Bands:

The 69 Eyes + Mandragora Scream
Location: Musikzentrum Hannover

Datum:

08.02.2010

 

Ein bitterkalter Montagabend im Februar, schwarz gekleidete Gestalten bewegen sich unsicher schlitternd auf Plateauschuhen in Richtung Eingangsbereich des Musikzentrums. Trotz schlechter Verkehrsanbindung, da die Öffis in Hannover gerade an diesem Tag zum Streik ausgerufen haben, wächst das auf  Einlass wartende Grüppchen stetig an. Ihr Atem steigt als Nebel zum diffusen Eingangslicht auf, immer mehr Gothic-Rock-Anhänger kommen die Einfahrt entlang. Das Szenario erinnert an einen Filmausschnitt aus dem Film „Tanz der Vampire“ und das liegt nicht nur am Wetter. Die Halle ist nach dem Einlass schnell gut gefüllt. Die zweite Support-Band Lacrimas Profundere musste wegen Krankheit leider ihren Auftritt absagen, so dass der Abend nur von den Italienern Mandragora Scream eröffnet wird, die wohl nicht ihren besten Tag erwischt haben. Wer während dieser lauten, übersteuerten vierzigminütigen Halbplaybackshow mit einer Sängerin, die wie ein „Donatella-Versace-Double“ wirkt, ausharrt, wird nach einer kurzen Umbaupause aber belohnt.

Die finnischen Kult-Gothic-Rocker von The 69 Eyes stürmen die Bühne und ziehen das zumeist weibliche Fan-Publikum mit dem Titelsong ihres neunten Studioalbums „Back in Blood“ gekonnt in ihren Bann. Die Blutsauger aus Helsinki bringen ein frisches, härteres und gitarrenlastiges Bühnenprogramm mit, bei dem nicht nur eingefleischte Fans einfach mitgehen müssen. Da merkt man schon, dass Matt Hyde (Slayer, Monster Magnet) als neuer Produzent seine Hände nicht nur in Blut gewaschen hat. Das in blutrot gehaltene Bühnenlicht rundet den guten optischen Eindruck bei gelungenem Sound ab. Die Halle brodelt, was nicht nur der Musik und dem guten Klag zuzuschreiben ist, sondern auch der starken Bühnenpräsenz der souveränen Musiker, wobei Sänger Jyrki 69 besonders durch seinen schweißtreibenden Körpereinsatz, unter anderem bei einem Michael-Jackson-Gedächtnis-Moonwalk, hervorsticht. Nach „Gothic Girl“, was besonders das weibliche Publikum erfreut, folgt mit dem Hit „Feel Berlin“ der Höhepunkt des Konzertes, bei dem das Publikum aus vollen Kehlen mitsingt.  Der gelungene Abend endet mit zwei Zugaben, bestehend aus den Klassikern „Brandon Lee“ und „Lost Boys“, danach werden die blutigen Vampirschwingen eingeklappt und die Fans können nach diesem langen Set beseelt summend nach Hause rutschen.

Andrea Vogt – www.sounds2move.de (Gastkritik)

 

Fotos: Inga Reetz