Bands:

Dark Tranquillity + Poisonblack, Fear my Thoughts
Location: Underground Köln

Datum:

11.11.2008
Tour: Where Death is most Alive Tour 2008

 

Muhaha, alle mal lustig sein. Humorlegasteniker und notorische Spaßbremsen können endlich wieder “lustig” sein, denn es ist der Tag, an dem die 5. Jahreszeit eingeläutet wird. Und ich habe auch noch das Glück ausgerechnet an diesem Abend in die Narrenhochburg Köln zu tingeln. Doch der Metalgott ist auf meiner Seite, denn die heutige Show im Kölner Underground ist seit Tagen restlos ausverkauft und verspricht eine mehr als sehenswerte Gegenveranstaltung zum Pappnasenwahn zu werden. Zumindest auf dem Papier eine sehr sehenswerte Konstellation.

Den Anfang im bereits aus allen Nähten platzenden Underground machen die Freiburger Grenzgänger FEAR MY THOUGHTS, deren aktuelles Album „Isolation“ zu den positiven Überraschungen des bisherigen Musikjahres gezählt werden darf. Auf der kleinen, sehr flachen Bühne ist leider nur wenig Platz für die Musiker, um sich zu bewegen und Meter zu machen, aber das Quintett versucht, das Beste daraus zu machen und präsentiert eine gute halbe Stunde lang einen Querschnitt ihres Schaffens. Der Teil des Publikums, der die Band bereits kennt und im Optimalfall sogar wegen dem sympathischen Jungs gekommen ist, teilt sich unterdessen offensichtlich in ein Pro- und ein Contra-Neues-Album Lager auf, da sich mal die eine, mal die andere Fraktion bei den entsprechenden Songs zurückhält oder eben wieder mehr Einsatz zeigt. Vor allem Sänger Martin fällt durch seine vielseitige Stimme positiv auf. So schlagen sich Fear my Thoughts am Ende sehr passabel, wenngleich „Throught the Eyes of God“ leider im Set fehlt. Direkt weiter geht es mit den Womanizern im Tourpaket, nämlich POISONBLACK aus Finnland. Selbige verdanken ihren guten Ruf natürlich zu großen Teilen ihrem Frontmann Ville Laihiala, dessen Sentenced-Vergangenheit nach wie vor wie ein Schatten über der Band hängt, was natürlich durchaus seine Vorteile haben kann. Etwa an diesem Abend, an dem man nicht wenige (größtenteils weibliche) Fans vor Ort hat und somit schon mit dem Opener „Left Behind“ von der aktuellen Platte offene Hös... äh... Türen einrennt. Im weiteren Verlauf hat man mit alten und neuen Fanlieblingen wie „The Kiss of Death“, „Bear the Cross“ und „Rush“ natürlich keinerlei Probleme mehr, sodass der Beifall zurecht bisweilen headlinerwürdige Ausmaße annimmt. Allen Anschein nach können Poisonblack in naher Zukunft auch als Hauptattraktion auf Tour gehen, zumindest im Rheinland wäre die Show wohl gut besucht. Überhaupt hätte man für diese Tour durchaus eine etwas größere Halle buchen können, da am Ende doch einige Fans im naiven Glauben an die Abendkasse leer ausgegangen sind (Intern: Dumm gelaufen @ ME ;-)  ).

Wo Poisonblack mit Villes Charisma schon leichtes Spiel haben, gleicht die Darbietung von Ober-Sympath Mikael Stenne einem Triumphzug. Der Schwede ist einfach einer der nettesten Kerle im Metal-Zirkus und zudem ein absoluter Kumpeltyp, der bei jeder Show unentwegt den Kontakt mit dem Publikum sucht und es schafft, Abend für Abend die gleiche Begeisterung für seinen Job an den Tag zu legen und auf das Publikum zu übertragen. Wen wundert es da, dass DARK TRANQUILLITY gleich zu Beginn mit den an Position 2 und 3 platzierten „The New Build“ und „Focus Shift“ beide Bands vor sich in Sachen Publikumslautstärke fast schon frech in die Tasche stecken? Und das wohlgemerkt, obwohl der Sound während der ersten Viertelstunde verdammt matschig und undifferenziert ist. Niclas Sundins Gitarre ist kaum aus der Pampe herauszuhören, das Keyboard ist viel zu leise und der Gesang dafür zu laut. Doch die Schweden können hier und heute rein gar nichts falsch machen und auch wenn die ersten Hits vom Soundmann bzw. der Anlage leider noch völlig verschandelt werden, so ist doch spätestens mit dem lautstark gefeierten „Lost to Apathy“ bei deutlich besserem Sound die Messe gelesen. Ab jetzt gibt es nur noch kleinere Stimmungslöcher, für die man allerdings mit dem göttlichen „Misery’s Crown“ fürstlich entlohnt wird, da der ganze Saal nur auf diese Nummer gewartet zu haben scheint, die von nahezu jedem Anwesenden frenetisch mitgeschmettert wird und bei „I gave up all for nothing, I tried my best and failed...“ für die absolute Gänsehaut sorgt. Eine Zugabe gibt es heute nicht wie Mikael nach etwa 70 Minuten mitteilt, da man sich dazu entschlossen hat auf dieser Tour einen Nachschlag von 3 Songs einfach direkt dran zu hängen und sich das runter und wieder hoch zu sparen. „The Mundane and the Magic“, „Final Resistance“ und „Terminus“ bilden somit die Letzte Ölung, wobei man sich bei ersterem leider damit abfinden muss, dass die Vocals von Nell Siglund (Theatre of Tragedy) suboptimalerweise aus der Konserve tönen müssen. Funktioniert trotzdem überraschend gut und sorgt für überaus zufriedene Gesichter allerseits, die zufrieden auch die Kälte auf dem Nachhauseweg billigend in Kauf nehmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mir der Start in den Karneval das letzte Mal ein solch zufriedenes Grinsen aufs Gesicht gezaubert hat. Oder vielleicht doch: Seinerzeit war ich wohl 6 Jahre alt und durfte zum ersten Mal mein neues Indianerkostüm inklusive Flinte ausführen. Auch nicht sooo schlecht, oder?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

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