Bands:

AC/DC + The Answer
Location: Festhalle Frankfurt

Datum:

25.03.2009
Tour: "Black Ice" Worldtour 2009

Ha! Dank meiner besseren Hälfte gehöre ich zu den Triumphalen, die auf dem regulären Wege eines der heiß begehrten und hoch gehandelten Tickets für die Aussi-Rocker AC/DC ergattern konnten. Da darf man schon mal einen kleinen Höhenflug bekommen. Den haben auch noch 10.000 andere Menschen verschiedenster Gesellschaftsschicht und Kulturen, die heute nicht nur den Frankfurter Hauptbahnhof in Beschlag nehmen, sondern auch durch den leichten Nieselregen zur Festhalle strömen. Die dort anzutreffende Menschentraube ist so bunt wie ein Blick auf die Frankfurter Zeil an einem sonnigen Frühlingstag. Vom 13-jährigen Turnbeutelvergesser, über Emo-Kids Anfang 20 bis hin zur Mittfünfzigerin mit Lederkäppi, die vielleicht schon seit der ersten Tour zu Angus Young und Co. kommt und die damit deutlich cooler ist als viele ihrer Jahrgangskolleginnen und –kollegen, die schon längst lieber zu Altweiberbefeuchter Hansi Hinterseer gehen anstatt bei der ehrwürdigen Eminenz AC/DC abzurocken.

Etwas auf verlorenem Posten kämpfen um 20:00 Uhr die Iren THE ANSWER, deren Songs und Sound geradewegs aus den 70ern ins Hier und Jetzt gebeamt scheint. Vom Hörensagen erfährt man, dass das Quartett in einigen anderen Städten ziemlich gut ankam – was hier und heute nicht wirklich der Fall ist. Höflichkeitsapplaus ja, tatsächliche Begeisterung nein. Daran können auch die auswendig gelernten, gut gemeinten deutschen Sätze von Frontmann Cormac Neeson nichts ändern, denn seine Band kommt einem einfach verdammt verloren auf der großen Bühne vor. Und dass die Banker, Biolehrer und anderen im normalen Leben unrockbaren Zuschauer dieses Abends weder die Band noch deren zwei Alben und Stücke wie „On and On“ und „Everyday Demon“ kennen, überrascht auch nicht wirklich. Das ist bei AC/DC natürlich ganz anders, denn diese Evergreens kennt wirklich jedes Kind. Schnell wird auch deutlich wo die gut 70 Euro pro Ticket und 25-30 Euro je Tourshirt (unter anderem) hin verschwinden, denn bereits das von einem coolen Cartoon begleitete Intro inklusive viel Rauch, Nebel und einem lauten Knall samt riesigem „Rock N Roll Train“ (gleichzeitig auch der erste Song des Abends) sind mehr als imposant und stellen sogar Kiss und Iron Maiden locker in den Schatten. Apropos Schatten: Selbigen sucht man im aktuellen Set vergebens, denn Brian Johnson und Co. haben derzeit ausschließlich Licht und keinerlei Schatten im Programm. Allein die Tatsache, dass man „Back in Black“, „Dirty Deeds“ und „Thunderstruck“ schon in der ersten halben Stunde abfeuert, zeugt von einem fast schon dekadenten Backkatalog. Selbiger umfasst neben Riff-Rock Göttergaben wie „Hells Bells“, „You shook me all Night long“, „TNT“ und „Whole Lotta Rosie“ (stilecht mit aufblasbarer Riesen-Uschi, die auf dem ohnehin schon gewaltigen Zug-Bühnenelement mal eben einen höllischen Ritt wagt) auch einige Highlights vom unlängst in 29 (!!!) Ländern auf 1 in die Charts eingestiegenen „Black Ice“. Auf dem langen Steg, der von der Bühne mitten ins Publikum führt, bewegen sich ausschließlich Brian Johnson und die Hauptfigur des Abends, Angus Young. Selbiger scheint angesichts seines fortgeschrittenen Alters immer noch in Topform zu sein und tobt über die Bühne wie eh und je, post, spornt das Publikum an und strippt natürlich auch, was von 20.000 Händen beklatscht und 10.000 Kehlen johlend quittiert wird. Welcher 53-Jährige kann das schon noch von sich behaupten? Einzig Angus’ Bruder Malcolm wirkt relativ statisch und überlässt als dürres, meist an seinem Platz verweilendes Männchen lieber seinem Bruder das Rampenlicht, der kurz vor Ende der Show noch einmal mit der hydraulischen Hebebühne weit in die Höhe gefahren wird, um dort stehen, kniend und liegend seine Axt zu bearbeiten. Wer nach den Zugaben „Highway to Hell“ und „For those about to rock“ noch immer fragt warum diese alten Herren nach wie vor so verdammt erfolgreich sind und weshalb sich Teenies und Senior gleichermaßen um die Konzerttickets balgen, der hat seine Rock N Roll-Hausaufgaben definitiv nicht gemacht. Die heutige Unterrichtsstunde war jedenfalls jeden Cent wert. Was ich beim beflockten Bandhoodie an den zahlreichen Merch-Ständen für schlappe 90 Euro bezweifeln möchte.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist AC/DC:

Rock N' Roll Train
Hell Ain't A Bad Place To Be
Back In Black
Big Jack
Dirty Deeds Done D
irt Cheap
Shot Down in Flames
Thunderstruck
Black Ice
The Jack
Hells Bells
Shoot To Thrill
War Machine
Anything Goes
You Shook Me All Night Long
T.N.T.
Whole Lotta Rosie
Let There Be Rock
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Highway To Hell
For Those About To Rock (We Salute You)

 

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