Bands:

BLEEDING THROUGH & DARKEST HOUR + Beneath The Massacre, Carnifex, War From A Harlots Mouth, Arsonists Get All The Girls, Success Will Write Apocalypse Across The Sky
Location: Essigfabrik Köln

Datum:

16.05.2009

 

Man wird ja wohl noch Hoffnungen haben dürfen. Der Tourauftakt soll ja angeblich nicht so prall gewesen, ja, die Hallen sollen für ein Paket dieser Gangart doch sehr leer gefegt gewesen sein. Doch Köln, ist das nicht die Scene-Hauptstadt itself? Muss man zumindest da einen Aufmarsch der pubertären Trendwhores erwarten? Eindeutig ja. Wer sich noch an die fragwürdige Besucherschar der „Altamont Never Say Die“-Tour letzten November erinnert; „Thrash And Burn“ vermag dies noch zu toppen. So musste ich beim persönlichen Showauftakt des Chaotengespanns Arsonists Get All The Girls (Success Will Be Write Apocalypse Across The Sky – was für ein Name – habe ich mir aufgrund ungeplanter Komplikationen der Begleitung leider entgehen lassen müssen) zunächst zurückschrecken. Da sind sie wieder, die Helden, mit Moves aus dem vermeintlichen Lehrbuch all jener Kids, für die sich auf dem Dancefloor die Fresse einschlagen oder –für die treten zum guten Ton gehört. Gesehen und gesehen werden. Auch an den Dresscodes, die angeblich keine sind. Aber das war an diesem Abend noch das geringste Problem.

Doch zurück zum Wesentlichen, zurück zur Band: ARSONISTS GET ALL THE GIRLS boten ein solides, wenn auch etwas kurzes Set, welches vor allem das Debüt songtechnisch abdeckte. Das chaotische Gefrickel mit trashigen Keys traf wohl genau den Nerv der Karate-Fraktion, und so langsam dürfte sich diese Band – aufgrund starken Songwritings und Releases jedoch auch zu Recht – auch hier zu Lande einen Namen machen. Als Highlight darf man vor allem ein Singalong der ganz besonderen Art nennen, bei dem die Crew im Hintergrund mit wildem Geschrei rumhüpfte. Ja, der Unterhaltungsfaktor war durchaus gegeben, und dies sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Gegen Ende traute sich die Gestalt am Micro auch in die tobende Meute, welche diesen „Mut“ mit ordentlichem Gebrüll honorierte. Eine Hoffnung sollte an diesem Abend jedoch nicht sterben, wenngleich Gitarrist Daniel ausgerechnet heute, am letzten Date der Tour, mit einer Verletzung im Krankenhaus liegen sollte. Dieser Umstand führte dann auch dazu, dass nicht nur eine wichtige Komponente der Songs fehlte, sondern auch dass sonst immer im Set vertretende Nummern wie „Mulder“ (epic!) oder neuerdings auch „Crooks At The Door“ nicht gespielt werden konnten. Macht aber nichts: Wie gewohnt wussten WAR FROM A HARLOTS MOUTH die Massen zu bändigen, wie immer zogen Evergreens der Marke „Uptown Girl“ oder „Heeey…let’s start a band!“; vom neuem Album gab’s übrigens lediglich „They Come In Shoals“, „No High Five For C. Oward“ und das Instrumental „Briefing Security Werewolves On Red Alert“ um die Ohren. Ein paar Nummern hätte man sich da sicher noch gewünscht, aber bei solch einer Position im Booking muss man sich mit so etwas zufrieden geben, das war von vornhinein klar. Wie bei Arsonists Get All The Girls traute sich auch Sänger Nico in die Meute und ließ sich bei der Masse an Sing-a-longs gerne auch mal auf jene zerren. Einziger wirklicher Wehmutstropfen: Die Wall Of Death. Vor allem fragwürdig wenn man bedenkt, wie man sich zuletzt im Interview zum Maschinengewehr-Sample äußerte; darauf dann eine Wall Of Death zu inszenieren, bei der auch die angebliche Fanschar sich wieder mit ihren Moves austoben durfte, das hatte schon irgendwie was Rückratloses bei dieser doch sonst so sympathischen Band. Aber naja…

Doch zurück zum ja eigentlich UNwesentlichen, zurück zum Publikum. CARNIFLEX sollten spielen, und ich befürchtete Schlimmstes. Denn seien wir ehrlich: Wer Shirts mit Backprints der Marke „DEATH FUCKING METAL!“ oder „SUPPORT UNDERGROUND METAL“ als solch Breakdown fixierte Band drucken lässt, der muss von der Szenenpolizei ausnahmsweise zurecht angehalten werden (übrigens folgte die Masse diesem Prinzip blind und trug in Scharen diese Teile). Breakdowns sind übrigens ein gutes Stichwort. Denn auf die hat sich die hippe Besucherscharr gefreut, und so wie die Band ihre Songs nur so schreibt, um zum nächsten Breakdown zu leiten, so bewegte sich auch das Publikum nur zu diesen. Hinter der Bühne sollen die Jungs ja angeblich gar nicht so verkehrt sein, die Show selber jedoch wusste meinen Eindruck zur Band nicht unbedingt zu bessern. BENEATH THE MASSACRE sollten dann das genaue Gegenteil sein: Songs, die eben nicht, aber auch wirklich gar nicht für Liveshows konzipiert wurden, dafür aber auf Platte rocken. Nett anzusehen war es ja, also so als Gitarrist oder Musiker generell, dieses technische Gefrickel. Wahrhaftig bemerkenswert. Aber macht das eine gute Show aus? So verkam der Auftritt schnell in Monotonie, und selbst als, ja fast schon Fan der neuen Platte wandte man häufiger den Blick unaufmerksam ins Leere. Daran konnte auch das – zugegebenermaßen wieder lustige - erneute Auftreten der Bühnencrew, nun teilweise auch mit Mitgliedern der vorherigen Bands gefüllt, nichts ändern. Etwas mehr Dynamik sollten da BLEEDING THROUGH versprechen. Doch bereits kurz nach Beginn des Sets durfte sich ein Kollege eine Platzwunde am Hinterkopf abholen. Das Resultat: Der Junge darf im naheliegenden Krankenhaus geflickt werden (und lag bis zum nächsten Tag mit dicker Gehirnerschütterung im Krankenhaus, weiß gar nichts mehr vom Abend). Soviel zum Thema Spackenaufmarsch. Und so verpasste ich dann auch Großteile der Show, was mich in diesem Fall jedoch aber auch nicht wirklich juckte. Ich bin einfach kein Fan der Band. Zudem muss gesagt werden, dass das Feeling der Band letzten Sommer im kuscheligen Underground bei weitem besser rüber kam. So gab man sich das Ganze gemütlich von hinten und ließ die Bostoner Formation von anderen feiern. Auch DARKEST HOUR, die dann im Rotating-Slot den Posten des Headliners übernehmen durften, fielen nicht ganz in mein geschmackliches Feld. Gut war der Auftritt jedoch allemal, auch oder gerade weil sich die Essigfabrik allmählich etwas geleert hatte. Natürlich kennen auch Darkest Hour all diese Tricks, um ihr Publikum in Schach zu halten. Einer davon, ein angetäuschte Ende mit darauf folgender Zugabe, sollte auch hier Verwendung finden. Doch nicht genug: Während die Meute euphorisch „One more song…!“ durch die Halle grölte, schnappte sich einer der Herren auf der Bühne einen Drumstick und schlug die obligatorischen drei Wörter lautstark mit. Natürlich ließen sich Darkest Hour da nicht lange bitten. Im (übrigens ziemlich stickigen und nervigen, aber vor allem jedes Mal deplazierten) Rauch traten dann auch immer mehr Mitglieder der anderen Bands auf die Bühne. Das führte zu einen kuriosen Bild, bei dem auch mal die Hose des anderen runtergezogen wurde (man sah genug, ja…) oder man einfach den Darkest-Hour-Drummer vom Sitz gedrängt und selbst gespielt hatte. Ganz final schnappte sich dann jeder noch eine Bassdrum und ließ den Abend mit lautstarken Rhythmen ausklinken, zu denen auch das Publikum zu Großteilen auf die Bühne trat und dem Ganzen den Rest gab. Ja, hier bewies man zumindest auf einer Seite Sympathie, zeigte, dass hinter all dem großangelegten Tourtrakt auch irgendwo etwas Familiäres steckt. Sicherlich ein starkes Ende für solch eine Tour; und auch eins, für das man doch Hoffnungen haben durfte. 

Olivier Haas - www.sounds2move.de

 

 

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