Bands:

Anneke van Giersbergen + Agua de Annique & Friends
Location: Melkweg Amsterdam

Datum:

12.02.2009

 

Wer zum ersten Mal in der niederländischen Hauptstadt Amsterdam weilt und dort auf dem zu Tag und Nacht belebten Leidseplein verweilt, wird auf der Suche nach dem Melkweg – zusammen mit dem Paradiso das bekannteste Rock / Metal Venue der Stadt – sicher nicht auf die Idee kommen ausgerechnet in die dunkelste, engste und unübersichtlichste Gasse am Platz einzubiegen. Doch genau dort befindet sich der Club, dessen Name daher rührt, als dass er in einer ehemaligen Molkerei untergebracht ist. Angesichts der einige Meter weiter in der finsteren Gasse im Zwielicht auftauchenden Warteschlage wird einem schnell klar warum das heutige Konzerte von ANNEKE VAN GIERSBERGEN & AGUA DE ANNIQUE in den großen „The Max“-Saal verlegt wurde und nicht wie anfangs geplant im kleineren „Oude Zaal“ stattfindet.

Innen füllt sich der Ort des Geschehens schnell, wobei die verlockenden Plätze auf der Galerie an den Seiten des Saals leider gesperrt bleiben. Leicht verspätet steigt Anneke van Giersbergen im Alleingang auf die Bretter, um nur mit Stimme und Akustikgitarre „My Electricity“ zu präsentieren, das die Fans sicher noch aus seligen The Gathering-Tagen kennen. Wenig später punktet die Grande Damme auf gewohnt charmante Art und Weise erst beim auswärtigen, dann beim einheimischen Publikum, als sie sich zuerst begeistert und artig bei den Besuchern aus dem Ausland fürs Erscheinen bedankt, um direkt im nächsten Satz klar zu stellen, dass heute alle Geschichten nur auf holländisch dargeboten werden und dies mit einem (an)neckischen Kichern quittiert. Nachdem im Anschluss die Aufmerksamkeit zunächst für den Rest der ersten Viertelstunde Stücken vom Agua de Annique Debüt „Air“ gehört, folgt mit „Nu Nog“ eine Nummer in niederländischer Sprache, bevor „Day after Yesterday“ dargeboten wird, wofür Marike Jager als Duettpartnerin die Bühne betritt, die zwar sichtlich nervös ist und den Blickkontakt mit den Zuschauern weitestgehend meidet, dafür aber stimmlich nichts anbrennen lässt, auch wenn a) ihre Stimme insgesamt relativ unspektakulär ist und b) es ohnehin schwer ist gegen eine Anneke van Giersbergen anzustinken. Dieses Kunststück gelingt an diesem Abend dafür der optisch etwas gewagteren, dafür stimmlich über jeden Zweifel erhabenen Sharon den Adel (Within Temptation), die wie schon auf „Pure Air“ auch für diese einmalige Show zusammen mit Agua den Annique ihre Gänsehautnummer „Somewhere“ zum Besten gibt. „Wild Flowers“ funktioniert live deutlich besser als auf dem jüngsten Akustikscheibchen, bevor der wunderbare Schmachtfetzen „Sunken Soldiers Ball“ ebenso gut kommt wie „What’s the Reason“, das – wie eine Hand voll weiterer Songs – heute von Anneke gemeinsam mit Niels Geusebroek dargeboten wird. „Ironic“, zuvor schon lautstark vom Publikum gefordert, setzt es prompt im Anschluss, was zu recht lautstark bejubelt wird. Bei „Come wander with me“ wirkt Kytemans Trompete wieder mal ziemlich deplatziert und die anschließende Solo-Trompete (!) „Sorry“ fällt leider unter die Kategorie überflüssig. Ganz anders die erste Zugabe „Witnesses“, das in der ursprünglichen E-Version sehr geil kommt und für „Pure Air“ ziemlich auf links gezogen wurde und in besagter Version eine völlig andere Atmosphäre erzeugt. Heute bekommt der Fan sogar eine Art Mischform geboten, da Anneke und ihre Jungs nach verträumtem Einstand noch einmal ordentlich aufs Tempo drücken und auch mit Akustikklampfen für einen feinen Drive sorgen können. „The Blower’s Daughter“ und „The Power of Love“ beenden das Konzert daraufhin vielleicht etwas zu ruhig und langatmig, was angesichts vorheriger Highlights jedoch zu verschmerzen ist. Den einzigen faden Beigeschmack hinterlässt eine Unsitte, die ich bei unseren holländischen Nachbarn schon öfter beobachten durfte, nämlich dass man sich etwa ab der Mitte des Saals gern über die gesamte Dauer der Show lautstark unterhält und damit dem Musikkonsumenten an sich tierisch auf die Klöten geht. Wenn man nicht gerade bei Manowar ist, sollten sich ausschweifende Reden bitte lieber anderswo abspielen.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist:
My Electricity
My Girl
Be
autiful One
Trail of Grief
Nu Nog
Day After Yesterday
The Quicksand
Yaliln
Somewhere
Wild Flowers
Sunken Soldier Ball
What’s the Reason?
Ironic
Come wander with me
Sorry
Lost & Found
Notthemostprettygirl
---
Witnesses
The Blower’s Daughter
The Power of Love

 

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