Bands:

Iron Maiden + Within Temptation, Kamelot, Lauren Harris

Location: TT Circuit Assen (NL)

Datum:

16.08.2008
Tour: Somewhere back in Time Tour 2008

 

Zweimal noch wollte die Eiserne Jungfrau ihre „Somewhere back in Time“-Tour auf die Bretter bringen, bevor man sich erst einmal ans Songwriting zum „A Matter of Life and Death“-Nachfolger wagen will. Vor dem endgültigen Showdown in Moskau waren jedoch noch einmal unsere holländischen Nachbarn an der Reihe sich die guten alten Klassiker der britischen Legende um die Ohren hauen zu lassen.

Wenig überraschend eröffnet zuvor DNA-Glückskind LAUREN HARRIS das Spektakel, die seit ein paar Jahren bei jedem Konzert der Band ihres Vaters, Maiden-Bassist und Bandboss Steve Harris, ihr Glück mit ihrem handwerklich gut gemachten, insgesamt aber unspektakulären Hardrock versuchen darf. So ziehen 30 Minuten frei von wirklichen Ausfällen, aber auch sonstigen nennenswerten Ereignissen ins Land, bevor nach relativ kurzer Umbaupause das amerikanisch-norwegisch-deutsche Metal-Kommando KAMELOT übernehmen darf. Sänger Roy Khan ist gut in Form und erlaubt sich nur minimale stimmliche Ausreißer, wirkt gut gelaunt und führt charmant durch das Programm. Den Anfang machen mit „Rule the World“ und „When the Lights are down“ zwei richtige Vorzeigenummern jüngeren Datums, bei denen der Sound ebenso klar ist wie bei betagteren Standards der Marke „Karma“ und „Forever“. Jedoch meint es der Soundmann bezüglich der Tieftöner definitiv etwas zu gut mit dem – auffällig oft deutschsprachigen – Publikum, das vor allem im vorderen Bereich einen übertriebenen Bass-Wums auf Magen und Ohren bekommt, autsch. Insgesamt bewegt sich das Interesse an der zweiten Band des Tages im mittelmäßigen Bereich und zumindest ein wenig Beteiligung gibt es ungeachtet einer guten Show wenn, dann maximal bis zum Soundturm. Die Holländer sind und bleiben halt einfach ein Hände-in-den-Taschen-oder-am-Bier-Publikum. Hiervon können sich auch die nationalen Superstars von WITHIN TEMPTATION ein Bild machen, die in diesem Jahr verstärkt die niederländische Live-Front beackert haben. Man kann zwar offensichtlich (ebenso wie Kamelot zuvor auch) einige eigene Fans vor Ort vorweisen und wird für Maiden-Support-Verhältnisse warm empfangen, aber stimmungsmäßig ist auf der Motorradrennstrecke an diesem Abend nicht allzu viel für Sharon den Adel und ihre Jungs zu holen. Zwar versucht man mit einem Großteil der bisherigen Singleauskopplungen, darunter auch die Ballade „Forgiven“, welche demnächst erscheinen soll, vor allem mit mutmaßlich bekanntem Material zu punkten, aber das ist hier und heute einfach nicht das gewohnte Publikum, sodass Within Temptation zwar wirklich engagiert ihren Mann bzw. ihr Frau stehen, aber nicht mal bei „Our Solemn Hour“, „Stand my Ground“ und „What have you done“ die erhofften Reaktionen vollumfänglich ernten dürfen. Immerhin „Ice Queen“ scheint nun wirklich jeder zu kennen, sodass die Stimmung zum Abschluss noch einmal nach oben ausschlägt.

Danach heißt es warten, denn wer so eine richtig unsterbliche Band ist, der darf sich erst einmal Zeit lassen. Knapp 50 Minuten sind es am Ende, bevor UFO mit „Doctor, Doctor“ vom Band das Publikum auf Winston Churchill einstimmen, dessen gesampelte Ansprache in den ersten Funkenregen der Pyrotechniker mündet und direkt in „Aces High“ übergeht. IRON MAIDEN sind wie bereits zwei Wochen zuvor auf dem Wacken Open Air in Topform, allerdings wird schon nach wenigen Songs klar, dass die Holländer im Vergleich mit dem deutschen Megaevent in Sachen Stimmung und Intensität um mindestens eine Klasse den kürzeren ziehen. An der Songauswahl liegt es sicher nicht, die ist nämlich absolut identisch. Das Problem ist eher die bereits genannte Tatsache, dass der Holländer an sich Livemusik jeder Form trotz innerlicher Begeisterung eher reserviert gegenüber steht, wenn man mal von der Unsitte des Umherwerfens voller Bierkübel absieht. Was natürlich nicht heißen soll, dass Klassiker wie „Fear of the Dark“, „The Number of the Beast“, „Powerslave“ oder „The Trooper“ (inkl. Bruce Dickinson in Uniformjacke und mit Union Jack, man kennt das von ihm) nicht ankommen. Natürlich werden vor allem die richtig großen Hits der Eisernen Jungfrau standesgemäß abgefeiert, aber das letzte bisschen Ekstase, dass die Wacken-Show so erinnerungswürdig gemacht hatte, fehlt hier und heute einfach. Dabei haben vorbelastete Besucher, die bereits eine andere Show der aktuellen Maiden-Tour gesehen haben, glücklicherweise nicht wie bei vielen anderen Bands das Pech abermals mit den ewig gleichen Ansagen gelangweilt zu werden. Zum Glück ist der gute Bruce so eine Labertasche und so wiederholt er einzig den Joke über Drummer Nicko McBrain, den er als schlechtesten Jazz-Drummer des Planeten tituliert und den Spruch dabei scheinbar immer noch genauso witzig findet wie 12 Tage zuvor in einem kleinen Dorf in Norddeutschland, wo er vor satten 75.000 Menschen stand. Heute sind es laut eigener Aussage übrigens „nur“ 27.000. Richtig Laune hat der Klassiker-Reigen aber trotzdem gemacht, denn 99% des dargebotenen Liedguts wurde für die Ewigkeit komponiert und von einer spritzigen und agilen Band vorgetragen, die uns hoffentlich noch lange Jahre erhalten bleiben wird.

Wo wir gerade bei „lustig“ und „erhalten bleiben“ waren: Während „Always look on the bright side of Life“ von den Monty Pytons als Ausmarschmusik für die glückliche Anhängerschaft aus den Boxen dröhnt, steht den meisten Besuchern die ganz und gar nicht lustige Abreise mit dem PKW erst noch bevor. Oder sagen wir lieber der Versuch einer solchen. Denn am TT Circuit fühlt sich offensichtlich erst einmal eine ganze Zeit keine Ordnungskraft zuständig, sodass der überwiegende Teil der Besucherschaft den (immerhin kostenlosen) Parkflächen, einem Verkehrschaos inklusive Vollblockade inklusive, noch 1-2 nervenaufreibende Stunden erhalten bleibt. Hoffentlich haben die lokalen Verantwortlichen aus diesem Chaos zumindest für die Zukunft gelernt. Denn einen solchen Abschluss hat diese sommerliche Freiluftsause beim besten Willen nicht verdient.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

01. Intro - Churchill's Speech
02. Aces High
03. 2
Minutes to Midnight
04. Revelations
05. The Trooper
06. Wasted Years
07. The Number of the Beast
08. Run to the Hills
09. Rime of the Ancient Mariner
10. Powerslave
11. Heaven Can Wait
12. Can I Play With Madness?
13. Fear of the Dark
14. Iron Maiden
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15. Moonchild
16. The Clairvoyant
17. Hallowed Be Thy Name

 

 

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