Bands:

Korpiklaani + Battlelore, Kivimetsän Druidi, Falchion

Location: Hessenhalle Gießen

Datum:

13.11.2008
Tour: Finnish Fire Toru 2008

 

Tourauftakt der „Finnish Fire“ Tour in Gießen. Am frühen Morgen waren die finnischen Musiker und ihre Crew von Finnland aus nach Frankfurt geflogen, um zwei noch jungfräuliche Tourbusse zu entern. Wie es so oft ist an einem ersten Tag, läuft noch nicht alles rund und man muss sich erst noch finden. So richtig bescheid weiß noch keiner, was natürlich völlig normal ist, vor allem wenn gleich vier Truppen gemeinsam unterwegs sind. Während sich Battlelore Gitarrist Jussi Rautio unterstützt von einigen Musikerkollegen mit einem noch nicht so recht funktionsfähigen Amp herumschlägt und vor der Halle bereits die ersten 50-100 Fans bei frostigen Temperaturen geduldig auf den Einlass warten, hat Sängerin Kaisa ein ganz anderes Problem. Die Sängerin ist total erkältet, bringt kaum einen Satz heraus und verbringt den Nachmittag mit dem Kopf über dampfenden Inhalationsbädern.

Davon bekommen die Fans vor der Bühne nichts mit. Nachdem sich die Türen geöffnet haben, strömen die Freunde folkiger Klänge in die Hessenhalle und verteilen sich erst einmal auf die Getränke und Verkaufsstände vor Ort. Nur wenige beeilen sich in die erste Reihe zu kommen um entweder beim Korpiklaani-Sidekick FALCHION einen guten Platz zu haben, oder schon mal für eine der späteren Bands Position zu beziehen. Wohl eher Zweiteres, denn die melodiebewussten Pagan Metaller, die während der Tour die Rolle des Openers inne haben, reißen das Publikum noch nicht so recht aus seiner Lethargie. Oder steckt den Jungs und Mädels im Zuschauerraum etwa noch die kühle Abendluft in den Gliedern? Bemüht sind Falchion durchaus, aber richtig um sich greifen will der sauber umgesetzte, aber austauschbare Sound der Herren nicht. Auch KIVIMETSÄN DRUIDI stehen noch ziemlich am Anfang, konnten sich aber als Demoband – dem Internet sei dank – bereits einen ordentlichen Namen machen. In Gießen scheinen die meisten bis dato noch nichts von der Band gehört zu haben, allerdings versucht die junge Truppe dem während der ihr zur Verfügung stehenden Dreiviertelstunde Abhilfe zu schaffen. Und das sogar mit Erfolg, denn auch wenn Songs wie der Opener „Blacksmith“ oder „Pedon Loitsu“, „Halls of Shadowheart“ und „Jaassa Varttunut“ bisher noch nicht auf breiter Basis bekannt sind, so steigt die Publikumsbeteiligung doch zusehends. Frontfrau Leeni-Maria überlässt unterdessen die meisten Ansagen ihren männlichen Kollegen und beschränkt sich stattdessen auf ihren gern auch hohen Gesang und ihren eigenwilligen Tanzstil, der wenn sich die Blondine rasant im Kreis dreht ein wenig an eine Ballerina erinnert. Den Hessen gefällt das Gebotene offensichtlich, sodass sich die T-Shirts, Poster und CDs der Band bereits während des Auftritts steigender Beliebtheit erfreuen. Und der Stimmungspegel steigt gleich mit, so darf es weitergehen.

Und das tut es auch, denn die Co-Headliner von BATTLELORE haben offensichtlich viele Fans unter den Anwesenden und so werden die Tolkienjünger lautstark und herzlich empfangen. Meiner Ansicht nach, und große Teile unserer Redaktion werden mir da zustimmen, sind 45 Minuten deutlich zu wenig für eine Band wie Battlelore, die eigentlich genug Hits hat um auch zwei Stunden lang ein tolles Programm auf die Beine zu stellen. Abgesehen von der planmäßigen Spielzeit wäre heute allerdings auch aufgrund von Kaisa Jouhkis Gesundheitszustand kaum mehr möglich gewesen. Das ist zwar schade, aber damit hat Gießen noch deutlich mehr Glück als Glauchau tags darauf, wo Battlelore ihren Auftritt gleich ganz absagen müssen. Heute setzt es zum Einstand aber erst einmal jüngere Ohrenschmeichler wie „House of Heroes“ und „The Great Gathering“, bevor mit dem Fanliebling „The War of Wrath“ der erste Abstecher in die frühen Werke der Band folgt. Ersatz-Shouter Harri (Avathar), der anstelle von Stammfronter Tomi Myykänen diese Tour bestreitet, macht seine Sache ordentlich und erinnert optisch mit seinem weiß-schwarz-roten Corpsepaint irgendwie an eine schmächtigere Version von Gaahl, den man mit Darth Vader zusammen geklont hat. Auch musikalisch kommt der Finne etwas mehr aus der Black Metal-Ecke, was sich unter anderem darin äußert, dass die Battelore-typischen Grunts hier und da einem schrillen Keifen weichen müssen. Die Etatmäßige Frontfrau an seiner Seite kämpft sich heute sichtlich durch das Set und macht nur sehr wenige Ansagen, etwa um sich für ihren stimmlichen Zustand beim Publikum, das aufmunternden Applaus spendet, zu entschuldigen. Nach „3rd Immortal“ vom aktuellen Dreher „The Last Alliance“ ist dann eigentlich das planmäßige Ende der Spielzeit gekommen, aber das Publikum hat noch lange nicht genug vom Septett und macht ordentlich Radau, sodass man nach kurzer Rücksprache doch noch einmal für eine ungeplante Zugabe zurückkehrt. Dass diese mit „Journey to Undying Lands“ dann auch noch ein Frühschmankerl aus dem Battlelore-Fundus ist, lässt die Stimmung noch einmal aufkochen, bevor man sich nach einer allen Umständen zum Trotz sehr guten Darbietung endgültig verabschiedet. Schade bloß, dass für „Sons or Riddermark“, „Longing Horizonts“ und „Buccaneers Inn“ heute leider kein Platz im Set war.

Zu guter letzt ist es nun noch an KORPIKLAANI den Deckel drauf zu machen und obwohl die Waldmänner seit Jahren wirklich an jeder Steckdose spielen, geht noch niemand nach Hause. Man könnte meinen, dass das Publikum wohlmöglich langsam aber sicher übersättigt ist, aber im schönsten aller Bundesländer hat man an diesem Abend immer noch richtig Bock auf die Band. Daran kann auch das unglücklicherweise parallel in Frankfurt stattfindende „Heidenfest“ mit Finntroll, Primordial und Eluveitie nichts ändern, dem das finnische Feuer überraschend viele Fans abtrotzen konnte. Frontmann Jonne versteckt sich während seiner Gesangsparts hinter seinem obligatorischen Rentiergeweihmikrofonständer, bewegt sich aber davon abgesehen sehr viel auf der Bühne und sucht die Nähe und den Kontakt zum Publikum, das Korpiklaani anständig abfeiert. Nach der Midtempo-Bandhymne „Korpiklaani“ kommt überraschend früh „Happy Little Boozer“ zum Zuge, das die Methornschwinger im Publikum natürlich in Verzückung versetzt. Mir persönlich wird diese Band trotz sympathischer Art auf längere Zeit etwas zu monoton, aber die Fans halten tapfer durch und die Stimmung auch bis zu den spät gezogenen Jokern „Cottages & Saunas“, „Journey Man“ und „Hunting Song“ hoch. Anschließend folgt der Kehraus nach dem am Ende doch erfolgreichen Kick-off Day der „Finnish Fire“ Tour, bei dem sich auch die Merchverkäufer über gute Umsätze freuen können. Die Besucher hatten jedenfalls ihren Spaß an diesem Donnerstagabend, was will man mehr?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

SetlistFalchion:

Chronicles of the Dead
Shadows in the Wasteland
Immortal Heroes
Kingdom of Dust
Mayhem Machine
Shades of Grey
Evolution in Reverse
Primitive Again

 

Setlist Kivimetsän Druidi:

Blacksmith
Jäässä Verttunut
Halls of Shadowhear
Veljet
Pedon Loitsu
Burden
Verivala
The Tyrant
Viimeinen Peikkokuningas
Korpin Laulu
Mustan Valtikan Aika

 

Setlist Battlelore:

Intro / Storm of the Blades
House of Heroes
The Great Gathering
Green Dragon
The War of Wrath
Guardians
We are the Legions
Moontower
3rd Immortal
---
Journey to Undying Lands

 

Setlist Korpiklaani:

Wooden Pints
Kantaiso
Viima
Korpiklaani
Happy Littel Boozer
Tuli Kokko
Orbina
Kipumylly
Keep on Galloping
Pellonpekko
Paljon on Koskesse Kivia
Cottages & Saunas
Journey Man
Hunting Song

 

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