Bands:

Metallica + Machine Head, The Sword
Location: Schleyerhalle Stuttgart

Datum:

09.05.2009
Tour: World Magnetic Tour 2009

 

THE SWORD wird schnell klar: Wegen ihnen ist heute leider niemand hier. Das äußert sich darin, dass mindestens die Hälfte der Besucher dieser natürlich restlos ausverkauften Show zum Auftritt der Amis noch wahlweise vor der Halle gammelt, die eine oder andere Kippe durchzieht oder noch in der Lobby vorglüht. Das ist halt das harte Los des 1. Supports vor einem Mega-Headliner, dessen Soundmann noch dazu kaum hörbare Pampe zusammen mischt. Flott weiter zu MACHINE HEAD, die hier und heute ein gutes Standing haben und natürlich perfekt zum eigentlichen Gastgeber des Abends passen. Zwischen den Songs wird die Band mehrfach mit den typischen Machine-Fucking-Head!-Sprechchören gefeiert, worüber sich der raubeinige Charmeur Rob Flynn zwar sichtlich freut (was er nicht müde wird ständig zu wiederholen), was aber leider nicht für besseren Sound in der Halle sorgt. Wäre das Haus nicht ohnehin schon längst ausverkauft gewesen bevor die Supportacts überhaupt bekannt gegeben wurden, der geneigte Fan, der nur wegen der 2. Band des Tages angereist ist, hätte zurecht energisch sein Eintrittsgeld zurück verlangt. So muss der schon beachtliche Mob in der Schleyerhalle heute mit „Katze kotzt in Blechtonne“ und übersteuertem Gewummer vorlieb nehmen, was Machine Head nicht nur Druck und Intensität, sondern wohlmöglich auch ein paar potentielle Neufans kosten könnte. Apropos Neufans: Als Fan würde ich mich beim besten Willen nicht bezeichnen, aber trotz eher distanzierter und kritischer Haltung zum Kleeblatt aus Oakland muss ich gestehen, dass mir die Thrasher allen Widrigkeiten zum trotz heute völlig überraschend zum ersten Mal richtig Spaß machen. „Halo“ kommt auch im „Radio im Aquarium versenkt“-Modus noch atmosphärisch, der Einsatzwille der Musiker stimmt und zumindest den finalen „Shotgun Blast“ kennt wenigstens die Hälfte der Anwesenden. Ein weiteres Hindernis für Vielleicht-Fans sind übrigens die happigen Merch-Preise. Metallica bitten mit für eine große Band mittlerweile leider schon fast gewohnten 30 Euro für’s Tourshirt zur Kasse, der Hoodie zu „Death Magnetic“ ist mit unverschämten 75 Euro ausgezeichnet. Das Problem für Machine Head und The Sword: Die Supports müssen preislich mitziehen.

Und bekommen natürlich showmäßig nicht mal den kleinen Finger gereicht, was mit Erlischen des Saallichtes unmittelbar überdeutlicht wird. Zum Intro und gleichzeitigen Einlauf der Gladiatoren durch einen schmalen Gang quer durch das euphorische Publikum auf die mitten in der Halle stehende Bühne bleiben viele Münder offen stehen, da farbige Laser das Dunkel der Halle durchschneiden und ein beeindruckendes Bild hinterlassen. Und siehe da, auch der Soundmann hat die Hände nicht mehr am Sack sondern mittlerweile an den Reglern und sorgt für einen druckvollen und transparenten Sound. „That was just your Life“ drückt zu Beginn ganz ordentlich und zählt definitiv zu den Highlights der aktuellen Scheibe. Richtig bombig wird es dann mit dem Klassiker „Creeping Death“, dem furiosen „Wherever I may roam“ und dem unverwüstlichen „One“. Die Show ist natürlich feinstes Entertainment und bis ins Detail ausgeklügelt, allerdings kommen für meinen Geschmack – obwohl es natürlich die Tour zu „Death Magnetic“ ist – insgesamt 1-2 Nummern zuviel von besagtem Chartdauergast auf die heutige Speisekarte. Und auch viele andere Zuschauer aus dem recht breit gefächerten Publikum (Rock am Ring-Feeling, anyone?) scheinen vor allem wegen der Standards gekommen zu sein, was sich unter anderem dadurch bemerkbar macht, dass zum Beispiel „The Judas Kiss“ die Stimmung ebenso leicht einknicken lässt wie „Cyanide“. Allerdings sollte hierzu auch erwähnt werden, dass ein Teil der Schleyerhalle auch bei „Phantom Lord“ und „Damage Inc.“ verwundert mit den Schultern zuckt. Dafür kennt natürlich „Master of Puppets“ und „Enter Sandman“ jedes Kind aus dem Stromgitarrengrundkurs, sodass besonders die üblichen Klassiker für völlige Ekstase im weiten Rund der rappelvollen Schleyerhalle sorgen. Die nach einer Ewigkeit wieder in die Hallenmitte verfrachtete Bühne trägt dabei ebenfalls zum schwäbischen Hexenkessel bei und verlangt den agilen und gutgelaunten Musikern bewegungstechnisch einiges ab, die ihre Sache jedoch ihrem Superstarstatus entsprechend machen (Bass-Weberknecht Rob Trujillo dreht zwischendurch sogar kurze Runden im Bühnengraben), sodass keine Hallenseite im Verlauf der zweistündigen Show zu kurz kommt. Die Porsche-Metropole liegt den Bay Area-Helden, die neben ihrer Lasershow auch noch auf Flammensäulen und eine in Sargform konstruierte und von der Hallendecke hängende hydraulische Lichtanlage zurückgreifen, nur all zu gern zu Füßen und nimmt auch die vielen kleinen Pausen im Set, bei denen die Musiker gesammelt die Bühne verlassen um zu verschnaufen oder das Shirt zu wechseln, geduldig hin. Eine halbe Stunde vor Mitternacht macht „Seek & Destroy“, untermalt von schwarzen Luftballons den Deckel auf einen imposanten, wenn auch nicht ganz perfekten Abend voller Metal-Unterhaltung im Stadionformat mit einer Bühnenshow, die zumindest ansatzweise den hohen Eintrittspreis rechtfertigt.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Metallica:

That Was Just Your Life
The End Of The Line
Creeping Death
Wherever I May Roam
One
Broken, Beat & Scarred
Cyanide
Sad But True
No Leaf Clover
The Judas Kiss
The Day That Never Comes
Master Of Puppets
Damage Inc.
Nothing Else Matters
Enter Sandman
---
The Wait (Killing Joke Cover)
Phantom Lord
Seek & Destroy

 

Setlist Machine Head:

Clenching The Fists Of Dissent
Imperium
Halo
Hallowed Be Thy Name
Descend The Shades Of Night
Davidian

 

 

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