Bands:

Oomph! + All Ends, Mina Harker
Location: Soundpark Ost Würzburg

Datum:

27.11.2008

Tour: "Monster" Tour 2008

 

Trotz Charterprobtheit und viel positivem Feedback für das aktuelle Album „Monster“ haben es Oomph! noch lange nicht nötig sich live auf eine Hand voll Shows zu beschränken. Aber warum auch? Denn das Trio, das live zum Quintett erweitert wird, ist bekannt für seine Bühnenqualitäten, sodass man sich im Rahmen der aktuellen, von s2m präsentierten Tour auch ein paar gänzlich neue Städte vorgenommen hat, die man bis dato noch nie betourt hatte. Neben Osnabrück und Kiel ist auch Würzburg Neuland für die Braunschweiger, die sich aber dennoch auch an diesem Donnerstagabend über ein solide besuchtes Konzert freuen können.

Bei MINA HARKER ist es zu Beginn noch nicht überragend voll, obwohl doch schon einige Neugierige vor der Bühne sind, um sich die Gothic Lolita anzusehen. Hinter den Drums hockt mit Oomph!-Drummer Leo ein bekanntes Gesicht, während neben der namensgebenden Frontfrau, die stimmlich hin und wieder an Anna von Rosenstolz erinnert, nur noch Gitarrist Alexander Gorodezki mit auf der Bühne steht. Ergo kommt nicht nur der Bass vom Band, sondern auch alle Keys und Samples. Das schränkt das Live-Feeling etwas ein und kostet Authentizität, ist bei derartigen Acts allerdings keine Seltenheit. Musikalisch geht es mit Songs wie „Gefallener Engel“ und „Bis zum Tod“ grob in Richtung Staubkind, wobei man bei deren Intensität und Melancholie noch nicht wirklich mithalten kann. Auch ist Louis Manke meiner Ansicht nach ein begabterer Texter, denn dass sich Morgenrot auf Tod reimt, wussten wir auch ohne Minas Vortrag schon. Da man mit „Tiefer“ aber sogar schon einen richtigen kleinen Hit geschrieben hat, gehen Mina Harker im Großen und Ganzen als Opener doch in Ordnung, auch wenn man definitiv noch an sich und seiner Bühnenpräsenz arbeiten muss. Außerdem wäre eine vollwertige Live-Besetzung in Zukunft wünschenswert. Daran scheitert es bei ALL ENDS sicher nicht, denn die füllen die recht kleine Bühne mehr als amtlich mit ihrer weiblichen Doppelspitze und den insgesamt 6 Bandmitgliedern. Dass trotz Platzmangels die Sängerinnen Tinna und Emma (Gelotte, die Schwester des In Flames Axtmannes) klar im Rampenlicht stehen, dürfte klar sein. Knapp vierzig Minuten stehen zur Verfügung um vielleicht den einen oder anderen neuen Fan zu rekrutieren, was im Verlauf der Show immer besser gelingt, nachdem sich das Publikum zu Beginn noch etwas zurückhält. Fräulein Gelotte wirkt mit ihrer reichlich unrockbaren Shorts und den unpassenden Pumps zwar irgendwie unpassend gekleidet, überzeugt aber stimmlich genauso wie ihre rothaarige Gefährtin, während die Instrumentalisten richtig nach Rock N Roll der Marke Backyard Babies ausschauen (mit Ausnahme von Neu-Basser Anders Janfalk). Songtechnisch geht alles klar und schnell ins Ohr (darunter die gute Ballade „Just a Friend“), was man von der Debüt-EP und dem ersten Album natürlich gewöhnt ist. Auch bei All Ends kommt der Bandhit – in diesem Fall „Wasting Life“ – ganz zum Schluss, wo noch mal viele Arme in die Luft gehen, bevor der Platz für den Headliner geräumt wird.

Der startet für alle, die am Folgetag wieder früh raus müssen glücklicherweise recht früh, sodass es trotz 110 Minuten-Set nicht all zu spät wird. Das Backdrop ist zwar viel zu groß für den recht kleinen Club, dafür gefällt aber die neue Bühnendeko als solche und auch das Licht ist erstklassig. Mit der ersten „Monster“-Auskopplung „Beim ersten Mal tut’s immer weh“, dem großartigen „Träumst du“ und den älteren Leckerbissen „Unsere Rettung“ und „Fieber“ legen die Niedersachsen furios los und versetzen vor allem die vorderen 6-7 Reihen sofort in Verzückung, die bereitwillig mithüpfen, mitsingen und auch sonst jeden Schabernack mitmachen. Frontmann Dero hat seit dieser Tour sein Bühnenoutfit von der weißen Zwangsjacke hin zum schwarzen Bondage-Look inklusive „Clockwork Orange“-Makeup geändert, was einen schönen Kontrast zur hellen Bühnenproduktion darstellt. Abgezockten Profis wie OOMPH! merkt man nicht mal an, wenn es kleine Probleme mit der Technik gibt, denn Sänger Dero muss nur wie an diesem Abend anfangen einen Weihnachtsklassiker der Marke „Let it snow“ zu intonieren, damit sein Publikum amüsiert einsetzt und mitsingt, anstatt auf die geübten Handgriffe der Techniker zu achten, die Flux’  Saiteninstrument startklar machen. Später setzt es in einer ähnlichen Situation noch ein spaßiges und positiv-sinnfreies „Du hast die Haare schön“, das besonders beim kahlen Flux gleichermaßen skurril wie sympathisch rüber kommt, wohingegen Charisma-Wunder Dero zwischenzeitlich heil froh ist, dass seine Fans sich nicht selbst ficken würden, was der Sänger ganz unverblümt fragt, bevor er das uralte „Sex“ anstimmt. „Das letzte Streichholz“ und das großartige „Bis zum Schluss“ vom aktuellen Album, das inklusive Gastauftritt von Mina Harker dargeboten wird, die den Track auch für das Album mit eingesungen hat, kommen heute besonders gut. „Revolution“ tönt (nach „Yes, we can!“ Sprechchören) live um einiges besser und spannender als auf CD, während „Lass mich raus“ auch live-haftig meiner Meinung nach völlig verpufft und wohl der einzige Ausfall auf „Monster“ ist, das man vielleicht mit 1-2 weiteren Songs im Set hätte berücksichtigen können. Meine Vorschläge: „Brich aus“, „In deinen Hüften“ und „6 Fuß tiefer“. Aber auch ohne kann die Setlist des Abends einiges, auch wenn man natürlich irgendwo Abstriche machen muss, wenn man mit derart vielen Hits gesegnet ist wie Oomph!. Die größten Gassenhauer oder zumindest die bekanntesten Stücke sind natürlich „Augen auf“ und „Gott ist ein Popstar“, die erwartungsgemäß bis zum Zugabenblock aufgespart werden. Hingegen fällt der zweite Nachschlag mit „Menschsein“ und „Die Leiter“ relativ unspektakulär aus, was sich auch etwas auf die Stimmung des mittlerweile recht platten Publikums auswirkt. Jede Menge Spaß hat es trotzdem gemacht, denn – und ich kann es nicht oft genug sagen – Oomph! sind und bleiben auf der Bühne eine Bank.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Oomph!

Beim ersten Mal tut’s immer weh
Träumst du
Unsere Rettung
Fieber
Wer schön sein will muss leiden
Du willst es doch auch
Wach auf
Das letzte Streichholz
Das weiße Licht
Sex
Mitten ins Herz
Bis zum Schluss (ft. Mina Harker)
Revolution
Sex hat keine Macht
Mein Schatz
Lass mich raus
Die Schlinge
Niemand
Labyrinth
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Gott ist ein Popstar
Augen auf
---
Menschsein

Die Leiter

 

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