Bands:

Finntroll + Samael + Rotting Christ + Metsatöll + Nothnegal
Location: Meier Music Hall Braunschweig

Datum:

30. November 2010

 

Fünf Bands aus fünf verschiedenen Ländern – wann bekommt man schon einmal so ein multikulturelles Angebot vorgesetzt? Und dann auch noch quasi vor der eigenen Haustür. Da der Headliner Finntroll zudem als äußerst gute Liveband bekannt ist, gibt es keinen Grund, dem metallischen Treiben fern zu bleiben. Das sehen erfreulicherweise ziemlich viele Metalheads genauso und lassen sich nicht von Dienstagabend und dauerhaftem Schneetreiben abhalten. So ist die Meier Music Hall im späteren Verlauf des Abends sehr gut gefüllt.

Davon noch nicht profitieren können leider NOTHNEGAL. Die von der Herkunft exotischste Band des Abends muss bereits um 19:30 Uhr auf die Bühne. Der offizielle Beginn des Konzerts wurde im Vorfeld aber erst um 20 Uhr deklariert. Dementsprechend leer ist es noch in der Halle, und die wenigen Anwesenden halten sich lieber an den diversen Theken oder aber in gehörigem Abstand zur Bühne auf. Dabei ist die Musik der Jungs von den Malediven alles andere als schlecht. Es werden verschiedene Stilelemente der härteren Gangart verwurstet. Thrash Metal, melodischer Black und Death Metal, sogar Power Metal-Elemente habe ich ausgemacht. Es klingt auch alles recht gefällig, nur den sporadisch eingesetzten Klargesang sollte der Sänger vielleicht noch einmal überdenken. Jedenfalls ließ sich die Band nicht anmerken, dass da gerade mal fünf Nasen vorne standen und spielte ihren 30-minütigen Auftritt souverän zu Ende. Bei METSATÖLL wurde es dann deutlich voller. Die Esten profitierten einerseits davon, dass sie stilistisch wohl am ehesten zum Headliner Finntroll passen, andererseits, dass sie sich im letzen Jahr durch dauerhaftes Touren auch hierzulande einen Namen gemacht haben. Der Pagan Metal mit reichlich authentischen folkloristischen Instrumenten und in der Heimatsprache der Band gesungen, kam jedenfalls sehr gut an und brachte sogar etwas Bewegung in die Menge vor der Bühne. Allerdings könnte die Band live gut einen zweiten Gitarristen vertragen, der den Sound etwas fetter werden ließe. Auch die Chöre kamen etwas dünn rüber, was mir vor allem bei „Minu Kodu“ vom neuen Album aufgefallen ist. Dennoch hätten die Fans wohl gerne etwas mehr als die vorgesehenen 30 Minuten gehört, was der straffe Zeitplan jedoch nicht zuließ. Noch voller vor der Bühne wurde es dann bei ROTTING CHRIST. Die Griechen sind seit fast 25 Jahren aktiv und haben sich somit eine treue Anhängerschaft erarbeitet. Von Grindcore über Black Metal sind sie stilistisch nunmehr irgendwo im Niemansland gestrandet. Mir persönlich sagte der mit Synthesizer aufgepeppte „Rasenmäher“-Sound jedenfalls weniger zu. Der wild gestikulierende Sänger wirkte dabei ein wenig wie ein Prediger, hatte die Menge aber gut im Griff. Nach 40 Minuten Spielzeit durften sich auch die Hellenen ohne Zugabe verabschieden.

Für etwas Befremden sorgten im Anschluss SAMAEL. Nicht nur dass die Schweizer mit Elektrosound und Drumcomputer aufwarteten, Sänger Vorph enterte in Klamotten die Bühne, die aussahen wie ein roter Trainingsanzug. Jedenfalls lichteten sich die Reihen nach und nach. Daran konnten auch die stilvollen Videoprojektionen und einige gelungene, wirklich atmosphärische Songs (wie etwa „Into the Pentagram“ oder „My Saviour“) nichts ändern. Schmerzlich vermisst wurde außerdem DER Band-Klassiker „Baphomets Throne“. Letztendlich waren wahrscheinlich nicht all zu viele in der Halle traurig, als nach 50 Minuten der Vorhang fiel. Nach einer etwas längeren Umbaupause erklang dann endlich das seemännische Intro „Blodmarsch“ vom neuen FINNTROLL-Album „Nifelvind“, das dann fließend in „Solsagan“ überging. Die inzwischen dichtgedrängte Menge vor der Bühne verhielt sich zunächst noch verhältnismäßig ruhig, auch beim folgenden „Den Frusna Munnen“. Der Knoten platzte erst bei „Slaget Vid Blosälv“ vom „Jaktens Tid“ Album. Als hätten alle nur darauf gewartet, dass einer den Anfang macht, verwandelte sich der Pulk vor der Bühne von einem Moment zum anderen in eine pogende, tanzende Masse. Dieser Zustand sollte – natürlich mit Song abhängigen Schwankungen – bis zum Ende des Konzertes anhalten. Das 80-minütige Set der schwedisch singenden Finnen setzte den Schwerpunkt klar auf das gelungene neue Album, aber auch alle anderen Longplayer wurden bedacht. Am bemerkenswertesten war der Titeltrack des Finntroll-Debüts „Midnattens Widunder“, für den sogar eine „Wall of Death“ initiiert wurde. Dieses neue Fanvergnügen macht sich zunehmend auch im Pagan Metal breit. Die Zuschauer kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten, und als nach der letzten Zugabe „Jaktens Tid“ die Lichter angingen, machten sich die Fans glücklich auf den Weg durchs Schneetreiben nach hause... nicht ohne dem Merchandise Stand, wo man von allen Bands Textilien zu fairen Preisen erwerben konnte, einen Besuch abgestattet zu haben.

Alexander Dontscheff – www.sounds2move.de