Skindred + Soil, Maplerun

 

Club X Herford

 

15.02.2014

 

"Kill the Power" European Tour 2014

 

 

Samstag war mal wieder einer der drei bis vier Tage im Jahr, an dem unser einzig anständiger regionaler Club in Ostwestfalen zu einem interessanten Metalabend einlädt. Das X ist eine beständige Größe und immer wieder ein Garant für gute Konzerte, außerdem der einzige Laden seiner Art und Größe im Umkreis von 100 Kilometern. Übrigens findet dort im Sommer zum zweiten Mal ein Open Air Tagesfestival statt. Bestätigte Bands bisher sind Amon Amarth, Airbourne, August Burns Red und Machine Head!!!! Kann ja nur geil werden.... Nun kamen allerdings Skindred auf ihrer Tour zum aktuellen Album „Kill the Power” (sehr empfehlenswert) ins X, mit dabei hatten sie Maplerun aus Griechenland und die von mir persönlich sehr geschätzten Soil aus Chicago.

 

Der erste Eindruck war schon auf dem Parkplatz überwältigend. So voll war es dort nicht einmal bei Bands wie Trivium oder Dragonforce! Schon eine halbe Stunde vor Konzertbeginn war der Bereich vor der Bühne weitgehend gefüllt und mehrere hundert Menschen begrüßten kurz darauf die erste Band des Abends: MAPLERUN. Das haben die Griechen sicherlich selten erlebt auf dieser Tour, eine komplett gefüllte Halle um halb Acht am verhältnismäßig frühen Abend! Natürlich warteten die meisten der Zuschauer vor allem auf Skindred, daher waren Maplerun natürlich nur ein Einheizer, allerdings ein ordentlicher. Ihr radiofreundlicher Grunge Sound mit gelegentlichen Ausbrüchen Richtung Metal kam gut an, und die ersten Reihen machten schon gut mit, vor allem beim System Of A Down Cover „Toxicity”. Letztlich habe ich in einem solchen Package schon wesentlich schlechtere erste Bands gesehen.

 

Als nächstes kam mit SOIL schon eine ganz andere Hausnummer. Die Herrschaften haben schon fast zwei Jahrzehnte hinter sich und ritten nach 2001 und ihrem Album „Scars” auf der New Metal Welle, auch wenn sie deutlich anders klangen als Bands wie Korn oder Linkin Park. 2012 kehrte dann endlich der Sänger der grandiosen Alben „Scars” und „Redefine”, Ryan McCombs, zu Soil zurück, und man veröffentlichte im letzten Jahr das erstklassige Comeback „Whole”. Live waren Soil schon immer eine Macht, allerdings nie so klasse wie vor etwa zehn Jahren mit Ryan McCombs. Ohne großes Tamtam legten die vier Musiker gleich mit „Breaking me down”, dem schnellen Opener von „Scars”, los. Es wurden ausschließlich Songs aus der McCombs Ära gespielt, was eigentlich schade ist, aber wohl an der kurzen Spielzeit lag. Ich beschwere mich auf hohem Niveau, denn wer Knaller wie „Unreal”, den Evergreen „Black Betty” und am Ende den Bandhit „Halo” raus haut, der weiß wie der Hase läuft und wie man ein Publikum in eine riesige Feiermeute verwandelt. Dazu kommt, dass Herford die letzte Station auf einer langen Tour war, sodass alle in prächtiger Stimmung waren und es natürlich auch ein paar Scherze gab. So flogen schon mal Flüssigkeiten oder Gegenstände von Hinten auf die Bühne, oder es tauchten während der Vorbands immer mal wieder Musiker von Skindred auf. Der vorläufige Höhepunkt war dann besagtes „Halo” bei dem alle Musiker der drei Bands auf der Bühne waren und Ryan McCombs singend durchs Publikum spazierte. Soil waren also mindestens so gut, wie man sie erwarten konnte, und der Besuch einer möglichen Headlinershow wird endlich mal Pflicht!

 

Nun zu SKINDRED: Die sind hier in der Gegend eine ganz besondere Band. Beim größten Festival Ostwestfalens, dem Serengeti Festival, sind sie Stammgast und seit fünf Jahren eine feste Größe. Man kann auch sagen, sie sind mit dem und durch das Festival gewachsen. Daher erklärt sich auch der große Andrang im X, so voll habe ich den Laden wohl noch nie gesehen! Nachdem mir so viele Menschen aus meinem Umfeld diese Band empfohlen haben, durfte ich nun endlich auch in den Genuss kommen. Als das Licht ausging, wurde erst mal in voller Länge AC/DC - „Thunderstruck“ vom Band gespielt, unterstützt von einer Lichtshow. Einfachste Anheizung der Massen... Begleitet vom „Imperial March” aus Star Wars marschierten dann Skindred ein. Ab diesem Moment war ich gefangen von Benji Webbe. Der Sänger ist optisch eine wohlgenährte Mischung aus Bob Marley und P. Diddy und beherrscht auch stimmlich einfach alles! Rap, Reggae, Metal Screams und bombensicheren hohen Gesang! Alles! Dazu reißt er unglaublich das Publikum mit, ständig gibt es die Animation zum Mitsingen, dazu seine ständigen Outfitwechsel und Vermummungen...große Kunst! Den Vogel schießt er aber ab, als er zu einer jungen Zuschauerin geht, die neben der Bühne auf ihr Handy schaut, um daraufhin eine kleine Wutrede über Facebook abzulassen. Danach dürfen alle Zuschauer „fuck Facebook” schreien, besagte Handynutzerin sogar ins Mikro. Mit dem Typen in der Band hast du schon gewonnen! Das soll nicht die Leistung der Bandkollegen schmälern, die allesamt einen guten Job abliefern. Der gute Ruf einer erstklassigen Liveband hat aber sicherlich stark mit Herrn Webbe zu tun und natürlich mit der stimmungsvollen Musik! (Ach da war ja noch was...)

 

Nach wenigen Liedern hat man das Schema der meisten Stücke erkannt: Rap/ Reggaestrophe, "ohohoooo"-Mitsingteil, dann der Ausflipphüpfteil. Aus diesen drei Abschnitten bestanden die meisten der Samstag gespielten Songs. Wenn sie dann aber so genial kommen wie „Rat Race”, „Doom Riff” oder das neue „Kill the Power”, können sie gerne auch noch mehr von dieser Art spielen, solange Benji Webbe singt und animiert. Dazu gab es immer mal witzige Einsprengsel wie „Thrift Shop” von Ryan Lewis und Macklemore oder eine Elektroversion von „Toxicity”. Als absolute Knaller entpuppten sich aber „Trouble” mit dem Anfang von Metallicas „Sad but true”, „Nobody” (bekannt aus Need For Speed Underground 2) und das abschließende „Warning”. Am Ende kommen noch einmal alle Musiker des Abends auf die Bühne, dazu alle weiteren Helfer, Roadies, Tourmanager und genießen diesen letzten Abend der Tour. In diesem Moment trete ich aus der Benji-Webbe-Welt heraus und frage mich: „Wie, schon vorbei?” Meine Uhr sagt aber 100 Minuten Spielzeit und 15 volle Songs plus  Interludes sind bei dieser schweißtreibenden Musik wirklich faire Zahlen, welche man beim Merchandising leider nur eingeschränkt vorfindet. 25 Euro für ein Tourshirt sind ganz hart an der Grenze... Jedenfalls bin ich sicherlich nicht der einzige Fan, den Skindred heute dazugewonnen haben!

 

Nils Obergöker - www.sounds2move.de

 

 

Setlist Skindred:

 

Rat Race
Stand for Something

Doom Riff

Ninja

Cut Dem

Babylon

Bruises

Kill the Power

World's on Fire

Trouble

Pressure

Saturday

Nobody

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We live

Warning