Bands:

Dark Tranquillity + Insomnium, Exuviated
Location: Sputnikhalle Münster

Datum:

25.09.2010
Tour: „We are the Void“ Tour 2010

 

Hin und wieder weiß man auf der Stelle wo man ist. Wenn man nach Münster kommt, wird einem zum Beispiel augenblicklich bewusst, dass man in Neaera-Town ist. Die Anzahl an Shirts der lokalen Knüppelhelden ist durchaus beachtlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Benny Hilleke und seine Truppe heute überhaupt nicht mit von der Partie sind.

Dafür aber zwei andere Hochkaräter, wobei vor allem die Headliner des Abends in Sachen Relevanz und Einfluss heutzutage dort stehen, wo viele andere erst noch hin wollen und es zum Großteil trotzdem nie schaffen werden. Von ganz oben sind EXUVIATED noch sehr weit entfernt. Die Belgier sind einer der labellosen Supports, die sich im Voraus der Tour als Opener qualifizieren konnten. Ob es mal für mehr als den Eröffnungsslot reicht, steht derzeit allerdings in den Sternen, denn abgesehen von den mitgereisten Freunden lässt sich niemand so recht vom knapp halbstündigen Set aus der Reserve locken. Hauptsächlich haben bisher diejenigen vorne Position bezogen, die an den folgenden Bands ganz nah dran sein wollen. So lässt man den recht biederen Death Metal mit vereinzelten melodischen Einsprengseln und nicht gerade atemberaubendem Monotoniegegrunze mehr oder minder nur über sich ergehen. Da sind die Finnen INSOMNIUM schon anders aufgestellt und zeigen, wie spielerisch man kräftigen Melodic Death mit nordischer Schwermut in Einklang bringen kann. Zwar hat man das Kleeblatt (heute ohne Keyboarder, alle Tastenklänge kommen aus der Konserve) schon packender gesehen, aber dank sympathischer Ansagen (teils gar in gutem deutsch) und dem überragenden Einstieg mit „Down with the Sun“ und „Where the last wave broke“ vom aktuellen Album „Across the Dark“ zeigt die Stimmungskurve inzwischen deutlich nach oben. Diesen Jungs gehört definitiv die Zukunft.

DARK TRANQUILLITY hingegen gehörte die Vergangenheit und auch im Hier und Jetzt sind die Göteborg-Vorreiter bestens aufgestellt. Pünktlich zum ersten Ton ist die Sputnikhalle knackig voll und der Empfang fällt entsprechend euphorisch aus. Zwar ist die Bühne zu klein, als dass die ansprechende Bühnenproduktion mit zwei Beamern und stimmungsvollen Projektionen ihren vollen Zauber entfalten könnte, doch auch in dieser Clubatmosphäre liefert sich ein aufwändiges, mitreißendes Bild. Eigentlich könnten die Schweden aber auch auf derlei Effekte verzichten, haben sie mit Mikael Stanne doch einen der Besten seinen Fachs an der Front, der das Publikum augenblicklich um den Finger wickelt und bis zum letzten Höhepunkt „Terminus“ nicht mehr los lässt. Über die Setlist, gerade bei einer so altgedienten Band mit verschiedensten Schaffensphasen, lässt sich sicher vortrefflich streiten, aber Dark Tranquillity finden weitestgehend den goldenen Mittelweg und bedienen so junge und alte Fans gleichermaßen. Das uralte „The Gallery“, das recht rare „One Thought“ sowie der unschlagbare Höhepunkt „Misery’s Crown“ stellen heute die größten Trümpfe dar, dem Publikum gefällt’s und schon früh werfen sich die ersten Crowdsurfer und Stagediver durch die Luft. Nach amtlichen 18 Lehrstunden in Sachen melodischer Elchtod weiß auch der letzte, wo der Ziegenbock den Honig hat. Für die absolut ungehemmte Ekstase reicht es alles in allem zwar nicht ganz, aber die Münsteraner feiern mit den Göteborgern trotzdem eine amtliche Sause, die nach dem Konzert noch am Merch-Stand in die Verlängerung gehen soll. Trotz Legendenstatus kann von Starallüren somit auch im x-ten Jahr keine Rede sein.

Markus Rutten - www.sounds2move.de

 

Setlist Dark Tranquillity:

At the Point of Ignition
The Fatalist
Damage Done
Lost To Apathy
Monochromatic Stains
The Gallery
One Thought
Iridium
Haven
Icipher
Zodijackyl Light
The Shadow in Our Blood
Final Resistance
Misery's Crown
Dream Oblivion
Punish My Heaven
The Sun fires Blanks
Terminus (Where Death is most alive)

 

Setlist Insonium:

Equivalence
Down With the Sun
Where The Last Wave Broke
Drawn to Black
Weather the Storm
The Harrowing Years
The Killjoy
The Gale
Mortal Share
Weighed Down With Sorrow