Bands:

Papa Roach + Filter, In This Moment
Location: Gasometer Wien

Datum:

25.04.2009

 

Ein etwas unglückliches Händchen hatte der Booker dieser Tour offensichtlich. Weil Yo-Yo-Bruder Busta Rhymes das Wiener Gasometer wohl schon ewig für den Sonntag gebucht hatte, müssen Papa Roach und die anderen Bands der Tour in den sauren Apfel beißen und über Nacht (und Tag) die gut 800 Kilometer lange Strecke von der deutschen in die Österreichische Hauptstadt auf sich nehmen und dürfen sich erst am Folgetag auf einen entspannten Off-Day freuen. Ein freier Tag inmitten dieser Mammutstrecke wäre sicherlich eher im Interesse von Musikern und Crew gewesen und die Strapazen werden sich auch vereinzelt noch auf die Bretter übertragen – aber der Reihe nach.

Wien empfängt uns an diesem Vormittag zwar mit einer kühlen Brise, dafür aber auch mit strahlendem Sonnenschein. Wenn man sich die Sehenswürdigkeiten in und um die Innenstadt so ansieht, dann wird einem schnell klar, dass hier nicht gekleckert sondern geklotzt wird. Doch, doch... ein schönes Fleckchen Erde. Und zwar eines, auf dem sich just an diesem Tag Mucker aus aller Welt treffen und um die Gunst der Zuschauer buhlen. So spielen heute neben den Amis auch noch die noch vor einem halben Jahr gemeinsam auf Tour gewesenen Subway to Sally und Delain parallel in örtlichen Clubs. Viel lukrativer kann das Angebot an einem Samstagabend wohl kaum sein. Wenn man sich da mal nicht gegenseitig das Publikum abspenstig macht. Aber denkste, das Gasometer ist bis auf den letzten Platz gefüllt und nicht wenige Fans warten schon lange vor der Öffnung der Türen geduldig auf den Einlass. Nachdem die Halle mit relativ kurzer Verspätung ihre Tore öffnet und die ersten 300 Besucher in das Gebäude stürmen ist wenig später wieder Schicht im Schacht. Denn in die eigentliche Konzerthalle kommt erst mal eine kleine Ewigkeit niemand. Offensichtlich sind die Bandbusse nicht rechtzeitig in der Mozartstadt angekommen, sodass sich alles nach hinten zu verschieben droht, da der Soundcheck immer noch in vollem Gange ist. Nachdem auch diese Geduldsprobe bestanden ist, sind die ersten Reihen schlagartig belegt und auch die Bands geben glücklicherweise Gummi und lassen die Fans nicht lange allein, sodass IN THIS MOMENT nach nur kurzer Wartezeit sympathisch und druckvoll loslegen. Schnell bewahrheitet sich hier wie auch auf der gesamten Tour, dass Maria Brink und ihre Jungs perfekt zum Headliner passen, was sich auch am Feedback des überwiegend jungen Publikums zeigt, das die Band vorher wohl nur zu Bruchteilen gekannt haben dürfte. „Violet Skies“, „All for you“, „Beautiful Tragedy“ und der Singlehit „Forever“ machen es einem aber auch wirklich einfach und gehen sofort ins Ohr und in die Beine. Die positive Ausstrahlung der Band und ihr engagiertes Auftreten sorgen für den Rest. Bravo!

 

Da sind die Industrial Rocker FILTER, besonders deren Frontmann Richard Patrick, schon andere Charaktere. Besagter Sänger gibt sich – nach jahrelanger Europa-Abstinenz – gern cool und unnahbar, kennt alle Spielchen und Gesten eines leicht arroganten Rockstars (Mitmusiker mit Wasser bespucken, Mikrofonständer über die Bühne feuern und den Techniker wie ein Hündchen hinterher jagen) und führt routiniert durch das Programm. Das Stimmungsniveau wird gehalten und dank einiger treuer Anhänger von „damals“ sogar leicht ausgebaut, während die komplette Saitenfraktion von In This Moment zu ihrem zweiten Moment im Rampenlicht kommt. Grund hierfür ist, dass Filter seit kurz nach Tourbeginn ohne Live-Gitarristen dastehen und man nur aufgrund der spontan eingesprungenen ITM-Musiker von einem Tourabbruch der Band verschont geblieben ist. So erfreuen sich die eigenen Fans an „(Can you) Trip like I Do“ und dem unvermeidlichen 90er Gassenhauer „Hey Man, nice Shot“, während bei den meisten anderen Zuschauern langsam die Vorfreude auf den Headliner ansteigt. Aus dieser Vorfreude wird bereits mit dem Intro „Days of War“ pure Euphorie, es wird laut in der Halle und als Sänger Jacoby Shaddix zum folgenden „Change or Die“ ins Scheinwerferlicht gespurtet kommt, wird es ohrenbetäubend. Gefangene machen PAPA ROACH mit ihrer aktuellen Setlist nicht, ohne Unterbrechung wird der Band-Oldie „Broken Home“ nachgefeuert, bevor es mit „...to be loved“ wieder in Richtung Gegenwart geht. Angesichts der Tatsache, dass Wien der Band nur zu gern aus der Hand frisst und für jede Interaktion zu haben ist, kann sich nicht mal der gern grimmig-entschlossen dreinblickende Tobin Esperance das eine oder andere breite Grinsen nicht verkneifen. „Getting away with Murder“ groovt fett und der Power-Balladen-Doppelschlag „Forever“ / „Lifeline“ sorgt für Dauergänsehaut. Jacoby bleibt sich selbst treu und begibt sich während der aktuellen Auskopplung wieder auf muntere Tour durch die Halle. Heute springt der Entertainer in den Fotograben, klettert von dort auf den nahe gelegenen Getränketresen und begibt sich wenig später ans hintere Ende der Halle und besucht das Rollstuhlfahrerpodest. Jetzt aber schnell zurück, denn nach "Crash" folgen mit „Hollywood Whore“ und dem grandiosen „Had Enough“ zwei weitere Nummern vom neuen Album „Metamorphosis“. „Dead Cell“ und „She loves me not“ könnte man nach Ansicht des Autors langsam mal aus dem Set nehmen (andere Hits gibt’s schließlich noch genug), was die Österreicher natürlich nicht daran hindert auch diese Stücke wie alle anderen ausnahmslos abzufeiern. „Between Angels and Insects“ macht den Sack old-schoolig zu, bevor Vienna nach den Zugaben „Scars“, „I almost told you that I loved you“ und dem unausweichlichen „Last Resort“, zu dem ein letztes Mal der Pit rotiert und nasse Leiber über die Köpfe fliegen, endgültig aus dem letzten Loch pfeift. Papa Roach waren zwar auch heute eine grandiose Bühnenmacht, allerdings merkt man den Jungs die zermürbende Busfahrt der letzten Nacht ein bisschen an, das hat für gewisse Abstriche bei der Frische und Spritzigkeit gesorgt. Überhaupt sollte die Übershow aus unserer Hauptstadt vom Vorabend nur schwer zu toppen sein. Geschenkt, denn auch in Österreich hinterlässt das Sacramento-Kleeblatt ein ausgelaugtes, aber glückliches Publikum, das nach dem 80-minütigen Set zu nicht geringen Teilen aussieht wie frisch geduscht – nur nicht so riecht.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Filter:

Welcome to the Fold
The Take
Drugboy
Trip like I do
Take a Picture
So I quit
Jurassitol
Hey Man, nice Shot

 

Setlist Papa Roach:

Days of War
Change or die
Broken Home
To be loved
Getting away with Murder
The World around you
Forever
Lifeline
Crash
Hollywood Whore
Had Enough
Time Is Running Out
She Loves Me Not
Alive
Dead Cell
Between Angels and Insects
---
Scars
I Almost Told You That I Loved You
Last Resort

 

 

 

- Zurück zur Übersicht -