A Day To Remember + Every Time I Die, The Story So Far
04.02.2014
Stadthalle Offenbach
"Common Courtesy Winter Tour 2014"
Nach einem längeren, noch andauernden Rechtsstreit mit ihrem einstigen Label Victory Records, haben sich A Day To Remember nicht nur mit ihrer eigenen Plattenfirma selbstständig gemacht, sondern in "Common Courtesy" erneut ein famoses Album an den Start gebracht. Ein guter Anlass also, eine erste mehrwöchige Tour durch Europa hinter sich zu bringen und dabei einmal mehr den Sprung in etwas größere Hallen als zuvor zu wagen.
Populär genug sind die
Jungs aus Ocala, Florida mittlerweile eigentlich, um mittelgroße Venues in
Schutt und Asche zu legen. An diesem Dienstagabend ist die Stadthalle Offenbach
scheinbar doch ein bisschen zu großzügig dimensioniert, weshalb die
Sitzplatztribüne gleich komplett gesperrt bleibt. Dafür ist der Innenraum gut
gefüllt (wenn auch nicht ganz ausverkauft), und wer bei dieser Band sitzen will
und bleiben kann, muss ohnehin verrückt sein. Vor bereits dichten Reihen bis zum
Mischpult dürfen die Jungspunde THE STORY SO FAR
als erste ihr Glück versuchen. Für den Fünfer aus Kalifornien ist es die erste
Tour in Übersee und entsprechend engagiert gehen die Burschen die ihnen zur
Verfügung stehende halbe Stunde an. Frontmann Parker Cannon wirkt, wenn er
gerade nicht singt oder freundliche Ansagen macht, zwar etwas hölzern, aber man
steht international ja noch am Anfang und musikalisch gibt es wenig zu meckern.
Solide vorgetragener Skater-Punk geht eigentlich immer, entsprechend
wohlwollend, wenn auch nicht überschwänglich reagieren die Zuschauer.
Unkomplizierter Einstand. Die folgenden EVERY TIME I DIE
sind dann in vielerlei Hinsicht von anderem Schlag. Es präsentiert sich die
härteste und zugleich sperrigste Band des Abends, deren Show natürlich von einem
anderen Kalbier ist als die ihrer braven Vorgänger. Hier wird gebrüllt, gemosht
und angefeuert, und vor allem die Saitenfraktion macht ordentlich Dampf. Genauso
wie der etwas zu gut gemeinte Bass, der ordentlich die Magengrube auf Links
zieht. Schnell wird deutlich, dass die Kombo um das Brüderpaar Keith und Jordan
Buckley einige eigene Fans in die Halle gelockt hat, sodass die ersten Pits
durchaus beachtliche Größe erreichen. Der neutrale Zuschauer lässt sich einfach
von diesem Spektakel unterhalten und erfreut sich an der Energie, die Every Time
I Die in die Halle zaubern. Wer "The new Black", "We'rewolf" und Co. kennt, hat
durchaus seinen Spaß, alle anderen brauchen offenkundig etwas länger, um sich in
die bisweilen verschrobenen Mathcore-Gebilde hinein zu fühlen. Zumindest aber
ist Offenbach jetzt warm gerockt, um bei den Stars des Abends ordentlich Gas zu
geben.
Trendsportart 2014: Crowdsurfing on a Crowdsurfer, ADTR-Freestyle
Wenn man ehrlich ist, hätte es aber gar keiner Vorband bedurft, denn die Umbaupause zeigt deutlich, dass auch die richtige Beschallung während selbiger die Feierlaune in die Höhe treiben kann. Garantiert nicht von ungefähr setzt es eine Mischung der großen Hits von Bands wie System of a Down und Slipknot bis Limp Bizkit, die wirklich jeder in der Halle mitsingen kann, was ein Großteil auch tut. Dass A DAY TO REMEMBER jetzt endgültig leichtes Spiel haben, ist so sicher wie die sich als bald auftuenden Pits vor der Bühne. Und wo man gerade so schön in Singalong-Laune ist, hat man ohnehin die perfekte Band vor der Nase. Zum Hitfeuerwerk erster Kajüte sind die Fanscharen konstant in Bewegung, mal werden bis zu drei große Pits gleichzeitig eröffnet, mal wird ausgelassen gesprungen, und ein anderes Mal wird Sänger Jeremy McKinnon unter Gejohle in seiner riesigen "Seifenblase" über die Köpfe der Fans gereicht. Eine kleine Verschnaufpause bietet der kurze Akustikteil in der Mitte des Sets ("You had me at Hello" - der einzige Song vom Debüt "And their Name was Treason", dazu der Fan-Favorit "If it means a Lot to you" samt Gänsehaut-Chorus), der Rest firmiert unter "sportliche Aktivitäten" und "Chorprobe". Zwischen Mitsing-Galore der Marke "Right back at it again" (inklusive vom Publikum geschmettertem "Biiiiitch" am Ende), "Have Faith in me", "Homesick" oder "It's complicated" kann aber auch nun wirklich keine Langeweile aufkommen. Erst recht nicht, wenn als Mönch verkleidete Roadies zwischendurch Gratis-Shirts in die Menge werfen, oder A Day To Remember launig zum "Crowdsurfing on a Crowdsurfer" aufrufen. Ja, das sieht genau so irre aus, wie es sich anhört: Während ein regulärer Crowdsurfer seinem gewohnten Tagwerk nachgeht, ist es die Aufgabe eins zweiten seinen "Untermann" zum Surfbrett zu machen und dabei noch möglichst lange stehend oben zu bleiben. Ist (für das "Brett") garantiert alles andere als schmerzfrei, sorgt aber für fröhliche Gesichter wohin man blickt und ringt sogar den abgezockten Spaßbringern auf der Bühne ob der Vielzahl an erfolgreichen Versuchen ein ungläubiges Kopfschütteln ab. Als Zugabe folgt nach etwa 80 Minuten der finale Abriss mit dem passend betitelten "Violence (enough is enough)", gefolgt von "All Points to Fort Lauderdale" und dem letzten epischen Höhepunkt "The Downfall of us all", bei dem es noch mal so richtig laut in der Halle wird, denn diese Nummer macht einfach zu viel Laune, um sie nicht aus voller Kehle mitzuschmettern. Band und Roadies feuern unterdessen fleißig Klorollen in die Menge, die es sich nicht nehmen lässt, selbige aufzufangen und im hohen Bogen kreuz und quer durch die Stadthalle zu pfeffern. Das sieht nicht nur spaßig aus, sondern gibt dem feierwütigen Mob auch endgültig den Rest. Mal eingängig, mal brutal, dazu topp motiviert, cool und abgezockt - eine nachhaltig beeindruckende Show kann manchmal so einfach sein. Da darf im Eifer des Gefechts auch schon mal ein Tönchen daneben gehen.
Markus Rutten -
www.sounds2move.de
Setlist A Day to Remember:
All I want
I'm made of Wax Larry, what are you made of?
Homesick
2nd Sucks
Right back at it again
The Document speaks for itself
A Shot in the Dark
City of Ocala
Better off this Way
You had me at hello (akustisch)
If it means a lot to you (akustisch)
It's complicated
Mr. Highway's thinking about the End
Life Lessons learned the Hard Way
Sometimes you're the Hammer, sometimes you're the Nail
Have Faith in me
My Life for Hire
The Plot in bombing the Panhandle
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Violence (enough is enough)
All Signs point to Fort Lauderdale
The Downfall of us all