Bands:

Endstille, Hollenthon, God Dethroned, Kinnara
Location: B58 Braunschweig

Datum:

5. November 2009

 

Endlich mal ein Heimspiel ! Das B58, in dem heute Abend die Dreier-Headliner-Tour Endstille, Hollenthon und God Dethroned zu Gast ist, liegt gerade einmal 100 Meter Luftlinie von meiner Haustür entfernt. Für den Jugendtreff, in dem ansonsten eher Punk-, Hardcore- und Hip-Hop-Events stattfinden, ist ein Konzert dieser Größenordnung eher ungewöhnlich. Als ich um kurz nach Acht dort eintreffe hat die erste Band bereits angefangen zu spielen. Den Support machen KINNARA aus Wolfsburg. Die Band um den ehemaligen Very-Wicked-Sänger Andre Pennewitz kann mit ihrem extremen Death Metal allerdings nicht viele Reaktionen im Publikum auslösen. Auch die verzweifelten Animationsversuche des Sängers und die Idee des Gitarristen, von der Bühne zu kommen damit wenigstens einer davor steht, nützen nichts. Es gibt nur Höflichkeitsapplaus.

Bei GOD DETHRONED sieht die Sache ganz anders aus. Der kleine Raum ist gut gefüllt und vor der Bühne kreisen die Köpfe. Die Niederländer werden zwischen den Songs mit Sprechchören angefeuert oder mit Songwünschen überhäuft. Die Setlist der Routiniers aus unserem westlichen Nachbarland hat dann auch für die Fans fast aller Schaffensperioden etwas im petto (lediglich die ersten beiden Alben werden ausgespart). Los geht es mit dem Intro und „Under a Darkening Sky“ vom aktuellen Album „Paschendale“, von dem später noch der Titeltrack und „Poison Fog“ zum Einsatz kommen. Weitere Highlights sind „Serpent King“ von „Bloody Blasphemy“, „Soul Sweeper“ von „Into the Lungs of Hell“ und das abschließende „Villa Vampiria“ („Ravenous“). Der Sound überzeugt genauso wie die Spielfreude und Präzision beim Gitarrenduo Henri und Susan. Nach einer knappen Stunde ist Schluss. Zugaben gibt es keine, da der Zeitplan die drei Headliner gleichberechtigt mit je 55 Minuten vorsieht.

Leider ist im Anschluss bei HOLLENTHON weit weniger los vor der Bühne. Und auch der Sound lässt sehr zu wünschen übrig. Zuerst sind die so wichtigen orchestralen Elemente, die allesamt vom Band kommen, gar nicht zu hören („Woe to the Defeated“). Bei „Homage - Magni Nominis Umbra“ sind sie so schräg, dass es in den Ohren weh tut und dieser geniale Song komplett versaut wird. Erst bei „Once we were Kings“ hat man ein vernünftiges Level gefunden. Auch „Son of Perdition“ klingt dann astrein aus den Boxen. Dennoch bleibt der Eindruck, dass das erstklassige Songmaterial (die vorgestellten Stücke von der neuen Mini-CD „Tyrants and Wraith“ reihen sich nahtlos ein) besser im heimischen CD-Player aufgehoben sind. Gerade auch weil sämtliche weiblichen Vocals und Chöre eingespielt werden müssen, wirkt das alles wenig überzeugend. Dass Martin Schirenc und seine Mitstreiter gute Musiker sind steht natürlich trotzdem außer Frage.

Bei ENDSTILLE wird es dann wieder richtig voll vor der Bühne, und einige Besucher wähnen gar den Duft von frischem Schweineblut in der Luft. In voller Montur und im obligatorischen Corpsepaint (mit Ausnahme des Gastdrummers) entern die Norddeutschen die Bühne und legen mal wieder alles in Schutt und Asche. Die Band ist wirklich ein Phänomen. Entweder lässt man sich von der Monotonie, von der Raserei und der Extase gefangen nehmen, oder man hält das ganze einfach nur für unerträglichen Krach. Der neue Sänger gefällt mir besser als der, der noch in Wacken zu sehen war. Damit meine ich nicht unbedingt seine zur Schau gestellten Selbstverstümmelungsversuche (vor allem die Zunge musste leiden). Er hat ein recht ansehnliches Stimmvolumen, das auch entrückte hysterische Schreie umfasst, wie man sie z. B. auf alten Helheim-Scheiben findet. Die Songauswahl umfasst neue Stücke vom „Verführer“-Album genauso wie alte Klassiker wie „Endstilles Reich“, „Frühlingserwachen“ oder „Navigator“. Pünktlich zur Geisterstunde ist dann Schluss, und ich kann mit dem Gefühl nach Hause gehen, einen letztlich doch gelungenen Konzertabend erlebt zu haben.

Alexander Dontscheff – www.sounds2move.de