Letzte Instanz + Van Canto (Piano-Set)

Eventwerk Dresden

LI-XV Jubiläumskonzert

19.10.2013

 

 

 

Feierlaune in Dresden und ein mehr oder weniger bunter Pulk aus Rockern, Gothen, Metallern und Normalos ist dabei. Am Ende werden es derer 2.500 sein, womit die Geburtstagssause der LETZTEN INSTANZ offiziell „ausverkauft“ melden darf. Gut, dass das Eventwerk eine alte Industriehalle ist und die Räumlichkeiten durchaus Bewegungsfreiraum bieten, sodass gar nicht erst "Konservendosenfeeling" aufkommen kann.
 


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Trotzdem ist es vor der Bühne schon voll, als die Vorband sich anschickt die Feiergesellschaft schon mal auf Betriebstemperatur zu bringen. Es wird allerdings nicht laut, sondern besinnlich mit einem Special-Set von VAN CANTO. Die präsentieren anstatt des üblichen Acapella-Metal heute nur ein einsames Piano und eine Stimme, das muss reichen und lädt zum entspannten Mitschwingen ein. Die meisten Zuschauer wollen aber gerockt werden und diesem Wunsch kommen die Geburtstagkinder gerne und überaus ausgiebig nach. Davor geht es noch einmal kurz auf Zeitreise, denn der Vorhang, der die Bühne verhüllt, dient gleichzeitig als Leinwand, über die nacheinander Fotos jedes Bandmitglieds flimmern und zwar von Kindertagen bis zur Gegenwart. Eine nette Idee, aber jetzt ist erst mal genug in Erinnerungen geschwelgt worden - her mit den Gitarren! Dem entspricht die Letzte Instanz gerne und eröffnet den Reigen überraschend direkt mit dem Klassiker "Kalter Glanz", während im Anschluss klargestellt wird, dass dieser Abend "Nur für uns" ist, was Frontmann Holly dazu veranlasst, direkt mal auf Tuchfühlung mit den ersten Reihen zu gehen. Vor dem ersten Gast noch schnell eine Runde Sprechgesang ("Kopfkino") und die furiose Großartigkeit "Ohne Dich", dazu die erste und einzige Nummer von "Götter auf Abruf" raus gehauen - nämlich "Jeden Morgen" - und schon steht Ria Eisblume neben Holly auf der Bühne, um mit den bestens gelaunten Instanzlern das tolle Duett "Blind" zum Besten zu geben. Leider hakt es ausgerechnet in dem Moment an der Technik ein wenig, sodass der Gesang des zweiten Mikrofons anfangs kaum zu hören ist. Das kommt Ria, die wohl ob des Anlasses und der Kameras ohnehin kurzzeitig unsicher wirkt, nicht gerade entgegen, doch nach kurzer Zeit lächelt sie die Sorgen einfach weg und fängt sich zusehends. Genau rechtzeitig zu "ihrem" Song, denn im Duett lässt man die "Eisblumen" blühen, was mit Eric Fish, der das lichter werdende Haupt gekonnt mit einem Bandana kaschiert, direkt den nächsten Gast auf den Plan bzw. die Bühne ruft. Während sich Ria kurz darauf eine Entspannungszigarette genehmigen kann, darf sie zur Kenntnis nehmen, dass auch ein Vollprofi wie Eric Fish mal ins Fettnäpfchen tritt. Sein Textzettel für "Das Stimmlein" hilft nämlich nur dann wirklich weiter, wenn man nicht auch noch den Einsatz verkackt. Man nimmt es mit Humor und zieht sich mit Komplimenten aus der Affäre ("Normalerweise mag ich entweder nur die Musik oder nur die Leute, in eurem Fall mag ich beides") und nutzt gleichzeitig die Gunst der Stunde, um auf die eigene Biografie hinzuweisen - die gibt es nämlich als kleines Geburtstagsgeschenk noch obendrauf.

 

Während Fish wenig später auf dem VIP-Balkon auftaucht, um ein kleines Schwätzchen mit Bandkollege Bodenski zu halten, der heute mal nur Zuschauer sein darf, geht es auf der Bühne weiterhin Schlag auf Schlag, oder besser gesagt Hit auf Hit. Da darf dann auch Bastian Emig von Van Canto noch mal auf die Bretter steigen, denn seine Dienste als Pianist sind für die Seelenschmeichler "Von Anfang an" (optisch untermalt von riesigen Ballons, die zur Belustigung der Fans ins Publikum geworfen werden), "Dein Licht" und "Winterträne" gefragt. Kurze Zeit später und nach schon jetzt 19 Songs gehen die Instanzler erstmalig ab, um nach knapper Verschnaufpause das erst kürzlich im Rahmen der Retrospektive "15 Jahre Brachialromantik" veröffentlichte "Diamanten" zu präsentieren. Die Nummer kennt offensichtlich noch nicht jeder, was sich bei dem folgenden Singlehit "Sonne" natürlich schlagartig ändert. Bei so viel Euphorie darf auch der nächste Gast nicht fehlen, diesmal in Person von Felix Räuber (Polarkreis 18), der hier ebenso mittun darf wie bei der Coverversion eines seiner Songs, nämlich des lautstark von den Fans mit geschmetterten Ohrwurms "Allein, allein".

 


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Es ist schon deutlich nach 23:00 Uhr, als die Letzte Instanz die letzte Batterie Kracher zündet. Pulver verschossen? Von wegen! Da wären nämlich noch unter anderem das frenetisch gefeierte "Der Garten", das im Gegensatz zur Studioversion live stets ohne die Beteiligung der türkischen Sängerin Aylin Aslim auskommen muss, der alte Gassenhauer "Mein Todestag" und dazu zwei weitere Songs, ohne die ein Konzert der Brachialromantiker kaum mehr vorstellbar scheint. Dass "Rapunzel" über die Jahre ziemlich beansprucht wurde, scheint auch der Band klar zu sein, sodass es zum Jubiläum dann die Ultra-Extended-Version sein darf, inklusive Intro aus Dudelsäcken und Toms (vorgetragen von The Original Royal Sulgemer Crown Swamp Pipers), währen die Band selbst ein Medley aus ihrer Kamelle macht und gekonnt die Tanzflächenrocker "Fight for your Right" (Beastie Boys), "I was made for loving you" (Kiss) und "Song 2" (Blur) inkludiert. Nach über drei Stunden (!) und an 32. (!!) Stelle im Set, wird es dann noch mal höchst stimmungsvoll: "Wir sind allein" zeigt sich gewohnt träumerisch und zugleich intensiv vor und auf der Bühne zelebriert. Programm ist der Name aber besonders heute garantiert nicht. Wie es sich gehört kommen zum Grande Finale nämlich noch mal alle Gäste mit auf die Bühne, darunter die Gast-Streicherfraktion aus Ally Storch (ASP, Haggard) und Frau Schmitt (Subway to Sally). So kann ein standesgemäßer Abend ausklingen, der einer der wohl eigenständigsten deutschsprachigen Rockbands und ihrem bisherigen Schaffen alle Ehre macht. Bemerkenswert: Es wäre noch genug hochwertiges Material vorhanden gewesen, um auch eine vierte Stunde ohne Qualitätseinbußen dran hängen zu können, man denke beispielsweise an "Traumlos", "Wann", "Komm nie zurück", "Monument der Stille" und "Das schönste Lied der Welt". Aber wir wollen nicht meckern, so bleibt den sieben Jubilaren wenigstens noch genug Puste, um sich auf der direkt anschließenden Aftershow-Party unter die Fans, Freunde und Familien zu mischen und bis in den Morgen wohl noch einige Male aufs Fünfzehnjährige anzustoßen. Herzlichen Glückwunsch Letzte Instanz. Vor allem aber Danke für den fortwährenden Beweis, dass Anspruch und Eingängigkeit einander bestimmt nicht ausschließen müssen.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de 

 

 

 

Setlist:

 

Kalter Glanz

Nur für uns

Maskenball

Morgenrot

Wieder einmal rot

Für immer und ewig

Kopfkino

Ohne dich

Jeden Morgen

Blind (mit Ria Eisblume)

Eisblume (mit Ria Eisblume & Eric Fish)

Paddy's Lamentation (mit Eric Fish)

Das Stimmlein (mit Eric Fish)

Flucht ins Glück

Von Anfang an

Dein Licht

Winterträne

Medley (Neue Helden/Komm/Sing)

Schwarzer Sand

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Diamanten

Sonne (mit Felix Räuber)

Allein, Allein (mit Felix Räuber)

Schlaf, Schlaf

Tanz

Der letzte Tag

Finsternis

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Ewig

In meiner Erinnerung

Der Garten

Mein Todestag

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Rapunzel

Wir sind allein