Bands:

The Cranberries + The Outside Royality

Location: Columbiahalle Berlin

Datum:

27.03.2010
Tour: “20 Years" Tour 2010

 

Hin und wieder gibt es Bands, deren hinterlassene Lücke nur schwer zu schließen ist. Eine dieser Band sind die Cranberries, 2003 aufgrund einer schweren Krankheit und des anschließenden Todes der Schwiegermutter von Sängerin Dolores O Riordan aufgelöst. Umso größer war die Freunde im Sommer 2009, als die Sängerin auf mySpace die Rückkehr ihrer Band verkündete. Ohne neues Album oder großartige Promotion kündigten die Iren eine Welttournee an, die vielerorts – auch in Berlin – schon im Voraus ausverkauft war. Die Fans haben somit ein deutliches Statement abgegeben, was den Druck auf die Cranberries natürlich nicht gerade verringerte.

Um Punkt 20:00 Uhr sind jedoch erst einmal THE OUTSIDE ROYALITY an der Reihe, die mit ihrer Mischung aus Pop, Folk und Alternative Rock beim Publikum zu landen versuchen, was jedoch weitestgehend misslingt. Das liegt weniger an Frontmann Adam Billing, der ein echt netter Typ zu sein scheint und als zwischenzeitlicher Wahlberliner zudem in passablem deutsch einen Teil seiner Ansagen macht, als vielmehr an der unbestreitbaren Gleichförmigkeit des eigenen Songmaterials. Eine halbe Stunde, mehr ist nicht vorgesehen und wohl auch nicht nötig. Die Spannung steigt und exakt eine Stunde nach dem ersten Ton von The Outside Royality erlischt das Hallenlicht ein zweites Mal. Jubel brandet auf. Die Bühne wird in ein stimmungsvolles und im Verlauf des Abends immer wieder wechselndes Farbenmeer gehüllt und die ersten Noten von „Analyse“ erklingen glockenklar aus der PA. Dasselbe kann man so auch auf die Stimme von Sängerin Dolores O’ Riordan übertragen, die während des gesamten fast 100-minütigen Konzertes nicht eine einzige Note verhaut. Stattdessen hangelt sich die Frontfrau mit traumtänzerischer Sicherheit von Stück zu Stück, sehr wohl in der Gewissheit, dass rund 3000 Augenpaare jede ihrer Bewegungen verfolgen. Nicht nur aus diesem Grund folgt ein Scheinwerferspot ihr zu jedem Zeitpunkt, denn während die Sängerin sprichwörtlich im Rampenlicht steht, versteckt sich die restliche Band quasi auf eigenen Wunsch im nur schwummrig erleuchteten hinteren Bühnenbereich, sichtlich froh, dass jemand anders den Vorturner macht. Und das macht die mehrfache Mutter offensichtlich nur zu gern, erzählt von Familiensinn, der Vorfreude auf ihre Kinder bei den anstehenden Konzerten in Großbritannien und präsentiert immer mal wieder knappe Infos und Anekdoten zu den einzelnen Songs. Zwischen vom sehr bunten und verhältnismäßig alten Publikum ausgelassen mit geschmetterten Perlen wie „Linger“, „Just my Imagination“ und „Free to decide“, kommen außerdem auch drei Songs aus dem bisher zwei Alben umfassenden Solorepertoire der Frontfrau mit der einzigartigen Stimme zum Tragen, von denen keiner qualitativ abfällt. So stehen „Ordinary Day“, „Switch off the Moment“ und „The Journey“ keinesfalls auf verlorenem Posten, was die teils etwas eigenwillig aber stets losgelöst über die Bühne tanzende Sängerin strahlend zur Kenntnis nimmt. Spätestens bei „Salvation“ ist auch die letzte Selbstbeherrschung auf beiden Seiten der Absperrung verflogen, sodass man Mühe hat der in ein lilafarbenes Outfit gekleideten Dorlores zu folgen, die ständig von einer Bühnenseite zur anderen rennt. Das soll ihr in diesen Stiefeln erst einmal jemand nachmachen. Nach diesem Dauerlauf darf man sich zu „Rediculous Thoughts” auch eine Auszeit nehmen und entspannt auf der vorderen Bühnenkante Platz nehmen, bevor mit „Zombie“ der erwartete Höhepunkt in Sachen Zuschauerlautstärke und Euphorie gesetzt wird. Von den vier gebotenen Zugaben kommt da nur noch der bereits mehrfach gecoverte Welthit „Dreams“ mit, der den Schlusspunkt unter eines der für mich besten Konzerte der letzten Monate setzt. Bedenkt man die eingangs erwähnten Umstände, landet man früher oder später bei der alten Weisheit, dass Qualität eben niemals aus der Mode kommt. Zumindest das mit dem neuen Album ist jetzt aber nur noch eine Frage der Zeit, denn man lässt zum Abschied wissen, dass das Songwriting für den ersten Silberling seit 2001 schon auf vollen Touren läuft. Darauf bekommt man noch mehr Lust, wenn man dieser Comeback-Tournee beiwohnen durfte.


Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist The Cranberries:

Analyse
Animal Instinct
How
Ordinary Day (Dolores O’ Riordan)
Linger
Dreaming my Dreams
When you’re gone
Just my Imagination
Switch off the Moment (Dolores O’ Riordan)
Desperate Andy
Time is ticking out
I can’t be with you
Ode to my Family
Free to decide
Salvation
Rediculous Thoughts
Zombie
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Shattered
You and Me
The Journey (Dolores O’ Riordan)
Dreams