Within Temptation + Delain

Arena Ludwigsburg

09.04.2014

"Hydra" World Tour 2014

 

 


Die zahlreichen Fans, die an diesem Mittwochabend die Arena Ludwigsburg bevölkern, mussten sich bereits einmal vertrösten lassen. Grund war zum wiederholten Male eine Verzögerung bei einer Albumproduktion des Headliners, sodass die womöglich etwas zu früh angekündigte "Hydra" Tour (ein Jahr im voraus...) noch einmal um ein Vierteljahr verschoben werden musste. Geschadet hat es weder dem Album noch den Fans, die nun immerhin bei fast schon frühlingshaften Temperaturen zu ihren Lieblingen pilgern können und nicht wie ursprünglich angesetzt im (in diesem Jahr zugegeben nicht ganz so kalten) Winter.

 

Profitieren tun aber auch alte Bekannte, nämlich die Landsleute DELAIN, die mal wieder den Opener geben dürfen und natürlich wie Arsch auf Eimer zum Headliner passen und darüber hinaus durch die Verschiebung ihr neues Album "The human Contradiction" just während der Tour in die Läden stellen können. Weil die Eindrücke für die Fans allerdings noch frisch sind, belässt man es auf dieser Tour vorerst bei nur zwei neuen Stücken, nämlich der Auskopplung "Stardust" sowie dem nicht weniger eingängigen "Army of Dolls". Den Rest des Sets füllt man mit Bewährtem und Bekanntem, auf den vorherigen drei Alben fanden sich schließlich genug hörenswerte Songs. So zündet man das furiose "Go away" direkt mal als Büchsenöffner, hat mit "Electricity" eines der Highlights vom Vorgänger "We are the Others" parat (dessen Titelstück nach nicht ganz 40 Minuten den Auftritt unter viel Beifall beendet) und serviert alteingesessenen Fans darüber hinaus auch noch das verhältnismäßig betagte "Sleepwalkers Dream". Zwar haben Delain wegen des Mega-Aufbaus des Headliners recht wenig Platz auf der Bühne, aber weil man ohnehin Club-erprobt ist, lässt man sich davon nicht in seinem Bewegungsdrang einschränken. Da Sängerin Charlotte Wessels naturgemäß am meisten im Fokus steht und sicher durchs Programm führt, fällt fast gar nicht auf, dass Gitarrist Timo Somers mit fortlaufender Spieldauer ziemlich pumpt. Das hat man nun davon, wenn man ganz Rocker trotz steigender Temperaturen nicht auf seine Lederjacke verzichten will. Wenigstens quittiert das Publikum so viel Einsatz mit Wohlwollen und mehr als nur Höflichkeitsapplaus.

 


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Neben dem einen oder anderen Delain-Shirt geben selbstredend die Leibchen des Headliners beim Dresscode den Ton an, nicht von ungefähr präsentieren sich WITHIN TEMPTATION aktuell bezüglich der Hallenkapazitäten auf der größten europäischen Headlinertour ihrer bisherigen Geschichte. Dem entspricht dann auch der Bühnenaufbau, der während des Change-Over noch von einem weißen Banner verdeckt wird, welches nach dem Intro jedoch fällt und zeigt, warum die Vorband nur die vorderen paar Meter zur Verfügung hatte. Statt eines Backdrops hat sich inzwischen ein großer Multimediascreen hinter der Band etabliert, der von zwei gewaltigen Drachen flankiert wird, die man schon vom Cover des neuen Albums "Hydra" kennt und die für eine verdammt coole Optik sorgen. Dazu gibt es Drum- und Keyboard-Riser und sogar einen Laufsteg, der es den Musikern ermöglicht, sich auch mal inmitten der Fans zu präsentieren. Abgerundet wird das Bild immer mal wieder von Pyro-Einlagen und der längst zur Stilikone gereiften Sharon den Adel, die sich bei jeder Show mittlerweile mehrfach in neue Outfits wirft, wobei eines heute in der Garderobe bleiben muss, da der Reißverschluss seinen Dienst verweigert, wie die Sängerin lachend gesteht. Genug geboten wird aber auch so, sei es durch die Videosequenzen oder - nicht ganz unwichtig - selbstverständlich eine Hit-Breitseite nach der anderen. Dabei stützt man sich immer mal wieder auf bewährte Standards wie "What have you done" (denen es auch nicht schaden würde, wenn man sie hin und wieder ersetzen würde), den größten Brocken des Programms bilden aber Songs vom aktuellen Dreher "Hydra", darunter alle Video-Auskopplungen ("Paradise", "And we run", "Dangerous"), sowie einige Highlights vom Vorgänger "The Unforgiving", wobei es vor allem bei "Iron" und "In the Middle of the Night" kein Halten gibt. Überraschend verzichtet wird auf den Fan-Liebling "Sinéad", dafür zieht man im Zugabenteil die Deutschlandpremiere der Akustik-Version von "Whole World is watching" aus dem Zylinder. Auch mal wieder auf dem Programm steht die Bombast-Nummer "See who I am", vor der es eine düstere Video-Sequenz zu sehen gibt, die an die "Alien"-Filme erinnert und die auch schon bei der "Elements"-Show vor eineinhalb Jahren zum Zuge kam. Abgesehen von einigen Winzigkeiten (Stichwort Textpatzer bei "The Cross", außerdem hätte das Playback von Xzibit bei "And we run" lauter sein dürfen - Angst vor der eigenen Courage?) bieten Within Temptation auch auf ihrer neuen Tour perfekte Metal-Unterhaltung mit viel Show für's Geld und ordentlich Pop-Appeal, nur eben noch mal einen Tick größer aufgezogen. Dass der Innenraum im hinteren Bereich recht licht besetzt ist, hat mit dem Zuspruch und der Attraktivität des Gebotenen jedenfalls nichts zu tun, denn der Laden würde aus allen Nähten platzen, wenn der Veranstalter die Ränge der Multifunktionsarena, die auch eine professionelle Basketballmannschaft beheimatet, nicht komplett für die Besucher geöffnet hätte. So verteilen sich die Fans entspannt über die Halle, und wer will, kann die Show auch teilweise oder komplett auf dem Hintern sitzend genießen. So viel Komfort ist auch mal eine nette Abwechslung, wenngleich die Frage erlaubt sein muss, wen es bei diesem Hitfeuerwerk beider Bands tatsächlich auf den Sitzen hält.

 

Markus Ruttten - www.sounds2move.de 

 

 

 

Setlist Delain:

 

Go away

Get the Devil out of me

Army of Dolls

Stardust

Electricity

Sleepwalkers Dream

The Gathering

Not Enough

We are the Others

 

 

Setlist Within Temptation:

 

Let us burn

Paradise (what about us?)
Faster

Our Solemn Hour

Iron

Edge of the World

In the Middle of the Night

Angels

Dangerous

And we run

Tell me why

See who I am

Stand my Ground

The Cross

Covered by Roses

Mother Earth

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What have you done

Whole World is watching (Akustikversion, Deutschlandpremiere)

Summertime Sadness (Lana del Rey-Cover)

Ice Queen

 


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