Bands:

In Flames + Killswitch Engage, Heaven Shall Burn
Location:

Rhein-Main-Halle Wiesbaden

Datum:

07.12.2009
Tour: Taste of Chaos Tour 2009

 

Während die Besucher noch in der Schlage stehen und geduldig auf den zügig von statten gehenden Einlass warten, verrät uns Mike D. von Killswitch Engage im Tourbus, dass die ersten beiden Bands EVERYTIME I DIE und MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER heute nicht mit von der Partie sind, da deren Tourbus auf dem Weg einen Unfall hatte und sie es deshalb nicht rechtzeitig schaffen würden. Wer wegen den anderen Bands des Abends gekommen ist wird  es verkraften können, denn somit kommt Wiesbaden in den Genuss von erweiterten Sets von Killswitch (60 statt 45 Minuten) und auch die einzige deutsche Band im Tross darf 2 Songs mehr spielen.


Zum Glück sind die meisten Fans von HEAVEN SHALL BURN bereits in der Halle, als ihre Lieblinge auf die Bühne gehen. Die präsentieren sich wieder in den roten Einheitsleibchen, die man auch von der „Bildersturm“-DVD kennt, diesmal lediglich mit normalen T’s anstelle schicker Hemden. Dazu setzt es anfangs wie auch auf dem aktuellen Album das stimmungsvolle Intro „Ewoken“, direkt gefolgt von einem der bisher größten Hits der Jungs, nämlich dem mächtigen „Endzeit“. Dass die Meute da direkt voll da ist, muss man denke ich nicht lange erklären. Da stört es auch nicht, wenn Maik Weicherts Gitarren sich eine kurze Auszeit nimmt. Gewohnt sympathisch wird durch das Programm geführt, der Sound drückt ordentlich, die Gitarrenläufe sind rassig wie eh und je und auch sonst lassen Heaven Shall Burn heute nichts anbrennen. „Murderers of all Murderers“, Forlorn Skies“, „Voice of the Voiceless“, “The Disease” (gewidmet dem rechten Pack, das sich wie richtig festgestellt wird zum Teufel scheren darf) und die Kracher „The Weapon they Fear“ sowie der Edge of Sanity-Klassiker „Black Tears“ zeigen wie eingängig man auch ohne Klargesang sein kann. So darf es gern weitergehen.

Und das tut es auch, wobei auch die nachfolgende Band, genauer gesagt KILLSWITCH ENGAGE, ihr Set mit einer Coverversion beschließen, und zwar Dios „Holy Diver“ – natürlich dem sich seit kurzem mit einem Krebsleiden konfrontierten Ausnahmesänger gewidmet. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg voller neuer und alter Hits. „My Curse“ hat gleich ein gern genutztes, hohes Mitsingpotential was die Textzeile „Will you wait for me?“, während der Howard Jones mit gezuckten Schultern auf sich zeigt, ausreichend beantworten dürfte. Dies wird nicht das letzte mal an diesem Abend sein, dass dem Sänger das Wort förmlich aus dem Mund genommen wird, denn auch „A Bid Farewell“, „Take me Away“ (samt Maiden-Verneigung in Form von gedoppelten Leads) oder aber „Rose of Sharyn“ und die unkaputtbare Bandhymne „My Last Serenade“ servieren dem bisweilen euphorischen Fanblock vor der Bühne eine mustergültige Steilvorlage. Bemerkenswert ist zudem, dass Killswitch Engage trotz ihres quasi endlosen Lebens in Tourbussen und kargen Backstageräumen nach wie vor in der Lage sind ihre Songs mit dieser Spielfreude vorzutragen. Howard grinst nämlich auch wenn gerade mal kein Circlepit seine Runden dreht wie ein Honigkuchenpferd, während Bassist Mike D’Antonio viele Textzeilen inbrünstig mitsingt und mit den Fans in den vorderen Reihen flirtet. Stimmung und Show sind jedenfalls erwartungsgemäß headlinerwürdig und machen Lust auf eine eigene Tour der Boston-Pose um den nicht immer ganz (im positiven Sinne) zurechnungsfähigen Adam Dutkiewicz, der seinem im Fotograben umherturnenden Frontmann auch schon mal mittels Zeige- und Mittelfinger Hasenohren verpasst. Hört sich kindisch an, macht aber Laune. Humor beweist auch ein Teil des Merchandise, bei dem sich die Band ein augenzwinkerndes „K$E“ hat auf die Leibchen drucken lassen.


. . . zur Fotogalerie . . .

IN FLAMES lassen im Anschluss ein bisschen auf sich warten und starten erst um kurz nach 22h in ihr Set. Dass dafür dann aber auch mit Nachdruck, denn mittlerweile fahren die Göteborger auch optisch einiges auf und präsentieren ihren Getreuen neben einem klassischen Backdrop auch davor postierte LEDs, womit im Laufe des Auftritts der eine oder andere coole Hingucker präsentiert werden kann. Zwei mal hin hören müssen vereinzelt viele junge Fans, die erst mit den letzten ein bis zwei Alben zur Band gefunden haben. Anders Friden und seine schwedischen Landsleute (samt Aushilfsgitarrist) haben nämlich zur Verblüffung vieler unerwartet viel altes Material im Gepäck. Während „Cloud Connected“ und „Pinball Map“ eigentlich immer zum guten Ton gehören, hat man heute auch „The Hive“ (von „Whoracle“) und sogar „Artifacts of the Black Rain“ (!) vom „Jester Race“-Album parat. Dem 2008er Album „A Sense of Purpose“ entstammt hingegen ein sattes Drittel der Setlist, womit unter dem Strich alte und neue Fans gleichermaßen zufrieden gestellt sein sollten, wobei letztere angesichts des Altersschnitts klar die Oberhand haben. Auf jeden Fall wurde bereits vor der Halle klar, dass ein großer deutscher Rock-Mailorder nicht zu unrecht regelmäßig mindestens eine Seite mit In Flames-Artikeln im Programm hat, was natürlich nur wenige davon abhält sich auch vor Ort noch ein neues Teil zuzulegen. Die dafür fälligen 20 Euro für’s T-Shirt sind mittlerweile leider fast schon Standard, während großzügig bedruckte Hoodies für 40 Euro in Ordnung gehen. Während also am Verkaufsstand fast durchgängig Betrieb herrscht, spielen sich die Headliner engagiert durch ihr rund 90-minütiges Set, holen auch mal einen Fan (bzw. weil sich der Angsthase nicht traut dessen Freund) auf die Bühne, der mit seinem Handy von dort aus den dirigierten Circlepit filmen darf, in dessen Mitte man laut Musikeraussage am liebsten noch einen Weihnachtsbaum stehen sehen würde. O-Ton Anders zu der ganzen Aktion: „Watch yourself tomorrow on YouTube!“. Auch Crowdsurfer sind gern gesehen und werden soweit möglich sogar vom Frontmann per Handschlag begrüßt. All das verdeutlicht, dass In Flames hier und heute einen guten Tag erwischt haben, was – so ehrlich wollen wir sein – nicht bei jeder Show der Fall ist. Nach drei auf ihrem Gebiet jede für sich herausragenden Bands ärgert sich jedenfalls niemand mehr über die unglückliche Absage der ersten beiden Acts; die hätten bei einer Konkurrenz in dieser Tagesform nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin nur verlieren können.


Markus Rutten –
www.sounds2move.de

 

Setlist Killswitch Engage:

My Curse
Never Again
A Bid Farewell
Reckoning

Fixati
on on the Darkness
Take me away
Temple from the Within
Starting over
Rose of Sharyn
The Forgotten
My Last Serenade
The End of Heartache
Holy Diver

 

Setlist In Flames:

Cloud Connected
Embody the Invisible
Pinball Map
Delight and Angers
Disconnected
The Chosen Pessimist
Trigger
The Hive
Only for the Weak
Artifacts of the Black Rain
March to the Shore
Come Clarity
Leeches
Alias
The Mirror’s Truth
---
The Quiet Place
Take this Life
My Sweet Shadow