Bands:

The Melvins + Big Business, Porn
Location: Fri-Son Fribourg (CH)

Datum:

29.09.2008

 

Den Auftakt des Abends gaben PORN, wobei man kaum von Takt sprechen konnte, beschränkten sich Gitarrist Tim Moss und Basstard Billy Anderson doch auf die effektvolle Bearbeitung ihrer Rückkopplungen. Auch die gelegentlichen Schlagzeug-Einschübe der beiden Drummer Dale Crover und Coady Willis änderten an diesem Klangzustand nicht viel. BIG BUSINESS hingegen wussten wie man die Leute zum Tanzen bringt. Stoner/Sludge-Metal, dargeboten mit minimalsten Mitteln. Bassist und Sänger Jared Warren und Schlagzeuger Coady Willis brachten ihren Sound geradeheraus, ohne viel Geschnörkel, dafür mit umso mehr Druck. Und selbst als sich gegen Ende des Sets Dale Crover für ein paar Songs als Gitarrist die Ehre gab, hatte man nicht das Gefühl, dass vorher eine Gitarre gefehlt hätte. Während des zweitletzten Songs sorgte ein Mann, den man in ein Kostüm aus riesigen Styroporplatten und meterweise Gaffa-Tape gepackt hatte, für eine stimmungsvolle Auflockerung des eher bierernsten Abends. Er stampfte passend zum Beat quer über die Bühne und sah dabei aus, wie eine noch trashigere, dafür aber weissere Version des Roboters aus dem Beastie Boys-Video „Intergalactic“.

Dann wurde es Zeit für THE MELVINS. Die Jungs von Big Business blieben wo sie waren, nur Dale Crover verkroch sich hinter das zweite Schlagzeug. Und natürlich gesellte sich Gitarrist und Sänger Buzz Osborne hinzu. Bekleidet mit einer schwarzen Robe, die bis zum Hals zugeknöpft war, und einer weissen Lockenpracht, die in alle Himmelsrichtungen abstand und ihn gute zwanzig Zentimeter grösser machte, sorgte er für eine beeindruckende Optik. Der Sound saß, drückte, und ließ keine Luft zum Atmen. Die Kreislaufpumpen der vordersten Reihen wurden gezwungen nach dem Rhythmus der zwei Schlagzeuge zu arbeiten. Dies führte glücklicherweise zu keinen Zusammenbrüchen, spielten Dale und Coady doch dermaßen synchron, dass selbst MIDI-Drumcomputer vor ihnen den Hut gezogen hätten. Die Gitarrenwellen strömten über die Masse hinweg und rissen alles mit sich, was bis dahin noch angewurzelt war. Diese Musiker verstehen ihr Handwerk. Selbst bei den kompliziertesten Breaks und Pausen wurde ohne Verschiebungen wieder eingesetzt. Songnamen zu nennen, wäre ein Unterfangen für die Götter, haben die Herren in ihrer fast dreißigjährigen Geschichte doch schon mehr Alben rausgebracht als manch andere Band Songs auf zwei Alben hat. Auch wurden keine Songs angekündigt. Überhaupt wurde bis dato von keiner der drei Bands ein Wort an das Publikum gerichtet. Umso verwunderter war man als plötzlich wie aus dem Nichts Buzz, Jared und Dale anfingen, sich im Plauderton mit dem Publikum zu unterhalten. Witze wurden gerissen, und ein paar Anektoden erzählt. Das Gefühl von Rockstars, die zwischenmenschlich nichts mit ihren Fans zu tun haben wollen, war verflogen. Danach ging es genauso professionell im letzten Akt weiter, bis der Vorhang fiel und nur noch klatschenden Hände die Raumakustik füllten.

Am Ende hatte man nicht das Gefühl von drei verschiedenen Bands, die alle am gleichen Konzert spielten, sondern von einer sich steigernden, homogenen Einheit, die in drei Abschnitte geteilt war. So wie praktisch jeder bei jedem mitgespielt hat, war auch das Konzept der Performance durchdrungen von einer Stimmung der Gemeinschaft. Und dies war nicht nur ungewöhnlich in den Kreisen des Rockgenres, sondern auch gut. 

Cédric Russo - www.sounds2move.de

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