Bands:

Ill Nino + Magnacult
Location: Kreuz Fulda

Datum:

23.04.2008
Tour: "European Guerilla" Tour 2008

 

Latin-Night im Kulturzentrum Kreuz in Fulda. Nur dass diesmal keine gegelten und gestriegelten Aufreißer und bis zur Unkenntlichkeit zugeschmierten R&B-Chicksen die altehrwürdige Lokalität in der Hand haben, sondern Metalheads, Rocker und Hardcore-Kids. Die Latin Metaller ILL NINO sind nämlich in der Stadt, um ihr neues Album „Enigma“ vorzustellen, das seit kurzem endlich im Handel erhältlich ist, nachdem Cement Shoes, das neue Label der Truppe um Dread-Head Cristian Machado, die Scheibe eine kleine Ewigkeit vor sich her geschoben hatte. Und auch wenn der braungebrannte Haufen ein recht breit gefächertes Publikum anzieht: Rihanna- und Enrique Iglesias-Fans sind an diesem Abend nicht anwesend.

Doch die sind auch gar nicht nötig, um von einem gut gefüllten Haus sprechen zu können – vor allem angesichts des Faktes, dass dieses Konzert mitten in eine Arbeitswoche fällt. Mehr noch: Die Zuschauer sind nicht nur zahlreich erschienen, sondern auch heiß auf Live-Musik und lassen schon bei der 2. Band des Abends, den Niederländern MAGNACULT, hier und da einen Willen zur körperlichen Aktivität durchblitzen. Um das Publikum weiter in Richtung Betriebstemperatur zu bringen, hat der Mischer an diesem Abend auch während der Umbaupause einen Joker im Ärmel, denn er geizt nicht mit Gassenhauern wie etwa „I will be heard“ von Hatebreed oder „Ace of Spades“ von Motorhead, die natürlich fast jeder mitsingen kann. So fällt kaum auf, dass man dem eigentlichen Zeitplan irgendwann 15 Minuten hinterher hinkt, bis endlich das Licht ausgeht und Ill Nino sich erst mal bei den ersten Alben bedienen, bevor es zum ersten Mal zu „What you Deserve“ von „One Nation Underground“ richtig rund geht. Während die Instrumentalfraktion zu diesem Zeitpunkt schon mächtig Dampf macht und über die Bretter fegt, hält sich ihr Frontmann noch überraschend zurück und scheint noch etwas schüchtern (oder nüchtern?) zu sein. Vielleicht liegt es an seiner Erinnerung an das letzte Gastspiel in der Barockstadt, als er gesundheitlich im übertragenden Sinne am Stock ging und sich ein ums andere Mal während des Sets vertreten lassen musste. Glücklicherweise ist der US-Boy heute topfit und spätestens nach „God save Us“ und dem „Enigma“-Hit „Alibi of Tyrants“ endlich auf Touren. Damit können sich die Zuschauer nun endlich auf umfangreichere, bisweilen sinnentleerte Ansagen freuen. Beispiel gefällig? „Sollen wir noch ein paar Songs spielen, oder gleich verschwinden, um Pott zu rauchen?“. Der Liebling des Frontmanns ist heute aber ein blasser Besucher mit schwarzer Hornbrille und Dreadlocks in den vorderen Reihen, den unser Spaßvogel offiziell für Korn-Frontmann Jonathan Davis erklärt, den er sich dann auch nach dem dritten oder vierten Kalauer vom Kaliber „Wahnsinn -  Jonathan Davis ist Ill Nino Fan!“ auf die Bühne holt. Natürlich werden neben Lachern auch weiterhin hörens- und sehenswerte Latin-Metal-Songs vom Stapel gelassen, etwa „Finger Painting (with the Enemy)“ und den Rausschmeißern „Liar“ und „What comes Around“, beide vom „Revolution, Revolución“-Album. Unterm Strich hätte die Setlist wohl auch 1-2 weitere neue Stücke vertragen können, was Anhänger der Erstwerke wohlmöglich anders sehen. Unumstritten war definitiv für jeden Fan etwas dabei, alte Songs, neue Songs, schnelle Songs, ein kurzes Twisted-Sisters-Intermezzo, ein angedeutetes „Blind“ für des Sängers Liebling und so weiter und so fort. Auf diesem Niveau klappt’s vielleicht auch bald mit dem echten Mr. Davis in der Gefolgschaft.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

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