Bands:

Rammstein
Location: Kraftwerk, Autostadt Wolfsburg

Datum:

5. Mai 2013
Tour: Made in Germany

 

Noch begehrter als die Plätze im NSU-Prozess waren in diesem Jahr wohl nur die Tickets für die beiden RAMMSTEIN-Konzerte in der Wolfsburger Autostadt. Da die Location gerade einmal 1.400 Zuschauern Platz gibt, war der Run auf die Karten dementsprechend groß. Und obwohl sich die Band im Rahmen der Movimentos Festwochen gleich an zwei Tagen hintereinander die Ehre gab, waren beide Konzerte binnen weniger Minuten ausverkauft, brütete der Schwarzmarkt horrendeste Höchstpreise aus. Da auch die Akkreditierung von Journalisten extrem restriktiv gehandhabt wurde, konnte ich mich glücklich schätzen, überhaupt eine Karte bekommen zu haben. Auch wenn dies nur ein Sitzplatz auf der (ziemlich hohen) Tribüne war. Von hier hatte man zwar einen guten Überblick auf das bunte Bühnentreiben, ein echtes Konzertfeeling wollte aber so bei mir nicht aufkommen. Dabei waren die äußeren Bedingungen perfekt. Das ehemalige Heizkraftwerk des Volkswagenwerkes bot einen äußerst passenden optischen Rahmen für den Industrial Metal der Berliner. Allerdings hatte es für mich dann eher den Charakter einer Theaterveranstaltung.

Für wenig gelungen halte ich auch die Idee, als Anheizer einen DJ zu verpflichten, der 30 Minuten lang irgendwelche Technoversionen diverser Rammstein-Hits (mit Video untermalt) zum Besten gibt. Dann auch noch das Publikum zu beleidigen, wenn die Reaktionen darauf nicht ganz so euphorisch ausfallen wie erhofft, machte die Sache nicht besser. Nach kurzer Pause waren dann endlich die Originale auf der Bühne. Was dann so an Show geboten wurde, war wahrlich nicht von schlechten Eltern. Es rummste und leuchtete an allen Ecken und Enden. Was hier an Pyrotechnik aufgeboten wurde, reicht für mehrere Jahrzehnte Eintracht-Auswärtsspiele. Zudem gab es auch reichlich schauspielerische Einlagen. Sänger Till Lindemann und Keyboarder Flake (eindeutig die beiden Aktivposten im Bandgefüge) lebten ihre sadomasochistische Beziehung mehrfach aus. Wobei Flake stets das Opfer ist. Ob er nun Prügel wegen schiefer Töne bezieht, in einem Topf mit Flammenwerfer gegrillt oder mit dem Gummipenis von hinten genommen wird. Obszönitäten haben definitiv Tradition in der Rammstein-Show. Und die Musik? Gab es natürlich auch. An manchen Stellen klang es etwas indifferent. Ansonsten gab sich die Band kaum eine spielerische Blöße. Zur Show passen natürlich keine ausgedehnten Ansagen, dennoch wurde mehrfach das Publikum mit einbezogen, seien es Mitbrüllparts bei „Du hast“ oder „Sonne“, und zum abschließenden „Pussy“ gab es dann noch die volle Ladung Papierschnipsel aus der Riesen-Penis-Kanone. Was will man mehr? Vielleicht ein paar Songs! Die Auswahl war zwar ausgewogen, und man kann angesichts des großen hitreichen Gesamtwerkes der Band sicher nicht erwarten, alle seine Lieblingslieder vorgesetzt zu bekommen. Dennoch finde ich 100 Minuten Spielzeit für so einen Headliner (und 77 Euro Eintritt) ein wenig dürftig. Dabei habe ich persönlich am meisten „Seemann“, „Heirate mich“ und „Mutter“ vermisst, gewundert hat mich aber noch mehr das Fehlen von „Engel“ und „Amerika“.

Unter dem Strich blieb die Erkenntnis, einer eher soliden als wirklich begeisternden Veranstaltung beigewohnt zu haben. Das kann natürlich in weiten Teilen auch meinem Standort auf der Sitzplatztribüne geschuldet gewesen sein.

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de

 

Setlist:

Ich tu dir weh
Wollt ihr das Bett in Flammen sehen?
Keine Lust
Sehnsucht
Asche zu Asche
Feuer frei!
Mein Teil
Ohne dich
Wiener Blut
Du riechst so gut
Benzin
Links 2-3-4
Du hast
Bück dich (mit "Rammstein"-Intro)
Ich will
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Mein Herz brennt (Piano Version)
Sonne
Pussy