Bands:

Alter Bridge + The New Black
Location: E-Werk Köln

Datum:

06.11.2010
Tour: “AB III” Tour 2010

 

Köln an einem sonnigen, aber windigen Samstagnachmittag im Herbst. Während Stefan Raab nur zwei Straßen weiter mit einem Model-Casting für eine Invasion von stöckelschuhetragenden Freizeitkosmetikerinnen sorgt und der divenhafte FC sich eine weitere Auswärtsniederlage abholt, harren schon die ersten Rocker vor dem E-Werk, um am Abend beste Sicht beim Konzert von Alter Bridge zu haben.

Ein paar Stunden später sind die Türen dann offen und die Konzerthalle ist bereits voll, als THE NEW BLACK für eine knappe halbe Stunde ihr Glück versuchen dürfen. Wobei Glück nicht mal nötig ist, denn das Kollektiv aus erfahrenen Musikern weiß wie man das Publikum bei Laune hält und hat auch beim Rockstarposen-Einmaleins aufgepasst. Die Songs vom selbstbetitelten Debüt und „The King I was“, ein Ausblick auf das Anfang 2011 folgende zweite Album, ernten wohlwollende, wenngleich nicht überschwängliche Reaktionen und bringen das Publikum mit einem Mix aus Black Label Society und Nickelback schon einmal auf Betriebstemperatur. Ab 21:00 Uhr ist es dann vorbei mit jedweder Zurückhaltung und Myles Kennedy, der als erster die Bühne betritt und den Anfang von „Slip to the Void“ intoniert, wird wie der leibhaftige Rock-Messias empfangen. Und in der Tat hat der charismatische Frontmann seine Jünger für die kommenden über 100 Minuten perfekt im Griff und spaltet währenddessen zwar nicht das Meer, bringt den Mob dafür aber mit einem kleinen Fingerzeig wahlweise zum schreien oder verstummen. Dass sich der US-Amerikaner da ein ums andere mal ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen kann, überrascht nicht. Gut lachen haben ALTER BRIDGE aber sowieso, denn man merkt schnell, dass die Fans die neuen Songs von „AB III“ längst ins Herz geschlossen haben, was bei Perlen wie „Ghost of Days gone by“ und dem unschlagbaren „I know it hurts“ allerdings auch ein Kinderspiel ist. So bleibt dem Quartett bei absoluter Narrenfreiheit in Sachen Gestaltung der Setlist (sind eh alles Hits) nur noch entschlossen und mit dem einen oder anderen flotten Spruch zwischen den Stücken durch das Programm zu führen. Bassist Brian Marshall hält sich insgesamt wie gewohnt eher zurück, Mark Tremonti wirft sich in die eine oder andere Pose, glänzt aber vor allem mit seiner sauberen Gitarrenarbeit und Scott Phillips (O-Ton Kennedy: „Das hinter uns ist übrigens kein Fisch im Aquarium, sondern unser Drummer“) brilliert hinter meterhohen Plexiglasscheiben. Doch auch dort dürfte es dem Schlagzeuger eiskalt über den Buckel laufen, wenn mehrere Tausend Anhänger stimmgewaltig und textsicher Sternstunden wie „Broken Wings“ und „Open your Eyes“ mitschmettern. Das kann eigentlich nur noch das herzzerreißende „Watch over You“ in der gefühlvollen Singer-Songwriter-Version toppen. Der Zugabenteil glänzt noch mal mit „Rise Today“ und „Isolation“, bei welchem Tremontis vorliebe für Metal überdeutlich wird, bevor nach fast zwei Stunden das Saallicht angeht. Wer will, kann jetzt noch für recht happige 30 Euro ein Tourshirt eintüten (an solche Preise wird man sich wohl langsam gewöhnen müssen) oder sich direkt auf den Heimweg machen. Der Autor macht stattdessen noch mal flott im angrenzenden türkisch-islamisch geprägten Viertel Halt – sicherheitshalber schon mal einen Gebetsteppich für den nächsten Alter Bridge Europaabstecher besorgen.



Herr im Ring: Myles Kennedy (Alter Bridge)

Markus Rutten – www.sounds2move.de



Axtmann mit Vorliebe für
harte Riffs: Mark Tremonti (Alter Bridge)

Setlist Alter Bridge: 

Slip to the Void
Buried Alive
Before Tomorrow Comes
Still Remains
Brand New Start
White Knuckles
All Hope Is Gone
Metalingus
Ghost of Days Gone By
Broken Wings
Ties That Bind
Coming Home
One Day Remains
I Know It Hurts
Come To Life
Blackbird
Watch Over You (Akustikversion)
Open Your Eyes
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Isolation
Rise Today

 



Engagierter Opener: The New Black