Bands:

Autumn + Cardamon

Location: Tivoli de Helling Utrecht (NL)

Datum:

13.02.2009

 

Auf den Tag genau zur Veröffentlichung ihres vierten Albums „Altitude“ haben die holländischen Dark Rocker Autumn zu einer Releaseshow ins Utrechter Tivoli de Helling geladen, den kleineren zweier zusammengehörender Clubs in der Grachtenstadt, der zudem etwas weiter abseits vom Schuss platziert ist. Aufgrund von sehr fairen Vorverkaufspreisen (für 7 Euro hatte man die Karten unter das Volk gebracht) und des terminlich praktischen Freitagabends, natürlich aber auch aus gegebenem Anlass, dürfen die Headliner zum Beginn ihrer Show in ein dicht besetztes Auditorium blicken, das neben geschätzten 350 Fans auch 3/5 der Kollegen von Delain bildeten. Von Konkurrenzdenken kann in Holland also keine Rede sein.

Beste Voraussetzung also für einen kleinen Triumphzug könnte man meinen. Leider steht dem das äußerst passive und reichlich aktionsarme Publikum im Weg, das lieber stumm und steif dasteht, anstatt gemeinsam mit AUTUMN deren neues Album in dem Maße zu feiern, wie der Dreher es eigentlich verdient hat. Dabei zeigt sich schon früh, dass neben dem tollen Hit „Skydancer“ auch „The Heart Demands“ live hervorragend funktioniert. Sicherlich muss man den Anhängern zu Gute halten, dass der überwiegende Teil des gebotenen Liedguts natürlich neuer, ungehörter Stoff ist. Aber ein bisschen Bewegung wäre doch wirklich keine Schande. Vor allem sollte man zumindest mal aus der Lethargie erwachen, wenn zwischendrin altbekannter Stoff wie „Closest Friend Conspire“ oder die rockigen, schnelleren „My new Time“ und „Satellites“ zum Zuge kommen. Schade für die Band, die trotzdem weitestgehend souverän die Generalprobe der neuen Songs meistert, auch wenn hier und da noch nicht jedes Stück bis ins Detail durchexerziert wurde und vereinzelt offensichtlich hochkonzentriert auf das eigene Spiel geachtet wird. Immerhin will man sich ja besonders an diesem Abend keine Blöße geben, weshalb Gitarrist Mats van der Falk, der heute neben der ausnahmsweise als Backgroundsängerin agierenden Heleen Welman wie immer einige Backing Vocals beisteuert, zwei Nummern sicherheitshalber mit kleiner Hilfe via Kopfhörer spielt. Insgesamt müssen sich Autumn aber keinen all zu großen Kopf machen, denn dem sympathischen Haufen eilt zu recht ein Ruf als gute Liveband voraus. Man kann natürlich drüber spekulieren, ob es womöglich sinnvoller gewesen wäre das neue Album (das mit Ausnahme des Bonustracks „Closure“ komplett auf die Bretter gebracht wurde) direkt am Stück zu spielen und sich dann einen Block mit Hits der vorherigen Alben für das Ende der Show aufzusparen. Dennoch untermauert dieses Konzert ebenso wie das neue Scheibchen, dass Autumn endgültig ihre eigene Nische zwischen Melancholie, Anspruch, Heavyness und Melodik gefunden haben. „Summer’s End“ setzt nach 90 Minuten einen würdigen Schlusspunkt unter ein Konzert, das ein euphorischeres Publikum verdient gehabt hätte.

Vor den Headlinern gab es übrigens die absolut nichts sagende Darbietung der zu recht ziemlich unbekannten CARDAMON, die vielleicht gern so wie Autumn oder The Gathering klingen würden, in Wirklichkeit aber jede Originalität und Ausdruckskraft vermissen lassen. Als Lokalmatadoren scheinen die Fünf einfach Glück bzw. die nötigen Kontakte gehabt zu haben, um hier an diesem Abend mit von der Partie sein zu dürfen. Wie um alles in der Welt sich (Ex-) After Forever Bassist Luuk van Gerven für diese Schlafwagenkombo hergeben kann, ist mir schleierhaft. Übrigens sollte Frontfrau Floortje Donia nicht nur an ihrem ziemlich beliebigen Organ feilen, sondern auch ihren Frisör verklagen, denn für einen derart grausigen Topfschnitt hätte man sich ja sogar anno 1975 in der Disko in Bochum-Wattenscheid geschämt.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Autumn:

Synchro Minds
Paradise Nox
Horizon Line
Skydancer
Closest Friends Conspire
My New Time
Answers Never Questioned
Liquid Under Film Noir
The Heart Demands
A Minor Dance
Cascade (For A Day)
Angel of desire
Satellites
Altitude
Sulphur Rodents
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Blue wine
One Word Reminder

Summers End

 

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