Bands:

EMERGENZA FESTIVAL
Location: Lido, Berlin

Datum:

08.11.2013
Tour:

Newcomer-Contests haben immer einen ganz gewissen Beigeschmack. Sei es jetzt nun, weil an einem Abend stiltechnisch wirklich alles geboten wird oder sei es, dass man dort das ein oder andere Sternchen am Himmel aufgehen sieht. Im Rahmen des Emergenza Festivals – Deutschlands größten Bandcontest – standen an diesem Abend während der zweiten Vorrunde im Berliner Lido neben JujuP + Mary Kry, Tropical Ambition, Hallo!, The Kant und The Forein Tones eben auch das Berliner Metal-Gespann AvatariA auf den Lido'schen Bühnenbrettern. Die Regeln: eine halbe Stunde Spielzeit für jede Band, danach werden die nach oben gestreckten Hände als Votingstimme gezählt – die 4 Bands mit den meisten Händen ziehen ins Semifinale ein.

JujuP + MaryKry, die stellenweise an die guten alten Limp Bizkit-Zeiten erinnern, liefern ein sagenhaftes dickes Brett an Performance ab. Mit kernigen Hip Hop Grooves, treffenden Lyrics und tollem abwechslungsreicher Songperformance wird das Lido sprichwörtlich zum Beben gebracht. Das – leider – sehr überschaubare Publikum ist vom ersten bis zum letzten Platz wirklich hellauf begeistert und feiert die sympathischen Berliner. Den zweiten Slot haben die Alternative Rocker von Tropical Ambition zugeteilt bekommen. Mit einer ordentlichen Portion Rio de Janeiro im Hintern rocken die Burschen ganz alternative die Bühnenbretter. Souverän – muss man an dieser Stelle wirklich so sagen. Für meinen Geschmack – ja, nennen wir es mal – kurios sollte es dann an diesem Abend mit dem Duett von „Hallo!“ weiter gehen. Kurios nicht unbedingt wegen den Songs, stimmlich kann man wirklich überhaupt keine Kritik hegen. Da sitzt wirklich jedes Tönchen und jede Oktave genau dort, wo sie hin muss – aber...Fellweste, schwarze Shorts und barfuß? Im Ernst? Naja, Geschmackssache – soll ja jeder so machen, wie er lustig ist. Nun sollte eine kleine „Zugabe“ erfolgen, denn anstelle einer weiteren Contest-Band folgte nun eine Performance, die außer Konkurrenz lief. Rascal aus Groß Elbe, die diesen Abend als angekündigte Special Guests bereichern durften, heizen das Lido noch einmal richtig ein. Richtig guter Punk Rock, mit ordentlicher Rotz-Attitüde – kombiniert mit der rauchigen Stimme von Frontfrau Anja – insgesamt ein wirklich sattes Paket.

Macht bis hierhin in jedem Fall Laune, macht Spaß und ohne Frage Bock auf mehr. Weiter im Programm sollte es daraufhin mit The Kant gehen. Die Rocker wissen, was es heißt Musik zu machen – gar keine Frage. Das ein oder andere Jährchen mehr an Musikerfahrungen haben die Mitglieder von The Kant dann im Vergleich zu den anderen Teilnehmern doch schon vorzuweisen. Viel bleibt da nicht zu sagen, einzig und allein die Frage, ob man auf einem Newcomer-Contest auftreten muss, obwohl man „re-united“ ist...und, ob man da tatsächlich „Rebel Yell“ covern muss, anstatt etwas eigenes zu präsentieren. Aber okay, dem Publikum gefällt's. Gegen 22:30 Uhr sollte dann nochmal eine Prise Rock 'N' Roll mit The Foreign Tones unter der Masse verteilt werden. Jetzt mal ganz abgesehen von dem wahrhaftig Rock 'N' Roll-igen Outfit (so richtig, mit T-Shirt im Leoprint, rotes Haarband und Wuschelfrisur) fällt es einem wirklich schwer, die Füße still zu halten. Doch, zündet wirklich beachtlich gut.

Sicherlich sind viele Besucher im Lido wegen „ihren“ Bands vor Ort, sicherlich haben es die späteren Slots nie wirklich leicht – aber gegen 23:00 sollte es im Lido noch einmal richtig hart zur Sache gehen. Die letzte Band an diesem Abend – AvatariA. Herrlich düster, beachtlich riffig, abwechslungsreich, energiegeladen – insgesamt einfach ganz großes Kino. Die Stimme von Fronter Tommy rundet das Gesamtpaket wahrhaftig zu einer Sensation ab. Songs in einem dynamischen Gewand, keinesfalls langweilig und die Truppe hat wirklich Spaß an dem, was sie da machen. Ich für meinen Teil würde mir genau solch eine Spielfreude bei der ein oder anderen „bekannteren“ Band wünschen – und wenn es nur ansatzweise ist. Die Melodien, die Hooklines, die Riffs – alles sitzt an Ort und Stelle und es fällt mir persönlich sehr schwer, den Kopf still zu halten. Schade, dass nicht mehr ganz so viele Besucher vor Ort sind, wie zu Beginn – denn das, was AvatariA da abliefern ist große Klasse.

Fazit: Newcomer-Contests haben immer einen ganz gewissen Beigeschmack. Dabei bleibe ich. Geschmäcker sind bekanntlich sehr verschieden, der eine mag eher kernige Hip Hop-Grooves, der andere steht dann doch eher auf satte Gitarrenriffs. Insgesamt muss ich aber sagen, ein wirklich toller, abwechslungsreicher Abend!

Vanessa Vogl - www.sounds2move.de