Bands:

Jack Slater + Sniper, My Cold Embrace, Skagerack
Location: K19 Kassel

Datum:

12.12.2009

 

Das K19 in Kassel ist ein kleiner Laden direkt gegenüber der Uni, welcher hauptsächlich aus einer recht kleinen, alten Fabrikhalle besteht. Am 12.12. machte dort das Metal Militia Festival Station und Headliner des Abends waren Jack Slater, mit deren Sänger Horn und Bassist Chris ich zwischen den Vorbands ein Gespräch am Merchandise Stand führen durfte.

Schön, dass es klappt mit diesem Interview. Seit ihr trotz des schlechten Wetters gut hergekommen?

Horn: Es war in Ordnung. Konzerte in über 200 Kilometer Entfernung von Köln/ Bonn entfernt spielen wir eher selten und wir werden heute Nacht auch noch zurückfahren, aber im Moment ist jedes Konzert wichtig und hoffentlich geht nachher einiges.

Spielt ihr dann auch Songs vom neuen Album?

Chris: So zwei bis drei Songs sicherlich, wir haben heute allerdings keine feste Setlist, da unser Leadgitarrist Kevin fehlt. Eigentlich steht nur fest, dass wir mit „Blut/Macht/Frei“ anfangen.

Das Album ist schon eine Weile fertig, es gibt ein Cover, fehlt nur noch das passende Label. Wie ist der Stand der Dinge?

Chris: Wir haben bisher nur zwei Absagen von größeren Labels bekommen, es sind aber noch viele weitere Anfragen unterwegs.

Horn: Ein Traum wäre natürlich Relapse, das würde passen.

Wart ihr mit eurem alten Label nicht mehr zufrieden oder lief der Vertrag aus?

Chris: Ein bisschen von beidem. Es gab da eine Fusion, durch die sich unsere Perspektive etwas verändert hat und wir nun der Meinung sind, uns bei einer anderen Plattenfirma besser entwickeln zu können.

Ich sehe hier am Stand nur „Metzgore“ und „Blut/Macht/Frei“. Wird es mit der kommenden Zusammenarbeit dann eventuell auch eine Neuauflage der nicht mehr zu bekommenden „Playcorpse“ geben?

Chris: Das würde sich kaum lohnen. Mal im Ernst, lad sie dir von Rapidshare, das bringt uns als Band mehr, als wenn die Leute vergeblich nach dem Original suchen. Je kleiner die Band, desto weniger verdient man an CD-Verkäufen.

Kommen wir wieder zur neuen Platte. Wie kam es zu dem Titel „Extinction Aftermath“?

Horn: Ganz einfach, das war der Songtitel, der mir auf dem Album am Besten gefallen hat. Bei „Metzgore“ sollten Deutsche den Witz verstehen, Ausländer aber auch den Namen aussprechen können, bei „Blut/Macht/Frei“ kam das einfach durch die Lyrics und bei „Extinction Aftermath“ ist es eben der beste Songtitel.

Was unterscheidet die aktuelle LP von ihren Vorgängern?

Chris: Natürlich ist es erstmal die beste Jack Slater überhaupt! Solange man sich als Band weiterentwickelt, sollte man das von jedem neuen Werk behaupten können. Das Material ist straighter, wenn man so will auch etwas moderner und vor allem vom Sound her noch mächtiger, da wir in den Herz Studios in Polen aufgenommen haben, in denen auch Vader ihre Alben eintrümmern. Schaut euch dazu auch unseren Studio Report im Internet an.

Ja, sehr lohnenswert. Ich bin ja gespannt, was ihr euch nach dem A-Capella Death und der Bandcam als nächste Promoaktion einfallen lasst. Gratulation übrigens auch zu dem grandiosen Artwork zu „Extinction Aftermath“, meiner Meinung nach euer Bestes bisher.

Horn: Vielen Dank! Das hat wieder Svencho von Aborted gemacht.

Sind Aborted ein wichtiger Einfluss für euch? Was hört ihr privat für Musik?

Horn: Eigentlich hören wir kaum Metal. Sobo zockt gerne Jazz, David Pop, Chris steht auf Bushido, alles querbeet. Cannibal Corpse kann man sich aber ab und an reinziehen.

Sobo ist ein gutes Stichwort, was macht er gerade? Kommt er 2010 zurück?

Chris: Der ist momentan in Südamerika unterwegs, macht quasi ein Jahr Pause. Bei uns läuft es in der aktuellen Besetzung hervorragend, also muss man schauen was passiert, wenn Sobo zurückkommt.

Welche Aussichten habt ihr sonst so auf das kommende Jahr?

Chris: Natürlich erstmal ein Label finden, damit spätestens in Februar „Extinction Aftermath“ erscheint und wir im Idealfall auf eine Tour aufspringen können, gerne auch über Deutschlands Grenzen hinaus. Wenn dazu noch der ein oder andere Festivalauftritt kommt, könnte das ein gutes Jahr für Jack Slater werden.

 

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Bevor Jack Slater die Bühne besteigen, dürfen zunächst drei andere Bands die Meute anheizen. Dies gelingt SKAGERACK leider nur bedingt, da sie mit ihrem norwegisch klingenden Black Metal etwas aus dem musikalischen Rahmen fallen. Außerdem hat man es als erste von vier Bands naturgemäß schwer, große Bewegungen im Publikum zu verursachen. Als dann beim vierten Song überraschend die Riffkeule ausgepackt wird, sieht man die ersten Matten schwingen. Nach einer halben Stunde sind Skagerack dann mit ihrem durchaus ansprechenden Set durch. Ein bisschen mehr Stageacting und Selbstbewusstsein würde diesen Jungs gut tun, die Musik kann aber durchaus was.

Danach machen sich die Zuschauer fit für MY COLD EMBRACE, die Kasseler Local Heroes, bei denen dann vom ersten Ton an der Pit abgeht. Wie kann es auch anders sein, ist man doch mit einer ansprechenden Mischung aus Melodeath und Grindcore musikalisch auf der sicheren Seite, dazu sieht man fünf sympathische Typen auf der Bühne, die alle in rot gekleidet sind und ganz offensichtlich einen Riesenspaß daran haben, die anwesenden Menschen durchzurocken. Mission erfüllt! Danach wird es bei SNIPER recht modern, denn die Truppe spielt technisch anspruchsvollen Deathcore mit vielen Tempowechseln und gelegentlichem Cleangesang, der leider überhaupt nicht überzeugend kommt. Das Geschrei beherrscht der Sangesmensch dafür umso mehr, aber trotzdem kann leider der hohe Stimmungspegel von My Cold Embrace nicht gehalten werden. Vor einem anderen Publikum kann das schon wieder ganz anders aussehen.

Selbst bei JACK SLATER, dem heutigen Headliner, ist es im Vergleich zu den einheimischen Geballerkönigen relativ ruhig. Klar, der Opener „Blut/Macht/Frei“ sorgt erstmal für Alarm, ebenso ältere Stücke wie „Eisenwichser“, aber man merkt schon etwas das Fehlen des Leadgitarristen Kevin. Dies wird aber gekonnt durch witzige Ansagen überspielt, etwa durch: “Was spielen wir denn als nächstes?“ „Zerschmetterling!“ „Neee, das geht heute nicht, haben wir auch lange nicht mehr gezockt.“ „Töten!“ „Ohja, Töten ist gut, fang an.“ Der neue Track „Dysthymnia“ bricht Nacken und „Rohrspast“ ist eh ein Riesenhit. Die Truppe kann man sich gerne wieder angucken, noch besser dann in voller Besetzung und mit besserem Sound, denn der war, auch durch die Räumlichkeit bedingt, nicht ganz ideal und dadurch unpassend zu der technischen Luxusklasse, welche Jack Slater da abliefern!

 

Nils Obergöker – www.sounds2move.de