Bands:

Within Temptation

Location:

Muziekgebouw Frits Philips Eindhoven (NL)

Datum:

11.03.2012

Tour:

„Sanctury“ Theatre Tour 2012

Eigentlich sollte es seinerzeit eine einmalige Angelegenheit werden. Sollte. Inzwischen befinden sich WITHIN TEMPTATION mitten in ihrer bereits dritten Theatertour durch ihre Heimat, wieder sind die edlen Konzerthallen randvoll. Das intime, spezielle Ambiente scheint sowohl Fans als auch Band am Herzen zu liegen, warum also keine Neuauflage?

Zumal auch das Live-Album zur ersten Tour bei Fans und Kritikern gut ankam, aufgenommen übrigens an genau dem Ort, der auch im Rahmen der „Sactuary“-Tour wieder mit einem doppelten Konzertabend bedacht wird. Support gibt es wie gewohnt keinen und da die Shows alle bestuhlt sind, halten sich die meisten Besucher auch bis kurz vor Showtime in der Lobby auf, trinken in gediegener Umgebung Bier oder Kaffee, das von zuvorkommendem Personal in einheitlichem Schick serviert wird, oder greifen fleißig am Merch-Stand zu. Da gibt es unter anderem Tourshirts für 25€ und Hoodies für 45€ - mittlerweile Standartpreise, selbst bei vielen kleineren Bands.

Wenig später geht es auch schon rein ins musikalische Vergnügen und sofort gibt es die ersten Überraschungen. Zum Beispiel, dass das Bühnenbild im Vergleich zur regulären letzten Tour nahezu unverändert ist, darüber hinaus wirkt das Publikum anfangs regelrecht gehemmt als das Saallicht erlischt – normalerweise schwillt in diesem Moment der Lärmpegel schlagartig an. Vielleicht erstarrt auch nur alles in Erfurcht, denn direkt der Opener ist die nächste faustdicke Überraschung, denn los geht es mit „The Last Dance“, einem raren Bonustrack der aktuellen Scheibe „The Unforgiving“, welcher bisher dem japanischen Publikum vorbehalten blieb. Und weil’s so schön ist, folgen mit „Bittersweet“ („Mother Earth“) und „Overcome“ („Stand my Ground“ Single) direkt die nächsten B-Seiten, bevor „Restless“ erklingt – ebenfalls selten gehört. In dieser Richtung soll es dann auch weiter gehen, bis am Ende des Akustik-Sets kein einziger Song erklingen wird, der auf einer der beiden vorherigen Theatertouren zum Zuge kam. Das ist nicht nur für die Musiker eine willkommene Abwechslung, sondern packt auch die Fans, die bei so vielen Raritäten gar nicht wissen worüber sie sich zuerst freuen sollen. Dank Cello und Akustikgitarren bekommen alle Songs eine folkige Note, für Gänsehautmomente ist vor allem Sängerin Sharon den Adel zuständig, die sich stimmlich keine Blöße gibt, bei so viel Material aus der zweiten und dritten Reihe aber sicherheitshalber ein paar Spicker auf den Bühnenboden geklebt hat. Kleiner Wermutstropfen: Die einst extra für die Akustikshows geschriebene Halbballade „Utopia“ kommt diesmal nicht zum Zuge. Eine weitere Neuerung ist übrigens, dass man im dritten Anlauf keine „E-/Akustik-Mischung“ mehr vornimmt, sondern das leise und das laute Programm strikt getrennt hält.

Nach „Never-Ending Story“ ist dann erst mal Pause und in der Lobby begrüßt einen Rammsteins „Bück dich“ – das hat es im altehrwürdigen Frits Philips Theater sicher auch noch nicht gegeben. Dann schnell weiter im Programm und nach dem zweiten Opener „The Promise“, den die Fans noch sitzend genießen, reicht eine kleine Handbewegung von Sharon den Adel, um den Anhängern klar zu machen, dass es jetzt endgültig vorbei ist mit Arsch breit sitzen und für den Rest des Abends die Riffs im Vordergrund stehen. Genau das machen augenblicklich auch die Fans, schließlich will man sich nicht zweimal bitten lassen, besonders wenn es mit dem unzerstörbaren Klassiker „Ice Queen“ weiter geht. Einige ganz dreiste Zeitgenossen aus den hinteren Reihen haben den Braten schon gerochen und versuchen sich frech und unter vollem Körpereinsatz von der Seite noch vor die Fans in der ersten Stuhlreihe zu quetschen. Rücksichtnahme auf Frauen und Kinder? Fehlanzeigen. Ganz schlechte Kinderschule. Der Ärger verpufft aber ganz schnell und spätestens beim unwiderstehlichen „Faster“ und dem Standart „Mother Earth“ brennt endgültig der Baum. Blöd nur, dass danach das Ende des regulären Sets erreicht ist. Was soll’s, dann muss eben der Electro Rock-Kracher „Sinéad“ zur letzten großen Partyinstanz werden. Da hätte es sicher schlimmer kommen können, denn die aktuelle Single verwandelt den Theatersaal im Handumdrehen in einen Tanztempel – fett! Und weil sich „Stairway to the Skies“ schon seit geraumer Zeit als exzellenter Rausschmeißer erwiesen hat, behält das Epos auch auf dieser Tour seinen Platz, während bei sehr differenziertem Sound und fetter Lichtshow noch einmal alle Show-Register gezogen werden. Damit ist eines klar: Within Temptation sind live nach wie vor ein Bank – egal ob mit Stecker oder ohne.


Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Within Temptation:

(Akustik-Set)
The Last Dance
Bittersweet
Overcome
Restless
Sounds of Freedom
Our Farewell
The Swan Song
Say my Name
Never-Ending Story

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(Rock-Set)
The Promise
Ice Queen
Caged
Jillian (I’d give my Heart)
Lost
Faster
Stand my Ground
Mother Earth

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Sinéad
Stairway to the Skies