Von wegen, denn auch heute ist die Halle voll (wenn auch nicht komplett ausverkauft), und ein Großteil der Vortageskonzertgänger gönnt sich selbstredend die zweitägige Vollbedienung. Der vordere Bereich ist diesmal bestuhlt, man möchte von standesgemäß sprechen, denn der Abend steht unter dem Motto "Pur und Rar" oder anders ausgedrückt: Das Set besteht aus Raritäten und verschollenen Perlen und wird halb-akustisch vorgetragen. Allein die Aussicht auf lange nicht (oder sogar noch nie) Gehörtes lässt die nervöse Vorfreude wachsen.

 

Der Einstieg in das Programm fällt trotz warmen Applauses doch noch etwas zurückhaltend aus, man wartet scheinbar erst einmal ab in welche Richtung der Abend geht. Das ändert sich spätestens als mit den Filetstücken "Hunger" und "Me" zwei Nummern vom überragenden "Aus der Tiefe"-Album kredenzt werden. Es folgt der "Damenblock" aus "Sara" und "Variete Obscur", bevor dem Moll-Barden Danzig mit einer Coverversion gehuldigt wird ("Devil's Plaything"), die nur von Alex Speng und Gitarrist Sören Jordan zum besten gegeben wird. Danach wird wieder in voller Besetzung weitergemacht und mit "Die Löcher in der Menge" eines der Highlights vom aktuellen Langspieler aus dem Hut gezogen, bevor "Demon Love" die Zeit um das dritte Album "Weltunter" wieder aufleben lässt. Auf der Zielgeraden liefert das reguläre Set dann noch mal gleich drei Fanlieblinge, nämlich "How far would you go?", "Schwarzer Schmetterling" (den ersten ASP-Song überhaupt) und natürlich "Ich will brennen", eine von nur zwei Dubletten, die an beiden Abenden und in zwei Versionen auf dieser Tour präsentiert werden. Für "Rar und pur" darf dabei ein leichter Country-Vibe mit einfließen, was dieser hinlänglich bekannten Nummer eine frische, interessante Note verleiht. "Finger weg! Finger!" wird im ersten Zugabenblock dann noch einmal als Anti-TV-Werbung-Hymne angepriesen, nachdem der Schuss beim ein paar Jahre früher veröffentlichten "Werben" mächtig nach hinten los ging und die Fans besagtes Stück überwiegend als Liebeslied interpretiert hatten. Nun also noch mal in aller Deutlichkeit, denn die Glotze ist voll mit "Arsch und Titten" wie ASP schelmisch grinsend mehrfach wiederholt. Damit hat der Sänger die Lacher auf seiner Seite, wobei sich die Geschichte sogar verselbstständigt und das Publikum vor dem finalen Doppelpack "Per Aspera Ad Aspera"/"Unverwandt" nicht das traditionell "Zugabe, Zugabe" anstimmt, sondern ganz ungeniert nach "Arsch und Titten" verlangt wird. Darauf wird wohlwollend verzichtet, die beiden Songs gibt es aber natürlich trotzdem. Mit Applaus quittiert wird zudem die Ankündigung, man wolle im nächsten Jahr eine neue Platte schreiben, welche auf einer Kurzgeschichte von Fantay-Schriftsteller Kai Meyer basieren soll. Darauf kann man sich gewiss schon mal freuen, genauso wie die nächsten 15 Jahre ASP - mindestens.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de

 

 

Setlist "Pur und rar":

 

De Profundis

Aufbruchstimmung

Dancing

Wanderer

Hunger

Me

Coming Home

Sara

Variete Obscur

Devil's Plaything (Danzig Cover)

Die Löcher in der Menge

Carpe Noctem

Demon Love

How far would you go?

Nie mehr

Schwarzer Schmetterling

Ich will brennen

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Possession (Sarah McLachlan Cover)

Finger weg! Finger!

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Per Aspera Ad Aspera

Unverwandt