Bands:

Sacred Reich + Warbringer
Location: z7 Pratteln

Datum:

25.06.2009

 

Zugegeben, Donnerstagabend mag für ein sowohl für Musiker als auch Publikum intensives, kräfteraubendes Thrash Metal-Happening nicht gerade Primetime sein, doch etwas mehr Publikum hätte ich in diesem Fall schon erwartet. Denn wenn eine Band auf der Bühne steht, die in einer Zeit auf die Bildfläche trat, in der die Welt gerade von einer Art „zweiten Welle des Thrash“ überrollt wurde, sich 2000 auflöste und dann schließlich ab Sommer 2007 wieder ein paar Gigs gespielt hat, darf der Anlass ruhigen Gewissens als speziell bezeichnet werden. In den Anfangsjahren wurde die Band überschattet von Genregrößen wie Megadeth und Testament, Sacred Reich wurde durch die Jahre hindurch oft unterschätzt, und selbst heute scheinen die vier Amis noch nicht die Anerkennung zu bekommen, die ihnen zustehen würde.

Doch widmen wir erst ein paar Worte der Vorband, die ich vielmehr Gast nennen will, denn WARBRINGER zeigten eine astreine, dem Headliner würdige Darbietung. Mit ihrem zweiten Langeisen, dem gut produzierten Old School Thrash-Meisterwerk „Waking Into Nightmares“ im Gepäck, sorgten sie für ersten Wirbel. Die jungen Amis waren mit Leidenschaft bei der Sache. Sänger John Kevill übte sich immer wieder in stimmigen Thrash-Posen mit verzerrtem Gesicht und „Gib mir deine Seele!“-Händen. Kevill, Bassist Ben Bennett und Gitarrero John Laux warfen sich optisch besonders ins Zeug, aber auch der Mann hinter dem Schlagzeug, Nic Ritter, hatte sichtlich Spielfreude. Immer wieder konnte man ihn mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen ertappen, des öfteren gab er in den Trinkpausen ein Mini-Solo. Nicht selten ergab sich die ganze Truppe kollektivem Haareschütteln. Diese Begeisterung wusste auf die Besucher überzuschwappen. Als das US-Quintett die Bühne enterte, war die Halle noch fast leer. Mit jeder Minute Old School Thrash allerdings füllten sich die Gestade und es bildeten sich sogar Moshpits. Vor der Bühne hatte sich nun schon ein ordentliches Grüppchen von Headbangern versammelt. Nach knapp einer Stunde auch technisch hochwertigen Old School Thrash Metals – die Kalifornier hatten fast ihr komplettes neues Album durchgezockt – begaben sich John Kevill und Gitarrist Adam Carroll schließlich noch in den Fotograben zum Händeschütteln. Sehr sympathisch, die Jungs.

Mindestens so charismatisch zeigten sich die Headliner, die Old School Thrasher SACRED REICH. Die Haare sind bei drei Viertel der Belegschaft zwar um einiges kürzer als noch in den wilden 80ern, doch dem Charme von Frontmann Phil Rind konnte kaum einer widerstehen. Mit seinen vielen Anekdoten und Danksagungen sorgte er für konstant gute, gelassene, wenn nicht gar fröhliche Stimmung. Dem augenzwinkernden Exkurs über die sexuelle Ausrichtung von Judas Priest-Goldkehle Rob Halford musste, wie sollte es anders sein, natürlich auch das ein oder andere Priest-Cover folgen. Das Über-Riff von „Breaking The Law“ kann man wirklich nie genug hören. Und als wäre das nicht schon reichlich Trveness für einen Abend gewesen, widmeten sich die vier Amis gleich im Anschluss auch noch den Metal-Mitbegründern Black Sabbath zu. „War Pigs“ live von einer Bühne zu hören, macht ganz viel Freude, erst recht, wenn das doomige Meisterwerk von so einer sympathischen Old School Thrash-Band interpretiert wird. Ob all den Covers vergassen die Herren natürlich nicht, auch ihr eigenes Songmaterial ordentlich zu kredenzen. Sacred Reich haben schließlich ein paar echte Kleinode in petto. Durch die gewohnt saubere und druckvolle Abmischung im Z7 kamen Klassiker wie „Who's To Blame“, „Death Squad“, „Surf Nicaragua“ und „Crimes Against Humanity“ so richtig zur Geltung. Die für Old School Thrash ungewöhnlich vielen langsamen, schweren Riffs hauten die vorderen Reihen fast aus den Socken. Neben den basslastigen Dampfwalzen-Parts ist es vor allem auch das abwechslungsreiche Songwriting, das ich an dieser Band so schätze. Meines Erachtens arbeiten die Mannen aus Arizona so geschickt mit Tempowechseln wie kaum eine andere Band des Genres.

Fazit: Sie können es einfach immer noch. Das Dargebotene war nicht nur technisch beeindruckend, mit Sänger und Bassist Phil Rind hat Sacred Reich auch noch den geborenen Entertainer am Mik stehen. Einziger Wermutstropfen: Die Halle war nicht voll und Sacred Reich hätten sich auf der Bühne etwas mehr bewegen könne. Ansonsten definitiv einer der mitreißensten und unterhaltsamsten Gigs, die ich bisher in 2009 erleben durfte.

Richard Hänzi – www.sounds2move.de

 

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