Bands:

Megadeth + Mercenary, Evile

Location: Hugenottenhalle Neu-Isenburg

Datum:

11.03.2008

 

Trotz aller Allüren, immer wieder auftretender Unzurechnungsfähigkeiten und seiner Kantigkeit gehört Dave Mustaine noch immer zu den großen Idolen des internationalen Metal-Zirkus. Mit dem aktuellen Album „United Abominations“ im Rücken ist der Sänger und Gitarrist mit seinen Mitstreitern von Megadeth derzeit auf Tour durch Europa, wo ihm auch die Hugenottenhalle in Neu-Isenburg einen stürmischen Empfang bereitete, doch dazu später mehr.

Zuerst aber versuchten ein paar britische Thrasher der alten Schule ihr Glück beim hessischen Publikum. Zwar erst 2004 gegründet klingen die vier Herren von EVILE dennoch als wären sie mitten in den 80ern stehen geblieben. Das gilt auch für einen nicht geringen Anteil der Besucherschaft an diesem Tag, welche in der Lobby nicht zuletzt aufgrund der mitunter betagten Tourshirts des Headliners auf ein gehobenes Durchschnittsalter schließen ließ. Ein kleiner Trugschluss, denn viele jüngere Besucher hatten sich bereits frühzeitig die Plätze in den vorderen Reihen gesichert. Mit ihrem absolut trend- und modernefreien Thrash Metal schienen die höflichen Engländer zumindest einen Teil des Publikums für sich begeistern zu können, wobei auch einige eigene Fans den Weg nach Südhessen gefunden hatten. Das Problem an dieser Nostalgiedarbietung war ein anders, nämlich die Tatsache, dass die irgendwie zu vertraut klingende Kost zu wenige echte Hinhörer aufwies, wodurch das Programm – obgleich handwerklich einwandfrei umgesetzt – sich nicht wirklich im Gedächtnis festsetzen wollte. Deutlich moderner und zugleich hymnischer sind da schon die Dänen MERCENARY. Dafür ist der Sound der Band allerdings auch eher ungewohnt für das Thrash-Publikum vor der Bühne. Dementsprechend erfreuten sich zwar die wenigen angereisten Fans der Truppe an Nackenbrechern wie „Soul Decision“ oder dem finalen Brett „11 Dreams“, doch dem  (deutlich in der Überzahl befindlichen) Traditionalisten-Lager schien der bisweilen komplexe Mix aus Power und Death Metal nicht so recht ins konservative Weltbild zu passen. Entsprechend zurückhaltende Reaktionen konnte der wie immer bewegungsfreudige Mikkel Sandagar sammeln, der sich stimmlich keinerlei Blöße gab. Zumindest bekamen die Anhänger in Form von „Embrace the Nothing“ einen netten Vorgeschmack auf den kommenden Dreher „Architect of Lies“, wenngleich einige Hit-Standarts wie „Redefine Me“ und „Firesoul“ leider dem Zeitrahmen zum Opfer fielen.

Dass der Großteil der Anwesenden nur für Megadave und seine Truppe angereist waren, wurde schon mit den letzten Tönen von Mercenary klar, als die ersten – vorerst noch verhaltenen – Sprechchöre nach der BayArea-Legende riefen. Als nach dem Bühnenumbau dann das Saallicht ein letztes mal erlosch, schwappte die erste größere Jubelwelle in Richtung Bühne, gefolgt von den nächsten, nun deutlich lauteren „MEGADETH!“-Schlachtrufen. Mit den ersten Tönen von „Sleepwalker“, dem Opener des aktuellen Albums, waren die Headbanger dann – es wird niemanden überraschen – sofort textsicher zur Stelle. Gut für den anfangs gesanglich kaum zu vernehmenden Mr. Mustaine, der sich erst nach dem an Position 4 platzierten Evergreen „Skin O my Teeth“ für direkte, aber auch nicht ausladende Worte an seine euphorische Anhängerschaft entschied. Dem anschließenden, abermals von „United Abominations“ stammenden „Washington is next“ sollten dann aber vor allem etablierte Gassenhauer folgen, von denen man besonders das wiedererstarkte und jüngst in einer neuen Version mit Lacuna Coil Frontfrau Cristina Scabbia aufgenommene „A Tout le Monde“, sowie die unverwüstlichen Referenzstücke „Symphony of Destruction“, „Peace Sells“ und den Rausschmeißer „Holy Wars“ als absolute Stimmungsvolltreffer aufführen muss. Überhaupt muss man genau genommen auch als eher neutraler Besucher einen kleinen Triumphzug des großen Musikers mit dem noch größeren Ego attestieren. Denn Dave Mustaine ist zwar alles andere als uneingeschränkter Sympathieträger an allen Fronten, doch für seine Fans machen gerade die Ecken und Kanten den Reiz an ihrem Idol aus. Und dass ihm seine Anhänger zu Füßen liegen, konnte man an diesem Abend in Neu-Isenburg sehen. Manche Truppen sind einfach unkaputtbar.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Mercenary:

Soul Decision
Embrace the Nothing
My Secret Window
My World is Ending
World Hate Center
11 Dreams

 

Setlist Megadeth:

Sleepwalker
Wake up Dead
Take no Prisoners
Skin ‘O my Teeth
Washington is next
Kick the Chair
In my Darkest Hour
Hangar 18
Gears of War
A Tout le Monde
Tornado of Souls
Ashes in your Mouth
Burned Ice
Symphony of Destruction
Trust
Peace Sells
Holy Wars