Bands:

Welle:Erdball

Location: Aschaffenburg, Colos-Saal

Datum:

01.10.2010

 

Eines muss vorweg gesagt werden: Für mich war dieses Konzert das erste überhaupt in dieser „Kategorie“. Was sonst nicht hart und laut genug sein kann, wurde dieses Mal eingespart und man wurde mutig und hat sich im weitesten Sinne mit EBM versucht. Aber so viel kann gesagt werden: Überraschenderweise - es hat sich echt gelohnt.

Der Einlass lief – Colos-Saal-typisch – einfach wieder sensationell gemütlich ab. In der Halle selbst wird sich erst einmal hier und da verteilt, Stylingtipps werden untereinander ausgetauscht, alles recht übersichtlich, nichts wirklich Außergewöhnliches. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich zwar wusste, dass das allein schon vom Kleidungsstil nicht 100% meins sein wird, aber gewisse Kreationen haben selbst mich dann schon mit offenen Mund dasitzen lassen. Seien es nun Generalsmützen in Kombination mit Schweißerbrillen, sehr eng geschnürte Korsagen in Nadelstreifenoptik, 15cm Absatzschuhe, oder was auch immer. Ich denke man kann sich getrost darauf einigen – es war für jeden Geschmack etwas dabei. Aber genug Geplänkel vorweg...nun zum Konzert selbst. Ich habe in meiner ganzen Konzertlaufbahn noch nicht ein einziges Mal das erlebt, was mir da untergekommen ist. Positiv gesehen jetzt! Selbst bis zum Konzertende war noch Platz in der ersten Reihe. Kein Gedränge, kein „ich will in der ersten Reihe stehen, damit die mich sehen“-Verhalten, nichts. Scheinbar geht es in der Szene nicht wirklich darum, seinen Idolen so nah wie möglich zu sein, sondern mehr um das Bewegen vom Körper. Electronic Body Music eben… Naja, hätte es bei mir so nicht gegeben, aber gut. Ist scheinbar so. Noch dazu kommt, dass es wirklich das erste Konzert war, bei dem das Publikum mit förmlichem Sie angesprochen wurde. So begrüßte und verabschiedete sich die Band mit den Worten „Sie hören/hörten Welle:Erdball“. Schon leicht...na ja...ich sag jetzt einfach mal nichts dazu!

Da es sich um EBM handelt, wurde – ist ja klar – ein Übergebrauch von Synthesizern aufgefahren. Dazu kam noch allerlei lärmerzeugender Schnickschnack, sei es nun ein Fass zum Draufschlagen oder Kinderspielzeug mit Licht- und Klangeffekten. Am genialsten gemacht, muss ich ehrlich eingestehen, war der Einsatz des Kollegen S.I.D.. Einer schlichtweg einfachen zum piepsen programmierte Soundkarte vom guten alten Commodore C64. Ein herrliches Gepiepse. Aber gut, bei einer puren Spielzeit von knapp 2 Stunden muss man sich auch schon was einfallen lassen, damit dem Publikum nicht langweilig wird. Passiert ja leider heutzutage häufiger. Aber nicht im Fall von Welle:Erdball. Es wurden überdimensional große Luftballons durch die Massen gereicht – und man bedenke, das Colos-Saal ist nun wirklich keine große Halle – und bei dem Song „Starfighter“ wurden vorher die guten alten klassischen Papierflieger ins Publikum geworfen, nach denen sich natürlich alle die Finger leckten. Die Masse war in bester Laune, überall schwitzende, sich in Ekstase stampfende Persönchen in etwas obszönen Outfits. Selbst Kopfschüttelakrobaten wie meine Wenigkeit, die sich die ersten 3 Songs - mal abgesehen von dem unglaublich langgezogenen Intro - über gefragt haben, was um Himmels Willen das schon wieder ist, konnten sich dann begeistern und haben sogar Gefallen daran gefunden!

Die Band – zwei bildhübsche Frauen, die sich so gar nicht lumpen lassen, hinter weißen Schattenwänden einen heißen Strip hinzulegen, und zwei der Gattung Mann, der eine Sänger, der andere ... keine Ahnung wie man das nennt...er bedient halt ein bisschen was vom Gepiepse und ist sonst einfach nur da – überzeugen mit absoluter stimmlicher Power und einem Livekonzept, das besser nicht hätte sein können. Selbst Szene-Neulinge, die vorher eigentlich so absolut gar nichts mit am Hut hatten, wurden begeistert und bei Laune gehalten. Dem Publikum nach zu urteilen, müssen wohl allerlei Klassiker gespielt worden sein. Als dann auch noch „Ein bisschen Frieden“ dermaßen genial gecovert worden ist, habe selbst ich die Gelegenheit gehabt, mitzusingen. So machen selbst Schlager wieder Spaß.

Eine genaue Setlist habe ich leider nicht im Kopf. An einzelne gespielte Songs kann ich mich erinnern:

Für einen Tourauftakt wirklich mehr als gelungen. Auch wenn ich mit der Szene sonst so rein gar nichts am Hut habe, aber Welle:Erdball – doch kann man sich wirklich öfter anhören.

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de